Mittersill/Gelsenkirchen. Taylan Bulut gilt als großes Talent. In seinem ersten großen Interview spricht er über seine Ziele mit Schalke 04, sein Vorbild und Ouédraogo.
Die Aufregung ist Taylan Bulut noch anzumerken, als er zum Gespräch erscheint – denn für den 18 Jahre alten Verteidiger von Schalke 04 ist es eine Premiere. Dieser Redaktion gibt Bulut das erste große Interview seiner Karriere. Dabei spricht er über seinen Weg zum Profi, die Unterstützung seiner Eltern, seine Ziele und seinen Kumpel Assan Ouédraogo bei RB Leipzig.
Taylan Bulut, stimmt es, dass Sie mal im Fanshop gearbeitet haben?
Taylan Bulut: (grinst) Als ich noch auf dem Berufskolleg war, war ich auf der Suche nach einem Praktikumsplatz. Über unseren Schulkoordinator Dietmar Rainer habe ich dann einen Platz im Fanshop bekommen. Mal hinter die Kulissen zu schauen, war spannend. Ich habe gesehen, wie es in der normalen Arbeitswelt zugeht – es ist ganz anders als im Fußball. Aber am Fußball habe ich deutlich mehr Spaß. (lacht)
Im Mai haben Sie beim Spiel in Fürth Ihr Debüt in der 2. Bundesliga gegeben. Wie hat sich Ihr Leben seitdem verändert?
In der Stadt werde ich häufiger erkannt und von Fans nach Fotos gefragt. Ich muss zugeben: Es hat sich am Anfang ein bisschen komisch angefühlt. Aber es ist toll, den Leuten mit solchen Kleinigkeiten eine Freude machen zu können. Verrückt war auch, wie viele Nachrichten ich nach meinem Debüt bekommen habe. Es waren Hunderte. So eine Flut an Nachrichten habe ich noch nie bekommen.
Schalke: Warum Cristiano Ronaldo Taylan Buluts Vorbild ist
Was haben Sie mit dem Trikot aus Ihrem ersten Spiel gemacht?
Ich habe es meinen Eltern geschenkt, es hängt bei ihnen an der Wand.
Wie wurden Sie von Ihren Eltern auf dem Weg zum Profi unterstützt?
Bevor ich in der U15 nach Schalke gewechselt bin, habe ich in Leverkusen gespielt – das war nur dank meines Vaters möglich. In meiner Anfangszeit bei Bayer 04 hat er mich fast jeden Tag von Eschweiler nach Leverkusen gefahren, erst später wurde dann ein Fahrdienst angeboten. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mich immer unterstützt haben.
Wie sah Ihre Kindheit aus?
Meine Kindheit bestand fast nur aus Fußball. Ich war ständig auf dem Bolzplatz, am liebsten im Trikot von Cristiano Ronaldo. Er ist für mich der Größte. Mit seiner Einstellung, seiner Mentalität, seiner harten Arbeit ist er ein absolutes Vorbild.
Schalke-Talente: Assan Ouédraogo ein Vorbild für Taylan Bulut
Nach Ihrem Wechsel zu Schalke sind Sie ins Internat gewechselt. Schon mit 15 Jahren sind Sie zu Hause ausgezogen.
Das war sehr schwer – für mich und für meine Eltern. Ich habe sie am Anfang sehr vermisst, aber weil ich mich auf Schalke wohlgefühlt habe, wurde es schnell besser. Auf Schalke habe ich Freunde gefunden. In der U19 zum Beispiel kam ich super mit Zaid (Amoussou-Tchibara), Bruno (Numbisie), Bilal (Brusdeilins) und JP (Ndiaye) klar.
Sie sind Deutsch-Türke. Was an Ihnen ist typisch deutsch, typisch türkisch?
(überlegt lange) Ich bin auf jeden Fall pünktlich – das ist typisch deutsch. Auf dem Platz bin ich zwar eher ruhig, aber extrem motiviert, habe eine gute Mentalität, das ist vielleicht typisch türkisch. Bei der EM habe ich mit beiden Nationen gefiebert. Deutschland und die Türkei haben beide ein gutes Turnier gespielt.
Auf Schalke haben Sie lange mit Assan Ouédraogo zusammengespielt. Was macht es mit Ihnen, Ouédraogo jetzt im Trikot von RB Leipzig zu sehen?
(schmunzelt) Daran muss ich mich noch gewöhnen. Assan war für mich immer Schalker. Wir sind gute Freunde und noch immer fast täglich in Kontakt. Es ist schade, dass wir nicht mehr zusammenspielen, aber ich freue mich extrem für ihn, dass er die Chance bekommt, in der Champions League zu spielen. Früher haben wir auch mal zusammen rumgesponnen und gesagt, dass wir irgendwann gemeinsam für Schalke in der Arena spielen – Assan hat gezeigt, dass es geht. Ich will es auch schaffen, habe große Ziele und Träume.
Schalke: Welche Routiniers Taylan Bulut helfen
Neben Ihnen stehen viele weitere Talente im Schalker Profikader. Ein Vorteil bei Ihren ersten Schritten im Profifußball?
Ob ein Spieler jung oder alt ist, ist zweitrangig – auf die Qualität kommt es an. Neben den Talenten gibt es im Kader aber auch viele Routiniers, die mir Tipps geben. Spieler wie Kenan Karaman, Sebastian Polter, Michael Langer oder Marcin Kaminski haben immer ein offenes Ohr für mich, helfen mir.
In der Vorbereitung haben Sie meist als rechter Innenverteidiger in einer Dreier-Abwehr gespielt, in der Jugend meist als rechter Verteidiger. Wo sehen Sie sich am stärksten?
Ich spiele da, wo der Trainer mich aufstellt, egal wo. Als junger Spieler will ich da keine großen Ansprüche stellen. In der Jugend habe ich beides jahrelang gespielt – Innenverteidiger und Rechtsverteidiger.
Schalke: Taylan Bulut hofft auf weitere Profi-Einsätze
Was sind Ihre Ziele für die kommenden Monate?
Bei den Profis habe ich die Chance, mich weiterzuentwickeln und viel Erfahrung zu sammeln. Ich will das bestmögliche daraus machen, Einsätze bei den Profis sammeln. In Fürth durfte ich mein Debüt geben, jetzt will ich mehr. Trotzdem bin ich noch nicht in der Position, um Ansprüche zu stellen. Ich muss noch viel lernen.
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In der Jugend waren Sie immer ein Top-Spieler in Ihren Teams, bei den Profis müssen Sie sich als junger Spieler erst einmal hintenanstellen. Wie schwer ist es, in einer solchen Phase nicht unruhig zu werden?
Jugend- und Profifußball sind zwei verschiedene Welten. In der Jugend habe ich nur gegen Gleichaltrige gespielt, jetzt spiele ich auch mal gegen Jungs, die schon mal Champions League gespielt haben – da ist es völlig normal, dass ich mich erst einmal hinten anstellen muss. Kein Jugendspieler kommt aus der U19 zu den Profis und spuckt große Töne. Auf Schalke werden wir von Herrn Elgert aber gut auf den Profibereich vorbereitet.
Inwiefern?
Der Coach ist menschlich und als Trainer überragend. Von ihm kann man immer lernen – egal, wie alt man ist. Ich bin sicher, dass ich immer mit ihm in Kontakt bleiben werde. Er war auch einer der ersten, die mir nach dem Einsatz in Fürth gratuliert haben.
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