Mittersill/Gelsenkirchen. Bei Schalke 04 hat Amin Younes das Potenzial, Schlüsselspieler zu sein. Geraerts vertraut ihm – doch es gibt noch Zweifel.

Die schnellen Haken hat Amin Younes nicht verlernt. Bei Spielformen auf engem Raum lässt er seine Gegenspieler auch im Sommer 2024 noch reihenweise stehen. In den ersten Trainingseinheiten nach der Rückkehr aus Mittersill hießen seine Opfer mal Henning Matriciani, mal Martin Wasinski. In Ansätzen zeigt der 30-Jährige auf Schalke schon jetzt, dass er ein Mann für die besonderen Momente sein kann. Das hat er auch auf Top-Niveau schon bewiesen – ob bei Ajax Amsterdam, beim SSC Neapel oder auch in der deutschen Nationalmannschaft. Acht Länderspiele hat Younes auf seinem Konto (zwei Tore). Niemand bei Schalke 04 zweifelt, dass Amin Younes ein grandioser Fußballer sein kann, einer der den Unterschied macht.

Das große Younes-Problem ist allerdings: Seine Glanzzeit liegt inzwischen einige Jahre zurück. Seit seinem Wechsel von Neapel zu Al-Ettifaq nach Saudi-Arabien im Januar 2022 ist es ruhig um ihn geworden. Spätestens nach seiner Vertragsauflösung bei Al-Ettifaq vor rund einem Jahr schien seine Karriere zu versanden – denn er fand lange keinen neuen Klub, war über ein Jahr vereinslos.

Schalke-Trainer Karel Geraerts setzt auf Amin Younes

Seit Frühjahr 2024 trainiert er auf Schalke mit, zunächst bei der U23, dann bei den Profis. Und die Verantwortlichen von S04 hoffen, dass Younes im königsblauen Trikot wieder an seine Glanzzeit anknüpfen kann. Für die Profi-Mannschaft ist er in der kommenden Saison fest eingeplant. Vor wenigen Wochen hat Younes einen sehr leistungsbezogenen Profivertrag bis 2026 unterschrieben.

Amin Younes‘ bewegte Karriere

Der gebürtige Düsseldorfer Amin Younes (30) durchlief sämtliche Jugendmannschaften von Borussia Mönchengladbach und wurde bei den Fohlen zum Profi. Schon mit 18 Jahren debütierte er unter Trainer Lucien Favre in der Bundesliga. Nach einer Leih-Saison beim 1. FC Kaiserslautern 2014/15 (15 Spiele, zwei Tore) wechselte Younes 2015 zu Ajax Amsterdam.

Für den niederländischen Rekordmeister traf der Offensivspieler bis 2018 in 100 Pflichtspielen 17-mal. 2017 schaffte er sogar den Sprung in die deutsche Nationalmannschaft (acht Länderspiele, zwei Tore).

Es folgen die Stationen SSC Neapel (27 Spiele, vier Tore), Eintracht Frankfurt (28 Spiele, vier Tore), Al-Ettifaq (neun Spiele, zwei Tore) und FC Utrecht (elf Spiele, kein Tor). Von Juli 2023 bis Juli 2024 war Younes schließlich vereinslos, ehe er seinen Vertrag auf Schalke unterschrieben hat.

Trainer Karel Geraerts sieht in ihm sogar einen potenziellen Führungsspieler – schließlich wurde Younes vom Belgier in den Mannschaftsrat berufen. Als einziger Neuzugang ist er überraschend dabei, obwohl er nach über einem Jahr ohne Spiel- und Trainingspraxis längst noch nicht wieder topfit und in Form ist. „Jeder, der Fußball schaut, sieht, dass Amin noch etwas Zeit braucht“, sagt Geraerts auf WAZ-Nachfrage. „Aber man sieht auch, dass Amin Qualitäten hat. Wenn er den Ball hat, ist er gefährlich. Er ist gut im Eins-gegen-Eins, im Antritt, er hat Tempo.“

Mit all diesen Eigenschaften kann er in der 2. Bundesliga ein Unterschiedsspieler sein. Mit Blick auf so viel Trainings- und Wettkampfrückstand ist er zu Saisonbeginn noch nicht als Stammkraft eingeplant, wie aus dem Verein zu hören ist. Die Schalker wollen dem 30-Jährigen noch länger Zeit geben, um auf ein gutes Niveau zu kommen. Doch für Younes‘ Trainingseifer gibt es reichlich Lob. „Er hat viel Energie, ist sehr positiv“, sagt Karel Geraerts. Klar ist aber: Alle Zweifel konnte Younes nach langer Vereinslosigkeit noch nicht beseitigen. Einige Fragezeichen bleiben – denn komplett fit ist der Neuzugang noch lange nicht.

Stark im Dribbling: Schalke-Profi Amin Younes - hier während des Testspiels gegen den dänischen Meister FC Midtjylland.
Stark im Dribbling: Schalke-Profi Amin Younes - hier während des Testspiels gegen den dänischen Meister FC Midtjylland. © FUNKE Foto Services | Tim Rehbein/RHR-FOTO

Schalke: Younes ist motiviert - und muss gebremst werden

Auch auf dem Trainingsplatz fällt auf, dass sich Younes sehr motiviert präsentiert. Der 30-Jährige scheint unbedingt zeigen zu wollen, dass seine Karriere noch nicht vorbei ist – teilweise muss er sogar ein bisschen gebremst werden, wie die WAZ erfahren hat. „Ich versuche echt, alles zu geben“, sagte Younes während des Trainingslagers im österreichischen Mittersill in einem Instagram-Format. „Weil ich lange nicht gespielt habe, brauche ich vielleicht ein bisschen länger, aber ich muss geduldig sein.“ Sich selbst sieht er allerdings auf einem „sehr guten Weg“.

Der gute Weg von Amin Younes ist auf dem Trainingsplatz schon zu erkennbar. Schalke 04 ist für den 30 Jahre alten Ex-Nationalspieler die große Chance, es zurück ins Rampenlicht zu schaffen.

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