Ulm. Amin Younes hatte Schalkes größte Chance beim 0:0 in Ulm. Über seinen Fitnesszustand hat er eine andere Meinung als sein Trainer.
Zwei Minuten waren noch zu spielen, viel war der Offensive des FC Schalke 04 im Zweitliga-Kellerduell beim SSV Ulm 1846 bis dahin nicht gelungen. Mit dem 0:0 schien Trainer Kees van Wonderen zufrieden zu sein, warf nicht alles nach vorn, um aus einem drei Punkte zu machen. Dann wagte der soeben eingewechselte Anton Donkor einen Sprint über die linke Seite, spielte Amin Younes, ebenso eingewechselt, an. Der Ex-Nationalspieler setzte sich gegen drei Ulmer Abwehrspieler durch, schoss zweimal aufs Tor - zwei Matchbälle. Doch zunächst klärte Romario Rösch auf der Torlinie, dann Torwart Niklas Thiede. Vergeben. Es blieb beim 0:0.
Schalke-Profi Younes: „Fast alles richtig gemacht“
„Es kam zu dieser Situation im Strafraum“, schilderte Younes auf Nachfrage dieser Redaktion später diese Szene. „Anton setzt sich super durch auf der linken Seite, spielt einen guten Ball in die Mitte. Danach war bei mir sehr viel Instinkt dabei. Ich verzögere gut, mache fast alles richtig - aber zweimal wird auf der Linie geklärt. Vielleicht hätte ich hoch schießen müssen.“
Trotz dieser Chance bemühte sich der 1,68 Meter kleine Techniker gar nicht darum, das schönzureden, was vor seiner Doppelchance nicht funktioniert hatte. „Wir müssen uns mit dem Ball noch mehr erspielen. Das muss Maßstab sein von Schalke 04“, sagte Younes, der den Fan-Frust gut nachvollziehen konnte. Nach dem Spiel applaudierten die Fans nicht, sie schimpften auch nicht - sie pfiffen nur, als die Spieler ihrer Meinung nach zu früh wieder in die Kabine gingen. „Schön ist das nicht“, sagte Younes. „Aber die Leute reisen durch ganz Deutschland, nehmen ganz viel auf sich, um uns spielen zu sehen. Dafür kommt spielerisch viel zu wenig dabei rum. Deshalb kann ich den Frust komplett nachvollziehen. Wir sind jetzt gefragt.“
Die Einstellung der Schalker Mannschaft wollte Younes aber nicht kritisieren. „Ich habe keinen Spieler gesehen, der nicht wollte. Wir hatten uns viel vorgenommen, jeder einzelne hat sehr engagiert gespielt. Klar ist aber, dass wir in unserer Situation nicht vor Selbstvertrauen strotzen“, sagte er. Sein Rezept gegen die Tor- und Ergebnisflaute: „Wir brauchen Siege, Siege, Siege. Egal wie, er muss mal zustande kommen.“
Schalke: Younes mit zwei Vorlagen in neun Spielen
Für Younes läuft die Saison bisher nur halb nach Wunsch. Nach langer Vereinslosigkeit kam der frühere Frankfurt-, Ajax- und Neapel-Profi Ende vergangener Saison auf Vermittlung des damals noch neuen Kaderplaners Ben Manga nach Gelsenkirchen, trainierte zunächst mit der U23, unterschrieb im Sommer einen Profivertrag. Inzwischen kommt er auf neun Einsätze, legte dabei zwei Tore vor. Sein Doppelpass mit Kenan Karaman im Spiel gegen Hertha BSC (2:2) war der spielerische Höhepunkt der Saison. Jeder Schalker sieht, dass Younes zu den technisch besten Schalkern gehört.
Schalke: Van Wonderen wechselte erst spät
Warum kam er dann erst in der 72. Minute in Ulm ins Spiel? In der Englischen Woche hatte Younes das Pokalspiel am Dienstag beim FC Augsburg (0:3) verpasst, er war nicht einmal im Kader. Am Mittwoch reiste er mit dem Zug nach, gehörte dann zwei Tage später zum Kader. Van Wonderen und er waren verschiedener Meinung über seine Spielfähigkeit. „Amin war verletzt, er ist deshalb später in dieser Woche zur Mannschaft gekommen. Er ist immer noch nicht auf einem Level, auf dem man sein müsste, um dieses Spiel durchzuspielen. Aber er zeigt schon seine Einzelaktionen, kurz vor Schluss hätte er das Tor treffen können.“
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Warum Younes trotz der spielerisch schwachen Vorstellung erst so spät kam - es war ohnehin Schalkes erster Wechsel? Das erklärte van Wonderen so: „Wenn man sieht, was wir nur drei Tage zuvor in Augsburg gezeigt haben, dann braucht man eine Halbzeit, um wieder in den Rhythmus zu kommen. So lange spürt man die Belastung aus dem Spiel zuvor noch. Deshalb wollte ich noch abwarten, wie das Spiel nach der Halbzeitpause weiterläuft, um dann gegen Spielende zu tauschen.“
Younes sah das etwas anders als sein Trainer. Auf die Frage dieser Zeitung, wie er seinen Fitnesszustand bewerten würde, sagte er: „Ich fühle mich gut. Ich bin verfügbar, ich bin fit. Letztendlich stellt der Trainer auf.“
Es scheint Gesprächsbedarf zwischen Techniker und dem eher defensiv denkenden Trainer zu geben. Aber auf Schalke müssen gerade noch viel mehr Gespräche geführt werden, um die Offensive zu verbessern. Am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) kommt Jahn Regensburg in die Arena - das nächste Kellerduell.
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