Düsseldorf. DEG-Neuzugang Mads Bødker lebte und arbeitete in der einstigen Zarenfestung Orsk unter erschwerten Bedingungen. Dem Team drohen gegen Hamburg bis zu zehn Ausfälle. Bødker freut sich auf das Duell mit seinen dänischen Landsmännern Morten Madsen, Daniel Nielsen und Julian Jakobsen.
Die neue sportliche Heimat zog am Beifahrerfenster vorbei. Aus dem Augenwinkel heraus konnte Mads Bødker gestern Vormittag schon einmal einen ersten kurzen Blick auf den Rather Dome erhaschen. „Die Halle schaut von außen sehr imposant aus“, sagte der 26-Jährige, nachdem ihn DEG-Sportleiter Walter Köberle vom Flughafen abholte und zum ersten Mannschaftstraining mit seinen neuen Teamkollegen chauffierte. Bereits morgen Abend (19.30 Uhr) wird der neue Verteidiger die Heimspielstätte der DEG auch von innen kennenlernen, wenn er gegen die Hamburg Freezers sein erstes Spiel für die Rot-Gelben und zugleich sein Debüt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bestreitet.
Zuvor musste der Däne gestern nach seiner Ankunft erst einmal ein Marathon-Programm über sich ergehen lassen. Auf das erste einstündige Vormittagstraining folgten in kürzester Zeit kardiologische, neurologische und orthopädische Tests sowie ein Pressegespräch.
Bis zu zehn Ausfälle gegen Hamburg
Mit der Verpflichtung des Blondschopfs reagiert der Tabellenletzte der DEL auf seine anhaltende Verletzungsmisere, die mit bis zu zehn Ausfällen gegen Hamburg einen neuen traurigen Höchstwert erreichen könnte.
„Ich habe im Vorfeld von den Verletzungssorgen der DEG gehört“, sagte Mads Bødker, „in meiner Karriere bin ich bislang von schweren Verletzungen verschont geblieben.“
Der Blondschopf, der am Freitag noch sein letztes Spiel für den russischen Zweitligisten Yuzhny Ural Orsk absolvierte, ist sichtlich froh, dass er in der ehemaligen Zarenstadt zwischen Europa und Asien, rund 1700 Kilometer südöstlich von Moskau gelegen, seine Zelte abgebrochen hat. „Wie man dort mit Spielern umgegangen ist, war schon etwas gewöhnungsbedürftig. Alle Jungs mussten zusammen in einem Apartmentcontainer wohnen. Nach 23 Uhr durfte den niemand mehr verlassen. Wenn wir schlecht gespielt haben, bekamen wir Hausarrest und ein Teil unseres Gehalts wurde einbehalten“, erinnert sich Bødker nur ungern zurück. Hinzu kamen teils 16 Stunden lange Busfahrten. Einfache Strecke wohlgemerkt. „Es ist auch schon einmal vorgekommen, dass wir als Strafe für eine Niederlage nicht ins Hotel durften und im Flughafen übernachten mussten!“
Dementsprechend leicht fiel es ihm, seine Zelte in der 240 000 Einwohner zählenden Stadt abzubrechen. „Nachdem man den Trainer gefeuert hat, mit dem ich mich wenigstens noch auf Dänisch unterhalten konnte, haben kurz darauf auch die einzigen beiden englischsprachigen Spieler den Klub verlassen. Danach konnte ich mich mit niemanden mehr verständigen.“
Anders sieht es da bei der DEG aus. Nicht nur sprachlich. Mit Stürmer Ken-Andre Olimb stand er in der Saison 2011/12 stolze 51-mal zusammen bei Leksand in der schwedischen Allsvenskan auf dem Eis. „Er ist ein guter Schlittschuhläufer und ein unangenehmer Gegenspieler“, so Olimb. Bødkers Bruder Mikkel, der seit über fünf Jahren in der National Hockey League (NHL) für die Phoenix Coyotes aufläuft, ist der beste Kumpel von DEG-Stürmer Colin Long, der am Freitag gegen Hamburg sein Comeback feiern will.
Auch Andreas Martinsen, der nach seiner Meniskus-OP gestern erstmals wieder trainierte, und Torhüter Stefan Ridderwall kennt der DEG-Neuzugang aus den Länderspiel-Duellen mit Norwegen und Schweden nur allzu gut.
„Mads ist uns aufgrund seiner läuferischen Qualitäten bei der Weltmeisterschaft aufgefallen. Wir waren auf der Suche nach einem großen, robusten Verteidiger, aber er hat eben andere Qualitäten“, so DEG-Chefcoach Christian Brittig.
Gegen Hamburg freut sich Bødker auf das Duell mit seinen dänischen Landsmännern Morten Madsen, Daniel Nielsen und Julian Jakobsen. Und darauf, den Dome endlich einmal von innen zu sehen.