Gelsenkirchen. Gegen Düsseldorf hofft Schalke auf Terodde-Tore. Doch auch Fortuna hat einen Topstürmer. S04-Legende Klaus Täuber nimmt beide unter die Lupe.
Duelle wie diese lassen das Stürmer-Herz von Klaus „Boxer“ Täuber höher schlagen. „Simon Terodde und Rouwen Hennings gehören zum Besten, was die 2. Liga zu bieten hat“, schwärmt der 63-Jährige vor dem samstäglichen Zweitliga-Topspiel zwischen seinem Ex-Klub und Fortuna Düsseldorf (20.30 Uhr/Sport 1). „Beide sind klassische Mittelstürmer, die ihre Tore am liebsten in der Box erzielen“, analysiert Täuber (125 Liga-Spiele, 58 Treffer für Schalke): „Außerdem sind sie eminent wichtige Anspiel-Stationen für ihre Mitspieler. Beide machen die Bälle vorne fest und verteilen sie klug weiter. Sowohl Terodde als auch Hennings können mit ein, zwei guten Aktionen ein Spiel entscheiden.“
Nach jeweils enttäuschendem Saisonstart hoffen die Aufstiegsaspiranten Schalke und Düsseldorf am Samstag mehr denn je auf ihre Topstürmer: Sowohl Terodde (4 Saisontreffer) als auch Hennings (3) zählen nach vier Spieltagen zu den ganz heißen Kandidaten auf die Zweitliga-Torjägerkanone. Für den Düsseldorfer wäre es bereits die zweite nach 2015, für den Neu-Schalker gar die vierte nach 2016, 2017 und 2019.
Schalke-Torjäger Terodde kratzt am Rekord
Terodde hat in seiner Zweitliga-Karriere bislang 146 Tore in 257 Spielen erzielt (0,57 Treffer pro Partie). Damit steht der 32-Jährige kurz davor, den „ewigen“ Rekordhalter Dieter Schatzschneider (154 Treffer für Hannover und Fortuna Köln) abzulösen. Die Gesamtausbeute des 33-jährigen Hennings ist deutlich schwächer: 74 Zweitliga-Tore in 245 Spielen (0,30 pro Partie).
„Im direkten Vergleich mit Rouwen Hennings hat Simon Terodde für mich die Nasenspitze ein Stück weit vorn“, urteilt Klaus Täuber. Umso mehr rätselt der „Boxer“, warum Schalkes neuer Goalgetter nicht in der Bundesliga kickt: „Bei Terodde sehe ich wirklich viele Parallelen zu Dieter Schatzschneider, mit dem ich für Schalke in der Bundesliga gespielt habe. Beide waren oder sind unglaublich gute Stürmer, die sich aber in der höchsten Spielklasse letztlich nicht durchsetzen konnten.“ Manchmal frage er sich, warum Offensivleute von dieser Klasse nicht auch im Oberhaus die Lampen ausschießen, sagt Täuber: „Du weißt doch als Stürmer, wo du stehen musst – und die Torchancen, die du in der Bundesliga kriegst, sind im Prinzip die gleichen wie in der 2. Liga.“
Doch weder Terodde (58 Erstliga-Einsätze, 10 Tore), noch Hennings (77 Einsätze, 23 Tore) konnten sich in der Elite-Spielklasse etablieren.
„Vielleicht fehlt manchen Stürmern am Ende der letzte Tick Antritts- oder Handlungsschnelligkeit, um in der Bundesliga regelmäßig zu treffen“, mutmaßt Täuber, „vielleicht sind dort auch die Verteidiger nochmal um einiges besser.“ Für Absteiger Schalke aber sei Terodde in der aktuellen Situation ein echter Glücksgriff: „Kompliment an die Verantwortlichen, dass sie so schnell an ihm dran waren. Terodde, aber auch sein Sturmpartner Marius Bülter könnten für Königsblau im weiteren Saisonverlauf noch ganz entscheidende Faktoren werden.“ Die bisherigen Auftritte von Terodde bestätigen Täubers Einschätzung: Seinem Premieren-Treffer beim 1:3 gegen seinen Ex-Klub HSV ließ er einen Doppelpack beim 3:0-Sieg in Kiel folgen.
Schalke: Terodde ist direkt voll da
„Da hat man gesehen, was einen Terodde so wertvoll macht“, erklärt der „Boxer“: „Er ist bei seinem neuen Verein gleich voll da, obwohl die Automatismen in Schalkes umgebautem neuen Team noch nicht so greifen. Notfalls trifft Terodde dann eben nach Standards – wie in Kiel, als er zwei Freistoßvorlagen von Thomas Ouwejan verwerten konnte.“
Beim enttäuschenden 1:1 gegen Aue blieb der gebürtige Bocholter zwar ohne Treffer, bereitete jedoch das 1:0 durch Dominick Drexler vor. Zuletzt, beim blamablen 1:4 in Regensburg, gelang Terodde das Ehrentor. Immerhin.
Auch Rouwen Hennings kam in der laufenden Saison gut aus den Startlöchern: Seinem Doppelpack zum Auftakt (2:0 in Sandhausen) ließ er im zweiten Saisonspiel (2:3 gegen Bremen) einen weiteren Treffer folgen. Zuletzt, beim 0:2 in Nürnberg und beim 2:2 gegen Holstein Kiel, blieb er torlos.
Wie gefährlich Hennings jedoch an guten Tagen sein kann, hat er auch schon in der Veltins-Arena bewiesen: In der Bundesliga-Saison 2019/20 traf der Blondschopf beim 3:3 zwischen den Knappen und der Fortuna gleich dreimal zum Ausgleich. Sein letzter Streich in der 85. Minute traf 60.000-Knappen-Fans mitten ins Herz.
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Das samstägliche Wiedersehen mit Rouwen Hennings stehe jedoch unter komplett anderen Vorzeichen, betont Klaus Täuber: „Er und seine Fortunen treffen nun auf eine runderneuerte blau-weiße Truppe, der es egal sein dürfte, was 2019 war.“
Schalke sei nominell besser als Düsseldorf, betont der „Boxer“, der die Knappen 1984 in die Bundesliga schoss. Nun gelte es, die vorhandenen fußballerischen PS auf die Straße zu bringen: „Wenn du aufsteigen willst, musst du gegen die Fortuna gewinnen. Überhaupt musst du anfangen, dir ligaweit Respekt zu verschaffen, besonders in den Heimspielen. Da darfst du auch bei eigener Führung nicht in Passivität verfallen, ganz im Gegenteil: Gerade wenn du vorne liegst, musst du das Momentum nutzen und eiskalt nachlegen.“
Klingt wie ein Auftrag. An Simon Terodde.