Gelsenkirchen. Janik Bachmann ist Schalkes Allrounder, kam schon auf vielen Positionen zum Einsatz. Er hat schon viele Vereine erlebt.
Nein, Janik Bachmann hatte mit diesem Anruf nicht gerechnet. Er soll sogar sehr überrascht gewesen sein, als ihm sein Beraterteam übermittelte, dass sich der FC Schalke 04 nach ihm erkundigt hätte. Eigentlich stand er im reifen Fußball-Alter von 28 Jahren vor einer ungewissen Zukunft, war zweimal in Folge aus der 2. Bundesliga abgestiegen, zuerst mit dem SV Sandhausen (2023), dann mit Hansa Rostock (2024). Dort war er nicht einmal mehr Stammspieler. Und dann meldete sich Schalke.
Schalkes Janik Bachmann – aufgewachsen in Südhessen
Auch wenn er erneut in den Abstiegskampf verwickelt ist, zog die 1,96 Meter große Allzweckwaffe mitten in turbulenten Wochen ein Zwischenfazit, wie es aus königsblauer Sicht kaum positiver sein könnte: „Es ist für mich alles sehr positiv. Ich bin nach sehr guten Gesprächen hierher gekommen, habe mich riesig darauf gefreut, dieses Trikot tragen zu dürfen. Ich genieße es jeden Tag.“
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Bachmann, seit dem Übergang vom Jugend- in den Seniorenbereich ein Wandervogel, hat sich mit seiner Frau Larissa und den Kindern auf einen längeren Aufenthalt im Ruhrgebiet eingestellt. Er hat einen bis Juni 2027 gültigen Dreijahresvertrag unterschrieben. Aufgewachsen ist er in Groß-Umstadt in Südhessen, rund 300 Kilometer von Gelsenkirchen entfernt. Ganz in der Nähe bei Darmstadt 98 wurde er ausgebildet, schaffte in der Saison 2014/2015 nach dem Übergang von der U19 aber den Sprung zu den Zweitliga-Profis nicht. Er wechselte in die U23 von Hannover 96, blieb zwei Jahre in der Regionalliga Nord (55 Spiele, 1 Tor), Eine Profiperspektive bekam er aber auch in Hannover nicht.
Schalke: Janik Bachmann spielte dreieinhalb Jahre in der 3. Liga
Auf seine Zeit in Niedersachsen folgten dreieinhalb Jahre in der 3. Liga - mit sieben Toren und fünf Vorlagen in 94 Spielen für den Chemnitzer FC (2017/2018), die Würzburger Kickers (2018/2019) und den 1. FC Kaiserslautern (2019 bis Januar 2021). Er entwickelte sich zum Allrounder, die bei Trainern stets sehr beliebt sind. Mal wurde er als Innenverteidiger eingesetzt, häufig im defensiven Mittelfeld, von einigen Trainern aber auch im offensiven Mittelfeld, um dank seiner Kopfballstärke hohe Bälle zu gewinnen und auf die schnellen Außenspieler zu passen.
Darauf wurde der ewige Zweitliga-Abstiegskandidat SV Sandhausen aufmerksam und holte Bachmann in den Hardtwald. Gelang zweimal (Rückrunde 2021, 2021/2022 der Klassenerhalt), stieg Sandhausen in der Saison 2022/2023 ab. 77 Spiele hatte Bachmann für den kleinen Klub bestritten, stand auch beim auf Schalke legendären Spiel auf dem Platz, das die Königsblauen durch einen Doppelpack von Simon Terodde mit 2:1 gewannen und drei Spieltage vor Saisonende 2022 an die Tabellenspitze sprangen. Trotz des Abstiegs blieb Bachmann zweitklassig. Doch in Rostock kam er nie richtig an. Nur 16-mal stand er in der Startelf, in der Rückrunde saß er teilweise nur auf der Tribüne. Auf den erneuten Abstieg folgte die Zukunftsangst.
Zwei Vorlagen in zwölf Pflichtspielen für Schalke
Dann rief Schalke ein. Begeisterung im königsblauen Umfeld rief die Verpflichtung nicht hervor. Für die von Sportchef Ben Manga oft angepriesene Kaderwertentwicklung steht Bachmann nicht. Er ist keiner, dessen Trikot die Verkaufsrangliste anführen wird. Stark genug für die Bundesliga ist er auch nicht. Aber was spricht für ihn? Vor allem die Tatsache, dass er überall eingesetzt werden kann. Auch die Trainer Karel Geraerts und Kees van Wonderen setzten Bachmann auf verschiedenen Positionen ein. „Ich bin relativ laufstark, habe einen guten Abschluss, einen guten Riecher“, so charakterisiert er sich selbst. Am liebsten sei er der „Box-to-box“-Spieler auf der Acht im Zentrum. Zuletzt war er unter van Wonderen sogar auf der Zehner-Position gefragt - aber nicht als technisch starker Ballverteiler. „Ich habe da mehr Freiheiten, aber die Philosophie dahinter ist auch, dass ich nicht nur vorne in die Box gehe, sondern auch mal hinten aushelfe. Auch das macht mir Spaß“, sagte er. 12 Pflichtspiele hat er bestritten, dabei zwei Tore vorgelegt.
Im bisher letzten Spiel beim Hamburger SV (2:2) sah er vor dem Ausgleichstor Kenan Karaman und spielte einen perfekten Querpass. „In der ersten Halbzeit waren wir zu passiv. In der Pause haben wir uns gefangen, Kenan Karaman hat auf den Tisch gehauen, eine Wutrede gehalten. Das gehört sich auch so. Wir haben gesagt, dass wir ein anderes Gesicht zeigen, mutig aufspielen wollen“, sagte er.
Doch wohin geht die Schalker Reise? Eins hebt Bachmann auffällig oft hervor: den Teamgeist. „Wir haben ein geiles Klima in der Mannschaft, eine gute Hierarchie. Jeder versteht sich mit jedem gut, auch wenn immer viele verschiedene Sprachen zu hören sind. Spiele wie gegen Hamburg sind wichtig, wo auch die Ersatzbank bei den Toren ausflippt, wo wie eine schöne Busfahrt haben“, erklärte er. Die Mentalität scheint der größte Unterschied im Vergleich zur Vorsaison zu sein, als Schalkes Mannschaft zerstritten war.
Wortkarg gab sich Bachmann nur mit Blick auf den nächsten Gegner, seinen Ex-Klub FCK. „In der 2. Liga kann jeder jeden schlagen. Wir fokussieren uns von Spiel zu Spiel. Ausruhen können wir uns nicht, nur weil wir drei Spiele lang nicht verloren haben“, sagte er im Floskel-Style. Und der FCK? „Wir machen Videoanalysen und schauen, wie wir sie am besten verteidigen können.“ Eine langweilige Analyse für einen, der schon viel in seiner Karriere erlebt hat.
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