Gelsenkirchen. Kevin Kuranyi hofft auf ein neues Sommermärchen. Kroos sieht er als Schlüsselfigur im deutschen Team, einem DFB-Sturm-Juwel traut er viel zu.
Das Kribbeln steigt. An diesem Freitag startet die deutsche Nationalmannschaft gegen Schottland (21 Uhr/ZDF) in die Fußball-Europameisterschaft. Schalkes ehemaliger Stürmer-Star Kevin Kuranyi (42) weiß, wie sich eine EM anfühlt. 2008 wurde der Torjäger mit Deutschland Zweiter.
Kuranyi wird das EM-Spektakel in Deutschland als Experte für die WAZ begleiten und einmal wöchentlich seine Eindrücke zum deutschen Team und spannenden Themen rund um die EM in einer Kolumne zusammenfassen. Zum EM-Start verrät Kevin Kuranyi, welche Chancen er der Elf von Julian Nagelsmann einräumt, welche Mannschaften für eine große Überraschung sorgen können und welcher Spieler ihn besonders beeindruckt.
Kevin Kuranyi, Deutschland eröffnet die Europameisterschaft gegen Außenseiter Schottland. Wie groß ist bei Ihnen persönlich die Vorfreude auf das Turnier?
Kevin Kuranyi: Ich freue mich sehr auf die Heim-EM in Deutschland. Natürlich bin ich voll dabei und schaue mir die Spiele von überall, wo ich gerade bin, an. Zum EM-Start werde ich ein paar tausend Kilometer entfernt in Brasilien sein und mir das Eröffnungsspiel dort ansehen.
2006 schwappte beim WM-Sommermärchen eine schwarz-rot-goldene Euphoriewelle durch Deutschland. Was muss passieren, um eine ähnliche Stimmung zu erzeugen?
Ich denke, dass es das Wichtigste sein wird, Mannschaft und Fans für das gemeinsame Ziel zusammenzubringen, um die EM dann so schön zu gestalten wie beim Sommermärchen 2006. Ich bin zuversichtlich, dass aus einem guten Turnierstart durchaus ein erneutes Wir-Gefühl in Deutschland entstehen kann.
Was trauen Sie als ehemaliger Nationalspieler der deutschen Mannschaft bei der EM im eigenen Land für eine Rolle zu?
Ich traue es dem deutschen Team zu, bis ins Finale zu kommen – und am Ende auch den Titel zu holen. Deutschland ist schon immer eine Turniermannschaft gewesen, auch wenn diese Eigenschaft zuletzt etwas abhanden gekommen ist.
Frankreich, Italien, Spanien, England, Portugal, Belgien oder Holland: Wen haben Sie außer Deutschland noch als große Favoriten auf dem Zettel?
Zu den Favoriten zählen für mich Frankreich und England, obwohl beide Mannschaften ihre Generalproben vor der Europameisterschaft verloren haben. Beide Nationalmannschaften bringen aber mit ihren Spielern eine enorme Qualität auf den Rasen. Das wird man auch in den kommenden Wochen hier bei der EM in Deutschland sehen.
Portugals Superstar Cristiano Ronaldo spielt jetzt mit 39 Jahren seine sechste Europameisterschaft. Wie sehr beeindruckt Sie das und was macht Ronaldo auch im hohen Alter noch so besonders?
Cristiano Ronaldo ist mit seiner Arbeitsweise und Einstellung schon ein besonderer Spieler. Wie intensiv er trainiert, wie er auf seine Fitness achtet, wie professionell er sich auf seine Spiele vorbereitet: das macht ihn zu einem außergewöhnlichen Spieler, der über Jahre auf ganz hohem Niveau performt hat. Weil er Profi durch und durch ist, schafft er es auch, seine sechste Europameisterschaft für Portugal zu spielen.
Toni Kroos spielt als Routinier im DFB-Team sein letztes großes Turnier vor seinem Karriereende. Was erwarten Sie bei der EM von ihm?
Ich bin sicher, dass Toni Kroos einer der wichtigsten Spieler bei dieser Europameisterschaft sein wird. Mit seiner Erfahrung und seinen Erfolgen, wie zuletzt dem erneuten Gewinn der Champions League mit seinem Verein Real Madrid, wird er die deutsche Nationalmannschaft wieder auf den richtigen Weg führen.
Als ehemaliger Torjäger schauen Sie immer besonders auf die Offensive: Auf welchen Stürmer freuen Sie sich bei der Europameisterschaft am meisten?
Natürlich schaue ich mir alle Stürmer ganz genau an. Bei der deutschen Elf sehe ich Niklas Füllkrug und Kai Havertz als sehr gute Stürmer an. Ich hoffe, dass die Jungs treffsicher sind und ein gutes Turnier spielen. Und natürlich ein Maximilian Beier von der TSG Hoffenheim. Er wird mit seiner wilden, jungen, unbekümmerten Art noch weitere wertvolle Impulse einfließen lassen.
Sie haben 2008 mit Deutschland im EM-Finale knapp 0:1 gegen Spanien verloren. Was ist von diesem Turnier bei Ihnen noch im Gedächtnis?
Selbstverständlich war das 2008 eine besondere Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz, weil wir es mit Deutschland bis ins Finale geschafft haben. Es ist schade, dass wir gegen die Spanier, die seinerzeit wirklich eine absolute Top-Mannschaft hatten, 0:1 verloren haben. Es hat trotzdem richtig Spaß gemacht, bei dieser EM dabei zu sein. So richtig im Gedächtnis geblieben ist mir leider nur das spanische Siegtor durch Fernando Torres (lacht) – und dass der heutige Leverkusener Meister-Trainer Xabi Alonso bei den Spaniern ein paar Minuten nach meiner Hereinnahme eingewechselt wurde. Die Medaille für den Vize-EM-Titel und das Trikot, mit dem ich im Endspiel aufgelaufen bin, haben bei mir zuhause natürlich einen Ehrenplatz.
Schalke 04 – Mehr News und Hintergründe:
- Noten: Zwei Schalker erkämpfen sich die 2 - Schallenberg schwach
- Schalke-Fans vor Anpfiff beim HSV von Polizei festgenommen
- Simon Terodde leidet mit Schalke: Starkes Gerüst fehlt
- Kritik wegen Amoussou-Tchibara: So reagiert Schalke-Coach Elgert
- Schalke: Sportchef-Suche stockt – elf mögliche Kandidaten
- Schalke: Kalas ist zurück - van Wonderens Luxusproblem
- Schalkes Raffael Tonello zur U23: „Ich mache mir keine Sorgen“