Ulm. Nicht einmal Pfiffe haben die Schalke-Fans für ihre Mannschaft übrig. Die Stimmung auf der Tribüne droht zu kippen.
Mehr als 500 Kilometer trennen Gelsenkirchen und Ulm – und trotzdem rissen sich die Fans von Schalke 04 im Vorfeld des Zweitligaspiels im Donaustadion regelrecht um die Tickets. Tausende S04-Anhänger gingen auf ihrer Jagd nach Eintrittskarten leer aus, sodass „nur“ rund 2000 Schalker im Stadion waren.
Mit gutem Fußball wurden die Fans allerdings nicht belohnt. Mit Mühe erkämpfte sich Schalke ein 0:0 beim Aufsteiger. Der erhoffte Befreiungsschlag im Zweitliga-Abstiegskampf war das nicht – ganz im Gegenteil. Denn die Krise auf Schalke spitzt sich weiter zu: Mit nur neun Punkten nach elf Saisonspielen reicht es derzeit nur für den Abstiegs-Relegationsrang. Es droht die nächste Albtraum-Saison mit Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag.
Schalke-Fans zeigen Choreo in Ulm
Dabei hatten die Fans in Ulm alles gegeben, um die Mannschaft zu unterstützen. Schon vor dem Anpfiff präsentierten die Anhänger eine Choreografie mit XXL-Blockfahne und der Aufschrift „Vorwärts FC Schalke“. Passend dazu wurden im Vorfeld des Spiels spezielle Choreo-Schals verkauft, die im Bock hochgehalten wurden. Die Bilder waren beeindruckend.
Auch während der Partie wurde das Team trotz der schwachen Leistung lautstark unterstützt. Die Geduld der Fans endete erst mit dem Abpfiff. Als die Schalke-Profis zur Gästekurve trotteten, um sich für den Support zu bedanken, reagierten die meisten Fans mit Schweigen. „Gesagt haben sie nicht viel“, bestätigt Kapitän Kenan Karaman auf WAZ-Nachfrage. Einzelne Beschimpfungen wurden zwar in Richtung der Spieler gerufen, doch von den meisten Anhängern wurden sie ignoriert – eine Höchststrafe. Die Fans waren bedient, hatten dem Team offenbar nichts mehr zu sagen.
Dem 30 Jahre alten Karaman ist anzumerken, dass ihn das Schweigen der Anhänger beschäftigt. „Wir dürfen nicht zulassen, dass es ein Dauerzustand wird“, warnt Karaman. „Sonst kann es ganz gefährlich werden.“ Denn klar ist: Ohne die Unterstützung der Anhänger – gerade in der heimischen Arena – dürfte es noch schwerer werden, die Saison noch zu retten.
Schalke-Kapitän Karaman: „Müssen für ein Funkeln sorgen“
„Wir wissen genau, dass die Fans nicht zufrieden sind“, sagt Karaman. „Unsere Aufgabe ist es jetzt, den Fans schleunigst wieder etwas zurückzugeben. Wir müssen für ein Funkeln sorgen.“ Dass die Mannschaft in dieser Krise nicht mehr bedingungslos unterstützt wird, hält Karaman für angemessen. „Die Fans dürfen auch mal unzufrieden sein. Da müssen wir als Mannschaft durch!“
Auch Verteidiger Derry John Murkin hat Verständnis für den Unmut der Schalker im Block. „Sie sind sechs Stunden angereist und wir haben es wieder nicht geschafft, Tore zu schießen“, sagt der 25 Jahre alte Engländer. Schon in Augsburg am Dienstag unterlagen die Schalker mit 0:3, waren weitgehend chancenlos. „Zwei Spiele, kein Tor in dieser Woche, das ist viel zu wenig.“
Offensivspieler Amin Younes schließt sich seinen Teamkollegen an, betont aber auch: „Jetzt sind wir gefragt.“ Im Heimspiel gegen Regensburg am kommenden Sonntag (13.30 Uhr/Sky) ist ein Sieg für die Königsblauen Pflicht. Die Hoffnung auf die Kehrtwende haben die Schalke in jedem Fall noch nicht verloren. „Ich denke, dass wir die Fans im Laufe der Saison wieder voll und ganz hinter uns bekommen“, erklärt Kapitän Kenan Karaman.
Blind darauf verlassen sollten sich die Profis allerdings nicht.
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