Essen. „Man fährt zu einer Weltmeisterschaft, um Weltmeister zu werden“, sagt Jakob Kölliker. Das aus dem Mund des deutschen Eishockey-Bundestrainers zu hören, war über Jahrzehnte in etwa so wahrscheinlich wie vergleichbare Ambitionen Mikronesiens bei der Fußball-WM.

Es war dieser ruhige Blick, der auf einem Journalisten ruhte – und der so typisch für Jakob Kölliker ist. „Unser Ziel? Man fährt zu einer Weltmeisterschaft, um Weltmeister zu werden.“ Das aus dem Mund des deutschen Eishockey-Bundestrainers zu hören, war über Jahrzehnte in etwa so wahrscheinlich wie vergleichbare Ambitionen Mikronesiens bei der Fußball-WM.

Zum größten Teil war diese Aussage vor allem ein Beleg für den trockenen Humor des Schweizers, bevor das Turnier in Finnland und Schweden am Freitag beginnt. Das DEB-Team spielt in der „Stockholm-Gruppe“. Das Finale geht am 20. Mai in Helsinki über die Bühne.

Die Chance auf den Titel geht gegen Null

Und dennoch: Ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit war dabei. Dass die Chance auf den Titel gegen Null geht, weiß auch Kölliker. Ein Beleg für das neu gewonnene Selbstvertrauen nach dem überraschenden vierten Platz bei der Heim-WM vor zwei Jahren und dem Erreichen des Viertelfinals im Jahr darauf, ist es allemal. Die noch nicht sehr lange zurückliegenden Zeiten, in denen der Gedanke an eine WM deutsche Fans eher zusammenzucken ließ – sie scheinen in weite Vergangenheit gerückt. Weg vom Pessimismus, hin zum Vertrauen in eigene Fähigkeiten.

Auch die acht Testspiele vor der WM nähren die Hoffnung, dass es erneut in die K.o-Runde gehen könnte. Kein Spiel wurde in regulärer Spielzeit verloren. „Was die Resultate angeht“, sagt Kölliker, „ist es wirklich gut gelaufen. Die Gegner waren allerdings nicht in Bestbesetzung – wir aber auch nicht“, will er die letzten Wochen nicht auf die Goldwaage legen. „Vorbereitung ist Vorbereitung.“

Ehrhoff fällt verletzungsbedingt aus

Und die ist, was die Umstände angeht, nicht optimal gelaufen. Keine europäische Topliga ermittelt so spät ihren Meister wie die DEL. Und die Klubs wollen zudem auch noch so schnell wie möglich den Best-of-Seven-Modus für die Play-offs einführen. Die Folge dieser Holterdiepolter-Vorbereitung: „Wir müssen vier neue Spieler einbauen, die kein Testspiel mit uns bestritten haben.“ Drei Spieler von Vizemeister Mannheim und Marcel Goc von den Florida Panthers aus der NHL. Die anderen Cracks aus Übersee haben abgesagt. „Christian Ehrhoff hätte ich mit Kusshand genommen“, erklärte Kölliker. Doch der gebürtige Moerser fällt verletzungsbedingt aus. Andere Spieler haben aus privaten Gründen abgesagt. Ähnlich sieht es auch bei den Spielern von Meister Eisbären Berlin aus. Kölliker hat lediglich André Rankel berufen, der aufgrund einer Sperre in der Finalserie gar nicht aktiv war. „Die Spieler, die in Frage kommen, sind körperlich angeschlagen. Sie sind ausgelaugt“, sagt Kölliker.

Auftakt gegen Italien

„Berlin hatte das ganze Jahr über mit Verletzungen zu kämpfen. Da wurde am Saisonende medizinisch viel möglich gemacht.“ Das will Kölliker nun nicht auf die Spitze treiben. „Man muss auch ganz einfach mal an die Gesundheit eines jungen Sportlers denken. Fitspritzen, tapen, das Risiko einer schwereren Verletzung eingehen. Das macht doch alles keinen Sinn.“

Im neuen WM-Format müsste Deutschland in seiner Achtergruppe mindestens Vierter werden, um das Viertelfinale zu erreichen. Mit Russland, Schweden und Tschechien sind drei mehrfache Weltmeister Gegner des DEB-Teams. Doch auch Auftaktgegner Italien (Freitag, 12.15 Uhr, live bei Sport1), Dänemark, Lettland und Norwegen sieht Kölliker auf Augenhöhe. Das Selbstvertrauen des Trainers haben sich die Spieler allerdings längst zu eigen gemacht.