Gelsenkirchen. Nach dem 1:3 in Nürnberg ist der Platzverweis gegen Schallenberg das bestimmende Thema bei Schalke 04. Kapitän Karaman kritisiert die Defensive.
Marc Wilmots hatte etwas loszuwerden. Aufgebracht stand der Sportdirektor von Schalke 04 in den Katakomben des Nürnberger Max-Morlock-Stadions. Und das nicht aufgrund der 1:3-Niederlage, die seine Mannschaft sich in den 90 Minuten zuvor eingehandelt hatte, sondern wegen einer Entscheidung von Schiedsrichter Nicolas Winter, die laut dem 55-Jährigen „das ganze Spiel gedreht“ hatte.
Was Wilmots meinte: den Platzverweis gegen Ron Schallenberg, der tief in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit Gelb-Rot sah. Kurz zuvor war Schalke mit 1:0 in Führung gegangen. Doch in Unterzahl dauerte es nur zehn Minuten, bis die Mannschaft von Trainer Karel Geraerts die Partie vollständig aus der Hand gab und letztlich die erste Saisonniederlage hinnehmen musste. Da half es auch nicht, dass die Gastgeber in den letzten 25 Minuten ebenfalls mit zehn Mann auskommen mussten.
So platzten Schalkes Hoffnungen auf einen perfekten Saisonstart, der sich nach dem 5:1-Auftaktsieg gegen Braunschweig und einem mutigen Auftritt in den ersten 45 Minuten in Nürnberg durchaus abgezeichnet hatte. Hörte man sich nach dem Spiel im Schalker Lager um, lag die Verantwortung dafür allein in der Hand des Schiedsrichters.
Schalke: Wilmots wünscht sich Regeländerung
Ob Wilmots, Geraerts, Kapitän Kenan Karaman oder Schallenberg als Hauptbetroffener - sie alle haderten mit der unberechtigten zweiten Gelben Karte gegen den Defensivmann. „Fehlentscheidung“ dürfte die mit Abstand am häufigsten verwendete Vokabel an diesem sonnigen Nachmittag im Frankenland gewesen sein.
„Der Nürnberger tritt ganz klar Ron Schallenberg auf den Fuß und wir werden dafür bestraft“, sagte Karaman mit Blick auf die entscheidende Szene. „Das kotzt mich an.“ Zur Untermauerung präsentierte Schallenberg in der Mixed Zone eine blutige Wunde am Knöchel, die er sich bei dem Zweikampf zugezogen hatte. Für die erste Gelbe Karte, die er wegen Meckerns gesehen hatte, entschuldigte sich der 25-Jährige bei Team und Fans.
Wilmots drehte gar am großen Rad, forderte eine Anpassung des Regelwerks. Gelbe Karten dürfen ja nicht vom VAR überprüft werden, selbst wenn sie zu einem Platzverweis führen. „Das ist falsch. Der Video-Assistent sollte in dieser Szene eingreifen dürfen.“ DFB und Schiedsrichter Winter räumten die Fehlentscheidung im Nachgang immerhin ein - wohl ein schwacher Trost für die Schalker, die einen Einspruch gegen die drohende Sperre für Schallenberg ankündigten.
In der ersten DFB-Pokalrunde beim VfR Aalen am Samstag darf der Verteidiger zwar in jedem Fall auflaufen. Ein Ausfall im nächsten Zweitliga-Spiel beim 1. FC Magdeburg eine Woche darauf würde Schalke allerdings hart treffen. Wilmots sprach gar von einer „Katastrophe“. Denn dann würde Schalke schon früh in der Saison ein Abwehrproblem drohen. Ob der verletzte Abwehrchef Tomas Kalas rechtzeitig für Magdeburg fit wird, ist fraglich. Und das Duo Ibrahima Cissé/Marcin Kaminski betrieb in Nürnberg nicht gerade Eigenwerbung für weitere Einsätze in der Abwehrzentrale, weckte Erinnerungen an die wackelige Schalke-Defensive der Vorsaison und war an allen drei Gegentreffern nicht unbeteiligt.
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Vor allem der kurzfristig für den verletzten Paul Seguin ins Team gerückte Kaminski wirkte unsicher. Das dritte Nürnberger Tor legte einmal mehr die Tempodefizite des 32-Jährigen offen. „Marcin hat mit Cissé schon zusammen in der Innenverteidigung gespielt“, erklärte Geraerts, warum er nicht einem der jungen Neuzugänge Martin Wasinski oder Felipe Sanchez (beide 20 Jahre alt) das Vertrauen schenkte. „Der Trainer hat sich für die Erfahrung entschieden“, meinte Wilmots.
Dass Kaminski und Cissé, immerhin Torschütze zum 1:0, in Magdeburg erneut gemeinsam auflaufen: kaum vorstellbar nach Nürnberg. „Wir müssen die Gegentore besser verteidigen“, kritisierte Kapitän Karaman, der offenbar auch mit Personalwechseln gegen Magdeburg rechnet. „Wir können die Ausfälle kompensieren. Wir haben junge Spieler, die wir weiterentwickeln wollen. Da mache ich mir keine Sorgen.“ Ebenso monierte Trainer Geraerts: „In den ersten 15 Minuten nach der Pause waren wir nicht aggressiv genug und haben nicht gut verteidigt. Nürnberg hat diese Minuten gut genutzt.“
Schalke: Höjlund feiert Startelf-Premiere
Und die Schalker Offensive? Überzeugte in den ersten 45 Minuten in Nürnberg, diesmal mit Moussa Sylla auf dem rechten Flügel und mit Startelf-Debütant Emil Höjlund im Sturmzentrum. „Das hat mir sehr gut gefallen“, sagte Karaman. Doch dem 30-Jährigen und seinen Mitspielern gelang es nach dem Seitenwechsel nicht, Schalke noch einmal zurück ins Spiel zu bringen. Klar ist: In Magdeburg sollten die Gelsenkirchener punkten, bevor das die Vorsaison bestimmende Thema Auswärtsschwäche wieder aufkeimt.
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