Klagenfurt. Der nigerianische Angreifer Chinedu Obasi sucht mit harter Arbeit wieder Anschluss an die Mannschaft. In der vergangenen Rückserie spielte er unter Schmerzen, die er aber aus falschem Ehrgeiz verschwieg. Nach einem Ermüdungsbruch arbeitet Schalkes Angreifer nun geduldig an seinem Comeback.
Chinedu Obasi schaut hoch zum Himmel über Österreich und schüttelt dann den Kopf. „Mensch, ist das heiß hier“, sagt er und schiebt lachend nach: „Heißer als in Afrika.“ Dann geht er vom Garten zurück ins Mannschaftshotel am Wörthersee, der Zeugwart hat ihn gerufen. Endlich kann er wieder scherzen, endlich ist er wieder gefragt. Es liegt keine schöne Zeit hinter ihm.
Im Winter kam der nigerianische Angreifer von 1899 Hoffenheim zu Schalke 04, die Königsblauen glaubten einen potenziellen Ersatz für den damals scheinbar abwanderungswilligen Jefferson Farfan gefunden zu haben. Obasi hatte in der Hoffenheimer Aufstiegssaison in einem Angriffstrio mit Demba Ba und Vedad Ibisevic für Furore gesorgt – in der Form von 2008 wäre er auch für Schalke sofort eine Verstärkung gewesen.
Schalke-Fans pfiffen Obasi aus
Doch es kam anders. Der 26-Jährige wirkte bei seinen Einsätzen nicht spritzig, agierte oft unglücklich. Die Folge: Die Fans pfiffen. Die Pfiffe schmerzten seelisch und potenzierten die körperlichen Schmerzen, von denen die unzufriedenen Anhänger nichts wissen konnten. Denn Chinedu Obasi hatte mit den Spätfolgen eines Ermüdungsbruches zu kämpfen, er spielte, weil er sich unbedingt zeigen wollte. Doch er konnte nie das volle Leistungsvermögen ausschöpfen. Heute weiß er: Es war falscher Ehrgeiz. Im Mai ließ er sich erneut am Schienbein operieren, jetzt kann er endlich wieder angreifen.
Im Trainingslager in Klagenfurt arbeitet der Außenstürmer individuell mit den Athletiktrainern Ruwen Faller und Markus Zetlmeisl. Sie lassen ihn mit Medizinbällen schuften, während die anderen spielen. Er hat einen Rückstand aufzuholen, und dafür braucht er Geduld. „Natürlich ist das kein Spaß“, sagt er in einwandfreiem Deutsch. „Aber diese Übungen helfen mir ja, mich zu verbessern. Ich versuche, Schritt für Schritt vorwärts zu kommen, und ich merke schon, dass ich nicht mehr sehr weit davon entfernt bin, wieder in die Mannschaft zurückzukehren.“
Noch einmal wird er nicht den Fehler machen, die Signale seines Körpers zu ignorieren. „Ich muss vorsichtig sein“, sagt er. „Ich will fit sein, ich will hundert Prozent erreichen, wenn ich zurückkomme. Egal, wann das sein wird.“ Er hat es sich fest vorgenommen zu beweisen, dass es kein Fehler war, ihn für vier Millionen Euro Ablöse zu holen und ihn mit einem Vertrag bis 2015 auszustatten.
Heldt stellt sich schützend vor Obasi
Chinedu Obasi ist ein freundlicher, höflicher, angenehmer Mensch. Er wollte die Leute nicht wissen lassen, dass er unter Schmerzen spielte, er wollte nicht, dass sie hätten denken können, er suche ein Alibi. Er wollte sich durchbeißen – der Plan ging schief.
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Manager Horst Heldt sagt heute: „Im Nachhinein wäre es besser gewesen, wenn er seine Situation erklärt hätte. Aber das war nie ein Thema für ihn.“ Natürlich hätte auch der Verein eingreifen und die Öffentlichkeit informieren können – dazu aber hätte sich Obasi wenigstens intern komplett öffnen müssen. „Er hat so oft auf die Zähne gebissen, dass selbst wir nicht einschätzen konnten, wie stark die Schmerzen sind“, sagt Heldt.
Der Manager stellt sich schützend vor den Stürmer. Er finde es bemerkenswert für die heutige Zeit, sagt Horst Heldt, dass sich Chinedu Obasi nie beklagt habe; dass er nie gedacht habe, wie er selbst am besten hätte dastehen können. „Er hat seine persönliche Situation hinten angestellt, er wollte wirklich der Mannschaft helfen“, betont Heldt.
Chinedu Obasi hört dabei aufmerksam zu, manchmal lächelt er. Er hat seine Lektion gelernt. „Wenn ich mich zeitlich unter Druck setze, bringt das gar nichts“, sagt er. Es ist heiß in Kärnten, und die Medizinbälle liegen schon wieder bereit.