Gelsenkirchen. Schalke gelingt der Befreiungsschlag: Durch den verdienten 2:0-Erfolg über Jahn Regensburg kletterte S04 auf Platz 14.
Wenn in der Halbzeitpause ein paar Fans des FC Schalke 04 via Videowürfel ihre Grüße an die übrigen Zuschauer loswerden dürfen, ist das meist eine muntere, lautstarke Angelegenheit. Diesmal sagte ein S04-Anhänger mit ernsthafter Stimmlage: „Eigentlich wollte ich meiner Freundin heute einen Heiratsantrag machen. Doch drei Punkte sind wichtiger.“ Es ging um viel im Zweitliga-Kellerduell gegen Jahn Regensburg – und Schalkes Profis gingen mit dem Druck bestens um. Sie gewannen mit 2:0 (1:0), verließen die Abstiegsplätze und sicherten eine Woche vor der Mitgliederversammlung (16. November) die Position des umstrittenen Trainers Kees van Wonderen.
Schalke-Trainer van Wonderen muss Kalas ersetzen
Van Wonderen hatte seine Mannschaft auf drei Positionen umgebaut. Er war gezwungen, den abermals verletzten Tomas Kalas (Probleme an der Patellasehne) durch Ron Schallenberg zu ersetzen. In der Offensive rückten Moussa Sylla und Amin Younes für die defensiv denkenden Janik Bachmann und Mehmet Can Aydin in die Startelf.
Diesmal hatte der 55 Jahre alte Trainer Schalke vor 60.755 Zuschauern mit einer klaren Spielidee aufs Feld geschickt. Paul Seguin gab bei den Schalkern als Schlüsselspieler den Ballverteiler, wirkte zwischendurch wie ein Libero der 70er- und 80er-Jahre-Prägung, der mal kurze Pässe versuchte, mal die Außenbahnspieler mit langen Pässen schickte. Die Regensburger verbarrikadierten den eigenen Strafraum ab der ersten Sekunde, allein in den ersten zwölf Minuten kam S04 auf 87 Prozent Dauer-Ballbesitz.
Was logisch und variabel klingt, führte bei aller Dominanz nur zu vier Torschüssen in der ersten Hälfte – aber dank der individuellen Klasse von Kapitän Kenan Karaman zur 1:0-Führung. In der 16. Minute schickte Amin Younes Tobias Mohr, der drang auf der linken Seite fast bis zur Grundlinie vor und spielte einen gescheiten Pass in den Strafraum. Dort drehte sich Karaman um seinen Gegenspieler und schoss den Ball mit Hilfe des Innenpfostens ins Tor – Erleichterung auf Schalke. Auch an Schalkes zweiter Großchance war Karaman beteiligt. Er schickte den aus abseitsverdächtiger Position startenden Sylla auf die Reise, der lief allein auf Torwart Felix Gebhardt zu, schoss diesen jedoch an (35.).
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Das war‘s an nennenswerten Torchancen, unruhig wurde es in der Arena aber nicht: Schalke führte, spielte feldüberlegen, zwischendurch gab es auch mal ein gelungenes Dribbling von Younes – der sehr schwache Gegner, der auf Umschaltmomente hoffte, stellte Schalkes Deckung vor keine Probleme. Chancen hatte er nicht, lediglich zwei Ecken und einige Torannäherungen. Bryan Hein schlug einen ziellosen Pass in den Fünfmeterraum – dort sauste er hindurch, ohne dass ein Stürmer in der Nähe war (12.), Schüsse von Noah Ganaus (14.) und noch einmal Hein (31.) flogen ganz weit am Schalker Tor vorbei. 1:0 führte Schalker zur Pause, außerhalb des Treffers gab es nur eins, was die Fans diskutierten. Stürmer Anthony Modeste (36) sagte Schalke ab, das vermeldete der TV-Sender mitten in der ersten Halbzeit.
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Auch nach der Pause blieben die Gäste respektvoll in ihrer eigenen Hälfte und bewiesen, warum sie die ersten fünf Auswärtsspiele verloren haben. Die Schalker bauten routiniert ihr Spiel auf – weiter über Seguin, der nicht gestört wurde. Diesmal aber spielte Schalkes Offensive effektiver nach vorn. In der 52. Minute wehrte Torwart Gebhardt einen Kopfball von Schallenberg zur Ecke – eine schöne Kombination über Younes und Max Grüger war vorausgegangen. Die anschließende Ecke wurde zunächst abgewehrt und landete bei Mohr. Dessen Flachpass in die Mitte erwischte Sylla, der gekonnt zum 2:0 abstaubte. Es war sein siebtes Saisontor und die Entscheidung. Als Touristen würden sie nicht anreisen, hatte Regensburgs Trainer Andreas Patz vor dem Spiel gesagt. Aber genauso sah das aus. Die in Rot gekleideten Gäste rannten zwar fleißig von links nach rechts und von vorn nach hinten, konnten die Stimmung aufsaugen – den Ball sahen sie selten und mit ihm anfangen konnten sie auch nichts.
Tobias Mohr mit zwei Vorlagen für Schalke
Es ging nur noch um die Frage, wie hoch die Schalker das Schlusslicht besiegen würden. In der 62. Minute hatte Younes die erste Chance, das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. Nach einer Mohr-Flanke, der beinahe zu seiner dritten Torvorlage gekommen wäre, jagte Younes den Ball am Tor vorbei und er vergrub seinen Kopf hinter seinen Händen. Das hätte Schalkes drittes Tor sein müssen. Weitere Chancen vergaben Mohr (67., Schuss geblockt) und Karaman (68., nach Seguin-Flanke zu überrascht). In der 79. Minute stand der Kapitän zum Elfmeter bereit, nachdem er vermeintlich von Torwart Gebhardt gefoult worden war – nach Video-Studium nahm Schiedsrichter Patrick Schwengers die Entscheidung zurück. Es blieb beim 2:0. Schalke kletterte auf den 14. Platz.
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