Gelsenkirchen. Zum ersten Mal seit der Wahl hat sich die neue Führung in Schalkes Aufsichtsrat geäußert. Die Botschaften sind eindeutig. Ein Kommentar.
Auf dem Platz rumpelt es noch beim FC Schalke 04: Die neue Mannschaft ist noch nicht eingespielt, der Fußball in manchen Momenten schwer zu ertragen. Trainer Dimitrios Grammozis gibt oft eine unglückliche Figur ab, ein weiterer Wechsel auf der Bank ist nicht mehr undenkbar. Auch außerhalb des Rasens gibt es eine neue Mannschaft - im Aufsichtsrat. Im ersten Interview nach Amtsantritt - fast wie eine Regierungserklärung ohne kritische Nachfragen verbreitet über die Vereinsmedien - gaben sie einen Einblick in ihre Pläne.
Schalke: Hefer statt Tönnies - Punk statt Schlager
In vielen Punkten distanzieren sich der Vorsitzende Axel Hefer und sein Vertreter Moritz Dörnemann von der Vergangenheit - und vor allem von Ex-Boss Clemens Tönnies und Ex-Marketingvorstand Alexander Jobst.
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Tönnies' Stil war über zwei Jahrzehnte klar: Er war der auch in den Medien omnipräsente Boss und mischte sich stets ins operative Geschäft ein. In den Gremien saßen zum Großteil Personen, die er vorgeschlagen oder wohlwollend abgenickt hatte, er selbst gehörte zu allen wichtigen Ausschüssen. Er war das Gesicht von Schalke, entschied oft aus dem Bauch heraus.
Hefer und Dörnemann setzen auf einen Teamgedanken, auf ruhige Arbeit, auf punktuelle Auftritte in der Öffentlichkeit, auf gewissenhaft überlegte Entscheidungen. Auf den für TV-Kameras freundlichen Positionen auf der Haupttribüne sitzen sie nicht mehr - sondern aktuell in einer freien Loge über der Nordkurve. Tönnies singt gern deutschsprachige Schlager, Hefer mag NOFX, Bad Religion - das sind Punk-Bands. Noch so ein beispielhafter Unterschied...
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Und Jobst? Der hatte eine Diskussion über eine Änderung der Rechtsform - umgangssprachlich "Ausgliederung" - angestoßen. Davon distanzieren sich Hefer und Dörnemann vehement, die Diskussion sei zu einem falschen Zeitpunkt begonnen worden. Bevor sie wieder aufgenommen würde, müsse erst einmal eine Vision formuliert werden. Noch so eine Drehung um 180 Grad in der Schalker Strategie.
Schalkes neue Führung: gute Kontakte zur aktiven Fanszene
Deshalb offenbart sich noch mehr, dass der Wahltag im Juli ein guter für die Anhänger des eingetragenen Vereins war. Schnell ist eine Änderung der Rechtsform nicht mehr zu erwarten. Das dürfte auch der aktiven Fanszene gefallen, zu der Hefer und Dörnemann gute Kontakte haben und die sich immer von Tönnies und Jobst distanziert hatte. Die sich immer für den e. V. und damit die Tradition ausgesprochen hatte und gegen Modelle wie eine GmbH oder AG mit externen Investoren und mit reduziertem Mitspracherecht der Mitglieder.
Fan-Wille statt strenge Führung, kühler Kopf statt Bauchentscheidung, Nordkurve statt Haupttribüne, Punk statt Schlager, Teamgedanke statt Ein-Mann-Betrieb: Der Wandel ist groß.
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Doch klar ist: Auch die Arbeit von Hefer und Dörnemann wird am sportlichen Erfolg gemessen. Und: Hefer hat sich noch nicht ausführlich dazu geäußert, dass auch er mit am Tisch saß, als die viel gescholtene Gruppe "Tradition und Zukunft" am Verein vorbei mit Ralf Rangnick verhandelt hatte. Sämtliche Mitglieder der Gruppe fielen bei den Wahlen durch, wurden ausgepfiffen - Hefer nicht.
Und nicht alle Mitglieder gehören zur aktiven Fanszene. Sie müssen sich an den neuen Kurs gewöhnen. Tönnies wurde stets mit deutlicher Mehrheit gewählt. Hefer und Dörnemann benötigen für ihr Amt nicht nur Intelligenz und Strategie - sondern auch ein wenig Fortune und Empathie.