Gelsenkirchen. Mit viel Getöse will der neue Aufsichtsrat des FC Schalke 04 nicht auftreten. In einem Interview stellte das Führungs-Duo nun seine Ziele vor.
Ruhig war es bisher um den neu gewählten Aufsichtsrat des Zweitligisten FC Schalke 04. Das neue Duo an der Spitze, der Vorsitzende Axel Hefer und Stellvertreter Moritz Dörnemann, hatten seit der Wahl am 17. Juli auf öffentliche Auftritte verzichtet. Nun gaben sie gemeinsam ihr erstes Interview - im Vereinsmagazin "Schalker Kreisel". Interessant: Hefer verriet, dass die Suche nach einem Nachfolger für den am 30. Juni ausgeschiedenen Marketingvorstand Alexander Jobst läuft - und sich das Profil etwas ändern wird.
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"Es ist angedacht, das Feld etwas weiter zu fassen als bisher. Gerade der Bereich Strategie ist in der Vergangenheit zu kurz gekommen und soll von einem neuen Vorstand, in diesem Fall einem Vorstandsvorsitzenden, ebenso vertreten werden wie Marketing und Vertrieb", sagte Hefer. Die Suche wäre nicht ganz einfach: "Die Erfahrung zeigt, dass man sechs bis zwölf Monate benötigt, um einen passenden Vorstand zu finden. Wir tun unser Bestes, aber wichtiger als die Geschwindigkeit ist es, die richtige Person zu finden. Das muss eine Person sein, die erkennt, dass Schalke weitaus mehr ist als ein Fußballverein."
Schalke: Indirekte Kritik von Hefer an Ex-Vorstand Jobst
Kritik übte Hefer an der vor allem von Jobst angestoßenen Diskussion über eine Änderung der Rechtsform. Aktuell ist Schalke ein eingetragener Verein. Hefer spricht von einem "völlig falschen Zeitpunkt" und bezeichnet das als "großen Fehler". Seine Begründung: "Die wesentlichen Fragen sind zunächst: Wo wollen wir hin? Was ist unsere Vision? Was wollen wir erreichen? Wenn wir uns darauf geeinigt haben, können wir überlegen, ob wir das aus eigener Kraft schaffen oder zusätzliche Mittel benötigen." Die angestoßene Diskussion hätte "zu großer Verwirrung und einer riesigen Debatte in und um den Verein geführt." Schalke müsse sich erst stabilisieren und Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft schaffen. Erst dann könne es um die Frage einer Änderung der Rechtsform gehen.
Hefer und Dörnemann wollen auch den Führungsstil ändern. "Schalke braucht keinen neuen Boss, sondern ein Team, das im Hintergrund arbeitet und in der schwierigen Zeit mit klarem Kopf und klarem Plan agiert", sagt Hefer. Heißt: Die Zeiten, in denen sich der Chef des Aufsichtsrats ins operative Geschäft einmischt und als Gesicht für den Verein steht - wie zwei Jahrzehnte lang Clemens Tönnies - sollen vorbei sein. Auffällig ist das in der aktuellen sportlichen Krise: Tönnies und auch dessen Kurzzeit-Nachfolger Jens Buchta hätten längst Stellung bezogen zur schwierigen Situation nach der 1:4-Blamage bei Jahn Regensburg. Hefer und Dörnemann überlassen diese Öffentlichkeitsarbeit Sportvorstand Peter Knäbel und vor allem Sportdirektor Rouven Schröder.
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Hefer selbst will auch in Ausschüssen nicht omnipräsent sein: "In der Position des Vorsitzenden gibt es keine Ämterkonzentration mehr. Bisher war der Vorsitzende nicht nur Sprecher des Aufsichtsrats, sondern auch Mitglied der wichtigsten Ausschüsse." Schalke müsse strukturierter vorgehen, dürfe nicht mehr so oft aus dem Bauch heraus entscheiden.
Schalke: Kostensenkung als vorrangiges Ziel
Große Ambitionen vertreten auch Hefer und Dörnemann. "Langfristig muss der Anspruch sein, einer der Top-Vereine in Deutschland und auch in Europa zu werden", sagt Hefer. Die Fehler der Vergangenheit dürften aber nicht wiederholt werden. Schalke müsse sich aktuell auch auf die Möglichkeit einstellen, "mehrere Jahre in der Zweiten Liga zu spielen." Vorrangiges Ziel sei es, in den kommenden zwölf Monaten die Kosten weiter zu senken. Im Vergleich zu einer Rückkehr in die europäische Spitze ist das ein bescheidenes Ziel.