München. . „Ich war schon immer schüchtern“, sagt der Spanier Juan Bernat mit gesenktem Blick, „aber auf dem Platz verliere ich meine Scheu.“ Dass sich der Bayern-Neuzugang bereits eindrucksvoll ins Guardiola-Ensemble eingefügt hat, gerät bei den Lobeshymnen um Robben und Co., leicht in Vergessenheit.

Mit hängenden Schultern sitzt er da, nur kurz schaut er auf, der direkte Blickkontakt mit seinem Gegenüber gerät meist flüchtig. Und weil Juan Bernat Velasco während seiner Sätze auch immer wieder mit den Schultern zuckt und die Mundwinkel nach unten zieht, fügt sich sein Auftreten in seine Selbsteinschätzung. „Ich war schon immer schüchtern“, sagt der Spanier mit gesenktem Blick, „aber auf dem Platz verliere ich meine Scheu.“

An diesem Mittwoch tritt der FC Bayern zum vierten Gruppenspiel in der Champions League gegen den AS Rom an (20.45 Uhr/). Schon mit einem Unentschieden wäre der vorzeitige Achtelfinaleinzug erreicht, zwei Spieltage vor Abschluss der Gruppenphase. Gewinnen die Münchner, ist sogar der Gruppensieg eingetütet, so früh, wie von keiner anderen deutschen Mannschaft zuvor auf Europas edelster Bühne im Klubfußball.

89 Prozent der Pässe sitzen

Nach dem 7:1-Auswärtsspektakel vor zwei Wochen bei der Roma stehen die Chancen darauf sehr gut. Zwar werde die Partie nun „eine schwierigere Aufgabe als die im Hinspiel“, sagt Philipp Lahm. Die vorsichtige Wortwahl ist wohl vor allem jener Zurückhaltung geschuldet, die von Profis erwartet wird. Dass es nach der WM und zahlreichen Verletzungsausfällen so gut läuft beim FC Bayern, davon sind sie alle überrascht im Verein. Das gilt auch für Juan Bernat, vor allem in eigener Sache. Als „der große Unbekannte“ und als „ein Experiment, keine sichere Bank“, ist der 21-Jährige nach seinem Wechsel im Sommer vom FC Valencia eingeschätzt worden. Die zehn Millionen Euro Ablöse galten als stolzer Preis, der Fünfjahresvertrag bis 2019 als erstaunlich lang angelegt.

Nach den bisher 16 Pflichtspielen inklusive Supercup wird Bernat immer noch ein bisschen verkannt, wenngleich auf höherem Niveau. Der ehemalige Außenstürmer ist der am wenigsten beachtete Stammspieler von Trainer Pep Guardiola, mal als linker Außenverteidiger, mal im linken Mittelfeld. Heimlich, still und überzeugend hat er bisher in allen Pflichtspielen mitgewirkt. Nebenbei hat er sich in einigen Bestenlisten nach oben geschoben.

Mit seiner Passgenauigkeit von 89 Prozent zum Beispiel, mit der er in der Bundesliga Maßstäbe setzt, mit seiner Sprintstärke, die in München nur Arjen Robben übertrifft. Und mit seinem fleißigen, aggressiven und mannschaftsdienlichen Stil, mit dem er mehr Anteil an der aktuellen Erfolgsserie hat, als wahrgenommen wird. Bernat ist kein Spektakelkicker wie viele seiner Kollegen, doch erstaunlich sind seine Leistungen allemal: Da weiß einer genau, welche Chance sich ihm in München bietet.