Klagenfurt. Joel Matip, der am Mittwoch 21 Jahre alt wird, spielt längst eine wichtige Rolle in der Mannschaft des FC Schalke 04. Trotzdem hält er sich außerhalb des Rasens lieber zurück. Forderungen und Prognosen sind nicht seine Sache.

Joel Matip ist ein kluger Junge. Er kennt seinen Status innerhalb der Mannschaft des FC Schalke 04, er weiß aber auch, dass er als junger Spieler noch keine Forderungen stellen darf. Deshalb hütet er sich vor Äußerungen, die ihm intern vorgehalten werden könnten. Würde er so verhalten spielen, wie er redet, könnte er keinen Zweikampf gewinnen.

Fußballerisch hat er sich gemacht. Am Mittwoch wird er erst 21 Jahre alt, aber auf dem Platz wirkt er bisweilen schon erstaunlich abgeklärt. Er hatte ja bereits im September 2009 in Schalkes Profiteam debütiert, nicht einmal ein Jahr später spielte der gebürtige Bochumer schon für Kamerun, das Heimatland seines Vaters, bei der Weltmeisterschaft in Südafrika. 30 Bundesligaspiele hat er in der vergangenen Saison bestritten, mehr als jeder andere Schalker Abwehrspieler. Als Innenverteidiger weiß er, was er zu tun hat, und auch vor dem spieleröffnenden Pass nach vorne fürchtet er sich nicht. Beim Gespräch auf der Gartenterrasse des Seepark-Hotels in Klagenfurt am Wörthersee geht Joel Matip aber nur ein einziges Mal in die Offensive. „Ich denke, dass man bei mir von einer positiven Entwicklung sprechen kann“, sagt er durchaus selbstbewusst. Aber das war es auch schon in Sachen Eigenwerbung.

Höwedes muss Verlust der Kapitänsbinde befürchten

Im Duett mit Kyriakos Papadopoulos hat sich Joel Matip durch Zielstrebigkeit und Zuverlässigkeit einen Vorsprung gegenüber einem prominenten Teamkollegen erworben. Benedikt Höwedes muss befürchten, dass ihm die Kapitänsbinde abgenommen wird, weil der Kapitän schließlich auf dem Feld stehen sollte. Die Plätze in der Innenverteidigung sind aber derzeit von den beiden jungen Konkurrenten blockiert, und rechts hat Trainer Huub Stevens nicht vor, das Pärchen Atsuto Uchida/Jefferson Farfan auseinander zu reißen.

Joel Matip hütet sich davor, in dieser heiklen Angelegenheit ein falsches Wort auszusprechen. Ganz professionell sagt er: „Konkurrenzkampf gibt es doch in jeder Mannschaft. Wir sind auf allen Positionen mehrfach gut besetzt. Damit muss man umgehen können.“ Und auch bei der Kapitänsfrage antwortet er diplomatisch: „Benedikt hat das gut gemacht, aber es gibt auch andere Kandidaten.“ Er selbst ist ohnehin der Meinung, dass jeder Spieler Verantwortung tragen sollte: „Man kann doch nicht nur den Kapitän vorschicken und sagen, er solle alles richten.“

Matip sieht BVB und Bayern in Favoritenrolle

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Auch bei der Saisonprognose lehnt sich der Schalker Junge, der seit dem Jahr 2000 für die Königsblauen spielt und dessen Vertrag bis 2016 läuft, ganz bewusst nicht weit aus dem Fenster. „Dortmund und Bayern sind klar in der Favoritenrolle“, betont er. Zu klein will er Schalke dann allerdings auch nicht reden: „Wir haben noch Steigerungsmöglichkeiten.“

Vor allem aktuell. In den beiden Testspielen gegen den AC Mailand (0:1) in der eigenen Arena und gegen Udinese Calcio (0:0) in Klagenfurt wurde deutlich, dass das größte derzeitige Schalker Problem weniger in der Defensive liegt: Vorne fehlt die Durchschlagskraft. Joel Matip macht sich darum keine Sorgen, er hat eine logische Erklärung parat. „Der eine oder andere Meter, der entscheiden kann, fehlt noch“, meint er. „Wir sind ja mitten in der Belastungsphase. Und außerdem waren unsere Gegner italienische Mannschaften, und die sind ja auch nicht gerade für ihre schlechte Abwehr bekannt.“