Gelsenkirchen. Kees van Wonderen lobt seinen „Libero“ Paul Seguin in den höchsten Tönen. Der Schalke-Trainer wollte ihm sogar noch Standing Ovations ermöglichen.

In der vierten Minute der Nachspielzeit leuchtete in Rrt die Nummer sieben auf der kleinen Anzeigetafel am Spielfeldrand auf. Mit schnellen Schritten lief Schalkes Mittelfeldspieler Paul Seguin zur Bank und klatschte mit seinem Kollegen Lino Tempelmann ab, der für ihn ins Spiel kam. Zelebriert wurde die Auswechslung nicht – was Trainer Kees van Wonderen wunderte. „Ich habe Paul kurz vor Schluss ausgewechselt, damit er sich den Applaus der Fans abholt“, erzählte der Niederländer nach dem 2:0-Heimsieg gegen Jahn Regensburg und fragte dann die Journalisten: „Gibt es hier so etwas nach einem guten Spiel nicht?“

Die Auswechslung wurde von den rund 60.000 Fans in der Arena gleichermaßen hingenommen wie von Paul Seguin selbst – wenngleich der 29-Jährige am Sonntag tatsächlich der beste Mann bei den Königsblauen war. „Für mich war Paul überragend, er war unglaublich“, schwärmte van Wonderen. „Er hat das Spiel bestimmt – von rechts nach links.“

Schalke-Profi Paul Seguin mit 131 Ballaktionen gegen Regensburg

Die gute Leistung war eng mit einer taktischen Umstellung im Schalker Spiel verknüpft, denn Mittelfeldspieler Seguin ließ sich im Aufbau zwischen die beiden Innenverteidiger zurückfallen und war so der Dreh- und Angelpunkt bei den Schalkern. In seinen 90 Minuten kam er auf beachtliche 131 Ballaktionen, er spielte 127 Pässe und brachte davon weit über 90 Prozent zum Mitspieler.

Taktgeber im Spiel von Schalke 04: Paul Seguin.
Taktgeber im Spiel von Schalke 04: Paul Seguin. © Getty Images | Lars Baron

„Es war eine Art Libero mit dem Ball“, erklärte Seguin seine Position im Regensburg-Spiel. „Ich habe mich in dieser Rolle wirklich wohlgefühlt und es hat der Mannschaft Sicherheit gegeben. Gerade in der letzten Linie ist das Spiel mit dem Ball sehr wichtig. Die Jungs brauchen jemanden, der sich mit dem Ball etwas traut – und genau das ist mein Spiel. Mit ist das heute ganz gut gelungen.“

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19:04 - Inside Schalke

Mehr Eigenlob war Seguin am nach dem 2:0-Sieg nicht zu entlocken. Dass er vom Trainer für seine Vorstellung auch öffentlich gelobt wurde, freute den 29-Jährigen zwar, Seguin sagte allerdings auch: „Ich brauche keinen Extra-Applaus. Wir haben gegen Regensburg gewonnen, das war eine Pflichtaufgabe. Für ein solches Spiel will ich mich nicht feiern lassen. Klar, ich freue mich, aber ich will so etwas gegen Hamburg zeigen und nicht nur gegen Regensburg.“

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Denn zur Wahrheit gehört: Jahn Regensburg ist abgeschlagener Letzter in der 2. Bundesliga – und spielte in der Gelsenkirchener Arena auch genauso. Auf Schalke schafften es die Gäste aus Bayern weder, sich Torchancen zu erspielen, noch das S04-Aufbauspiel über Seguin zu verhindern. Die Regensburger ließen dem Schalker Taktgeber viel Platz, um das Spiel zu dirigieren. Mit dem Ball am Fuß hatte Seguin mitunter sogar noch Zeit, seine Kollegen zu dirigieren, bevor er seine Pässe spielte.

Schalker Jubel: Die Königsblauen freuen sich über das Tor zum 2:0 gegen Jahn Regensburg durch Moussa Sylla (2. von rechts).
Schalker Jubel: Die Königsblauen freuen sich über das Tor zum 2:0 gegen Jahn Regensburg durch Moussa Sylla (2. von rechts). © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Überbewerten wollen die Schalker und auch Seguin diesen 2:0-Sieg deshalb nicht. „Uns tut der Sieg gut, wir haben etwas Selbstvertrauen getankt“, erklärte der Schalker Aufbauspieler. „Jetzt wollen wir aber auch auswärts mal so weitermachen und dort ein anderes Gesicht zeigen als zuletzt.“ Denn viel ist den Königsblauen in der Fremde in den vergangenen Monaten nicht gelungen – und der kommende Gegner nach der Länderspielpause am 23. November heißt Hamburger SV.

Anders als gegen Regensburg werden die Schalker beim HSV deutlich weniger den Ball haben – ob Seguin da erneut als ungestörter Libero glänzen kann, bleibt demnach abzuwarten. „Es wird ein komplett anderes Spiel“, weiß er selbst. „Aber ich fühle mich in dieser Rolle wohl und zumindest gegen Regensburg hat es doch super funktioniert.“

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