Gelsenkirchen. Malick Thiaw erzielte beim 2:1-Erfolg von Schalke 04 über Jahn Regensburg das entscheidende Tor. Er hatte eine schwierige Woche hinter sich.
Das Spiel war wenige Minuten beendet, der Jubel hatte sich noch nicht gelegt, da bildeten die Zweitliga-Teams des FC Schalke 04 und von Jahn Regensburg auf dem Rasen beide einen Kreis, standen nur wenige Meter voneinander entfernt. Die Trainer hielten emotionale Ansprachen, die Spieler munterten sich auf – und für einen kurzen Moment war nicht zu erkennen, wer glücklich gewonnen und wer unverdient verloren hatte. Es waren Nuancen, die Schalke den wichtigen 2:1 (0:1)-Erfolg brachten – in einem Spiel, das zeigte, wie wenig sich die Leistungsstärke der Aufstiegskandidaten unterscheidet.
Schalke mit Problemen in der ersten Halbzeit
„Die Zweite Liga ist brutal. Wenn Schalke gegen Regensburg spielt, ist in vielen Köpfen drin: Das wird so wie beim 5:0 in Aue“, sagte Trainer Dimitrios Grammozis. Wurde es aber nicht. Die Schalker fingen gut an, hatten durch einen Lattenschuss von Thomas Ouwejan (15.) die erste gute Chance des Spiels, danach aber kontrollierten die taktisch hervorragend eingestellten Regensburger das Spiel. Und Schalke? „Wir waren sehr wild, hatten viele Ballverluste, viele Jungs waren von der Körpersprache her nicht so da, wie wir uns das vorgestellt haben“, kritisierte Grammozis.
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Jahn Regensburg kam durch einen Fernschuss von Andreas Albers zur 1:0-Pausenführung (32.), in der 62. Minute hatte Carlo Boukhalfa sogar den Matchball auf dem Fuß. Doch er donnerte den Ball nur an die Latte des Schalker Tores. Ein 2:0 für Regensburg wäre die Entscheidung gewesen – und so lagen zwischen königsblauem Katzenjammer und Schalker Euphorie nur wenige Zentimeter.
Schalke: "Joker" Marius Bülter legt zwei Tore vor
Denn unmittelbar nach dem Lattenschuss wechselte Grammozis dreimal aus – und das brachte die Wende. Wenige Sekunden nach seiner Einwechslung köpfte Marius Bülter den Ball in den Fünfmeterraum, dort stocherte Simon Terodde den Ball zum 1:1 ins Netz – sein 15. Saisontor (63.). Angedeutet hatte sich dieser Treffer nicht. „Wir haben viele Sachen richtig gut gemacht, hatten eine gute Chance, auf 2:0 zu erhöhen – nach dem Ausgleich war es dann schwierig für uns“, seufzte Regensburgs Trainer Mersad Selimbegovic.
Denn die 10.000 Zuschauer, die zur Pause noch gepfiffen hatten und dann von Minute zu Minute ruhiger wurden, wachten nun auf. Und zehn Minuten nach dem Ausgleich fiel das entscheidende 2:1. Thomas Ouwejan brachte einen Freistoß mit dem linken Fuß in den Strafraum, Bülter verlängerte mit dem Kopf und Malick Thiaw traf. „Da ist natürlich auch ein bisschen Wut dabei“, sagte Doppel-Passgeber Bülter, der seinen Stammplatz im Sturm zuletzt verloren hatte.
Schalke-Trainer Grammozis: "Bei Malick Thiaw ist viel passiert"
Und auch Torschütze Thiaw war erst kurz zuvor eingewechselt worden – Grammozis’ Plan ging voll auf. Für den 20-jährigen Thiaw hatte eine komplizierte Woche ein Happy End. Der italienische Traditionsklub AC Mailand hatte kurz vor dem Ende der Januar-Transferperiode ein Angebot für Thiaw eingereicht, die Klubs konnten sich aber nicht auf eine Ablösesumme einigen. „Bei ihm ist viel passiert – er ist erst seit einem Jahr an Bord und man kann nicht erwarten, dass er es einfach so wegsteckt, wenn er von so einem großen Verein umworben wird“, sagte Grammozis über Thiaw und ergänzte: „Die Entscheidung, ihn nicht von Anfang an aufzustellen, war nicht einfach für mich.“ Das hätte aber allein taktische Gründe gehabt. Thiaw sei auch nicht beleidigt gewesen. „Er hat uns nicht nur mit seinem Tor, sondern auch mit seiner Ausstrahlung Sicherheit gegeben. Kompliment an ihn“, sagte der Trainer.
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Seit die Winterpause beendet ist, traut sich Grammozis viel mehr – er bemüht sich nicht mehr darum, allen gerecht zu werden, wird auch in der Ansprache direkter. Und er trifft auch unpopuläre Entscheidungen: In der 80. Minute, als Regensburg die Schluss-Offensive startete, wechselte er den erst 17 Minuten zuvor eingewechselten Darko Churlinov schon wieder aus. Der wirkte auf dem Spielfeld konsterniert, ließ sich von den Fans feiern. Grammozis reagierte nach dem Spiel deutlich: „Ich möchte mich bei Darko entschuldigen. Ich weiß, wie scheiße das ist, ein- und dann wieder ausgewechselt zu werden. Aber ich musste für den mannschaftlichen Erfolg denken. Es geht nicht um mich, es geht nicht um Malick oder Darko, es geht um Schalke 04. Wir müssen uns alle unterordnen, damit wir für den Verein erfolgreich sind.“
Schalke-Trainer Grammozis entschuldigt sich bei Churlinov
Auch im Spielerkreis unmittelbar nach dem Abpfiff entschuldigte sich Grammozis bei Churlinov. „Er hat sich sehr gefreut für die Mannschaft und mir dann gesagt, dass ich mir etwas einfallen lassen soll“, sagte der Trainer und schmunzelte. Nach einem Sieg, so knapp er auch war, lässt sich eine solche Geschichte ganz gelassen erzählen.