Iserlohn. . Seit dem 14. November ist Roosters-Stürmer Jeff Giuliano außer Gefecht. Und niemand weiß, wann er wieder spielen kann - ob er überhaupt zurückkehrt.

Er ist enttäuscht, frustriert und ratlos. Und obwohl ihm von allen erdenklichen Seiten Unterstützung zuteil wird, ist Jeff Giuliano auch hilflos und besonders auf das Prinzip Hoffnung angewiesen. Denn seit dem 14. November ist der Roosters-Stürmer außer Gefecht. Und niemand weiß, wann er wieder spielen kann, ob er überhaupt noch einmal ins Team zurückkehren wird.

Denn der US-Boy leidet an Schwindelgefühl und Tinnitus, ausgelöst durch einen Zweikampf im Heimspiel gegen die Nürnberg Ice Tigers am 14. November. An der Bande traf ihn der in die Höhe geschnellte Schläger eines Gegenspielers unter die Nase, der Kopf wurde nach hinten geschleudert. „Das war kein Foul, eher ein Unfall“, blickt der 35-Jährige auf diese Schrecksekunde zurück, mit der ein inzwischen fast schon zweimonatiger Leidensweg begann. Das Schwindelgefühl bei jeder leichten Kopfbewegung und das helle, nervende Pfeifen im Ohr ließen nicht nach.

Versuche, mit der Mannschaft zu trainieren, scheiterten. Denn Giuliano konnte dem schnellen Treiben auf dem Eis nicht folgen, weil die optische Wahrnehmung nicht funktionierte. Es begannen Reha-Maßnahmen und zahlreiche Untersuchungen, in Würzburg wurde er Tests unterzogen und schnitt dabei sogar gut ab. Damit konnte er zumindest in einem Punkt durchatmen: Einen Hirnschaden hatte er nicht erlitten. Nacken oder Kiefer verursachen wohl die massiven Probleme. Dort setzt auch die Therapie an. Giuliano: „Aber keiner weiß wirklich richtig, was da los ist. Das ist das Problem.“

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Es kann schnell gehen, aber auch dauern

Wenn er durch die Stadt geht, sieht man ihm kaum an, dass er so schwer angeschlagen ist, er sieht lediglich etwas blasser aus und hat Ränder unter den Augen. Aber die Beschwerden sind weiterhin massiv, so dass der Stürmer, der zuletzt als Verteidiger eine ganz wichtige Säule war, stark eingeschränkt bleibt. Mit Roosters-Physiotherapeut Sven Kruse von Medivital in Hemer arbeitet er täglich bis zu zwei Stunden. „Man darf allerdings nicht zu viel machen. So etwas benötigt Zeit“, weiß Kruse. „Und richtig belastbar ist Jeff erst, wenn die Symptome nicht mehr auftreten.“

Wann das so weit ist? Da erfolgt von allen Seiten nur ein Schulterzucken. Es kann schnell gehen, aber auch dauern. Dabei geht es nicht um eine allmähliche Besserung, sondern quasi um eine Spontanheilung, von jetzt auf gleich – als würde ein Schalter umgelegt. „Ich hoffe, dass ich morgens aufwache und die Beschwerden fort sind“, so Giuliano. Wenn er das sagt, spricht der Amerikaner aus Erfahrung. Denn schon vor der Saison hatte es ihn erwischt, als in der Saisonvorbereitung ein Puck in sein Gesicht zischte und die Verletzung mit mehreren Stichen genäht werden musste. Danach traten vergleichbare Symptome eines Traumas auf. „Doch die waren dann plötzlich weg.“ Darauf setzt er nun erneut. Dass es diesmal länger dauert, ist möglicherweise auf den ersten Kopftreffer zurückzuführen.

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Hoffen auf die Genesung

Beim Team ist er derzeit nur selten, die Heimspiele schaut er sich, wenn überhaupt, in der Kabine an. Die volle Halle und die Geräuschkulisse belasten den zweifachen Familienvater, der auch beim Spielen mit seinen Kindern zwangsläufig gehandicapt ist. „Aber Puzzeln oder mit Legosteinen zu spielen geht.“ Trotzdem fällt ihm häufig die Decke auf den Kopf, weil er viele Ruhephasen einlegen muss.

Dass der nach Collin Danielsmeier dienstälteste Roosters-Spieler der Mannschaft in seiner sechsten Saison am Seilersee nicht helfen kann, belastet ihn massiv. „Es ist sehr hart, wenn man zuschauen muss. Wenn das Team verliert, möchte man helfen. Und wenn es gewinnt, möchte man natürlich dabei sein.“ Aber er hat selbstverständlich viel Freude daran, dass sich seine Kollegen so hervorragend schlagen: „Wir haben ein großartiges Team, das im Vergleich zum Vorjahr auch mehr Tiefe besitzt.“ Den Roosters traut er daher die Play-offs zu. Und wenn Giuliano, der in der laufenden Serie 13 Spiele bestritten hat, dann doch noch seinen Teil dazu beitragen könnte, wäre das für ihn eine ganz, ganz große Sache. Und so hofft er weiter auf seine Genesung. „Denn das Ende meiner Karriere ist hoffentlich noch weit weg.“