Gelsenkirchen. Justin Heekeren schwächelte zuletzt und fehlt bei Schalke 04 nun angeschlagen. Was der neue Trainer Kees van Wonderen über den Konkurrenzkampf im Tor sagt.

Justin Heekeren schaut dem Ball noch hinterher – vergeblich. Schon im Moment, als der Torwart von Schalke 04 gesehen hat, dass der Schuss von Michael Cuisance im Tor landet, dürfte Heekeren geahnt haben, dass in der Gelsenkirchener Arena viele Augen auf ihn gerichtet sein werden. Denn der Schlussmann hat böse gepatzt. Der Schuss von Cuisance war zwar hart, doch zentral geschossen. Von Heekerens Fäusten rutschte er unglücklich ins Tor.

Während der Offensivspieler von Hertha BSC diesen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0 im Samstagabend-Spiel bejubelte und vor Freude auf die Knie rutschte, ärgerte sich der Torwart sichtlich über den Fehlgriff. Wütend bolzte Heekeren den Ball in die Luft.

Schalke: Trainerwechsel sorgt für neuen Konkurrenzkampf im Tor

Im Laufe der Partie zwischen Schalke 04 und Hertha BSC wurde dann deutlich: Dieser Fehler hat beim 23 Jahre jungen S04-Torwart Spuren hinterlassen. Der sonst so spielstarke Heekeren wirkte verunsichert, leistete sich Fehlpässe im Aufbau und auch bei hohen Bällen machte er mehrfach keine gute Figur. In der Schlussphase verletzte sich der Schlussmann sogar noch leicht, musste behandelt werden – der negative Höhepunkt eines rundum gebrauchten Tages für ihn.

Dem Ex-Oberhausener stehen auf Schalke unruhige Tage bevor, denn sein Status als Stammtorwart wackelt. Zwar stärkte Kapitän Kenan Karaman dem 23-Jährigen nach dem Hertha-Spiel noch den Rücken, indem er sagte: „Justin ist ein guter Torwart, die ganze Mannschaft steht hinter ihm.“ Doch unter den Fans mehren sich die kritischen Stimmen über Heekeren. Wohl auch weil sie wissen: Ron-Thorben Hoffmann (25), der im Sommer für die Torhüter-Position geholt wurde, sitzt seit Saisonbeginn überraschend nur auf der Bank und wäre bereit für Einsätze.

Torwart Justin Heekeren hat sich gegen Hertha BSC einen Patzer geleistet. Sein Stammplatz bei Schalke 04 wackelt.
Torwart Justin Heekeren hat sich gegen Hertha BSC einen Patzer geleistet. Sein Stammplatz bei Schalke 04 wackelt. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Schalke: Justin Heekeren fehlt zu Wochenbeginn angeschlagen

Klar ist: Mit dem Amtsantritt des neuen Trainers Kees van Wonderen wird der Konkurrenzkampf auf Schalke neu entfacht – auch, was die Torwartposition angeht. Bis zum nächsten Zweitligaspiel bei Hannover 96 am 19. Oktober hat der Niederländer zwei Wochen Zeit, um sich Hoffmann und Heekeren genau anzuschauen und seine Nummer eins zu wählen. Dass sich Ex-Trainer Karel Geraerts im Sommer auf Heekeren festgelegt hatte und der Herzensschalker in den ersten acht Ligaspielen zwischen den Pfosten stand, dürfte inzwischen kaum noch Bedeutung haben.

Bitter für Heekeren: Am Montag fehlte er angeschlagen im Training, zeigen kann sich also vorerst nur sein Konkurrent Hoffmann.  
Dass es ein Duell um den Platz zwischen den Pfosten gibt, sieht der neue Coach Kees van Wonderen grundsätzlich positiv. „Konkurrenzkampf macht einen besser. Es braucht Konkurrenz, das nicht schlechtes – auch nicht bei Torhütern“, sagte er auf WAZ-Nachfrage. „Es gibt immer einen Kampf um den einen Platz im Tor. Für einen Trainer und den ganzen Verein ist es schön, dass wir mehrere gute Torhüter haben.“ 

Der Konkurrenzkampf tobt: Schalkes Torhüter Justin Heekeren (links) und Ron-Thorben Hoffmann stehen vor wichtigen Trainingswochen.
Der Konkurrenzkampf tobt: Schalkes Torhüter Justin Heekeren (links) und Ron-Thorben Hoffmann stehen vor wichtigen Trainingswochen. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Statistik: Schalke-Torwart Justin Heekeren kassiert mehr Tore als statistisch erwartbar

Nicht nur wegen seines Fehlers gegen Hertha BSC konnte Justin Heekeren in der laufenden Saison wenig Eigenwerbung betreiben. Von den 19 Gegentreffern ging zwar wirklich nur der Cuisance-Schuss vom Samstagabend klar auf seine Kappe, trotzdem war Heekeren nie der Fels in der Brandung. Anders als beispielsweise dem letztjährigen Stammkeeper Marius Müller (31, VfL Wolfsburg) fehlt es ihm an Lautstärke und Ausstrahlung.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Heekeren ist im Zweitliga-Vergleich in vielen relevanten Statistiken, höchstens durchschnittlich. Zwei Beispiele: Er kassierte 0,46 mehr Tore als es mit Blick auf die Chancen des Gegners zu erwarten war (xGoals als Referenzwert). Auch mit seiner Fang-Qoute von 61,8 Prozent liegt er im unteren Drittel der Zweitligatorhüter.

Wirklich überzeugen kann Heekeren bislang nur als mitspielender Torwart. So steht er deutlich höher als viele seiner Kollegen und kommt auf ungewöhnlich viele Abwehrmaßnahmen außerhalb des Strafraums (durchschnittlich 2,2 pro 90 Minuten). Weil er Stärken im Passspiel hat, wird er zudem immer wieder in den Spielaufbau der Schalker eingebunden. Pro 90 Minuten kommt er daher auf durchschnittlich 58 Ballkontakte – mehr als jeder andere Zweitligatorhüter.

Ist auf Schalke aktuell noch die Nummer zwei: Sommer-Neuzugang Ron-Thorben Hoffmann.
Ist auf Schalke aktuell noch die Nummer zwei: Sommer-Neuzugang Ron-Thorben Hoffmann. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Schalke: Psychologischer Vorteil liegt bei Ron-Thorben Hoffmann

Und Ron-Thorben Hoffmann? Auf Schalke kam der 1,92-Meter-Mann bislang nur im DFB-Pokal gegen den Fünftligisten VfR Aalen (2:0) zum Einsatz, ernsthaft geprüft wurde er dabei nicht. Stärken hat auch Hoffmann mit dem Ball am Fuß und in der Spieleröffnung. Vergleicht man seine Daten aus der Vorsaison bei Eintracht Braunschweig mit Heekerens aktuellen Leistungen, ist Hoffmann leicht besser, was die Fang-Quote und die vereitelten xGoals angeht. Gravierend sind die statistischen Unterschiede allerdings nicht.

Bis zum Hannover-Spiel in rund zwei Wochen dürfte es daher vor allem auf Trainingsleistungen auf den Eindruck des neuen Trainers ankommen. Der psychologische Vorteil könnte dabei auf seinen des Herausforderers Ron-Thorben Hoffmann liegen – denn er hat weniger zu verlieren und weiß genau, dass er nun die Chance hat sich anzubieten. Justin Heekeren hingegen muss den Patzer aus dem Hertha-Spiel schnell abschütteln. Er genießt weiter Respekt von seinen Teamkollegen und ist keineswegs chancenlos, weiterhin die Nummer eins zu sein.

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