München. .

Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) ist nicht immer auf der Höhe der Zeit. Auf seiner Homepage schmückt die Rubrik „Nationalmannschaft“ ein Mannschaftsfoto, auf dem der frühere Bundestrainer Uwe Krupp in der Mitte seiner Spieler sitzt. Sie hätten Zeit gehabt, das Foto zu tauschen. Schon seit Juni ist Krupp Coach der Kölner Haie. Sein Nachfolger, der Schweizer Jakob „Köbi“ Koelliker, debütierte am Wochenende beim Deutschland Cup in der Münchener Olympiahalle im nationalen Amt. Der 58-Jährige soll die erfolgreiche Arbeit Krupps fortsetzen, der mit der Auswahl zuletzt einen vierten (2010) und einen siebten (2011) WM-Platz erreichte. Ob der langjährige Co-Trainer der Schweiz der Mann der Zukunft sein kann, ist nach dem Turnier aber genauso fraglich wie vorher.

Beim 4:2 gegen ein junges Team aus der Schweiz bekam die deutsche Mannschaft am Freitag zwar ein in der Offensive gutes Spiel hin, vor allem die Stürmer Kai Hospelt, André Rankel und Michael Wolf überzeugten. Die Auswahl zeigte aber schon Tendenzen zur Unordnung in der Defensive, die sich am Samstag beim 3:6 gegen den schwungvollen Turniersieger Slowakei zur Konfusion steigerten. Die abschließende Begegnung bestritten die Deutschen am Sonntag (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) gegen die USA, die in München mit einer Auswahl von Europa-Legionären am Start waren.

Fehlende Disziplin und Konzentration sorgten für Chaos

„Naiv“ habe seine Mannschaft gespielt, sagte Koelliker nach dem Spiel gegen die Slowakei. „Wir haben zu viel gesündigt.“ Der Mann aus Bern hat das Spielsystem der Nationalmannschaft modifiziert. Er richtete die Mannschaft etwas offensiver aus als Krupp. Zudem stellte Koelliker von Zonen- auf Manndeckung um, die in der DEL wenige Teams spielen.

„Wir haben sehr viel Theorie bearbeitet“, berichtete Kapitän Michael Wolf. Vielleicht zu viel Theorie? Das Ergebnis war partielle Verwirrung. In der Partie gegen die Slowakei gerieten die DEB-Profis in der Defensive dauernd in Unterzahl – meistens mit eins gegen zwei. Am Ende sogar mit null gegen zwei. Fehlende Disziplin und Konzentration waren laut Koelliker die Gründe für das Chaos: „Wenn man nicht diszipliniert spielt, ist jede Spielweise kritisch.“

Vertrag für Koelliker läuft bis Juni 2012

Koellikers Assistent, der Mannheimer Coach Harold Kreis, der auch schon mit Krupp gearbeitet hatte, erklärte die neue Spielidee so: „Köbi versucht, den Profis spielerisch etwas Mut zuzusprechen, auch mal etwas zu probieren und Akzente zu setzen.“ Ein schöner Ansatz, der aber stabile Abwehrarbeit voraussetzt. Die Pessimisten unter den Zuschauern erinnerte die Niederlage gegen die Slowakei gar an die Ära des Offensiv-Illusionärs Greg Poss, die 2005 bei der WM in Österreich mit dem Abstieg in die B-Gruppe endete. Allerdings waren die Deutschen damals defensiv und offensiv nicht konkurrenzfähig.

Zudem besteht Hoffnung, dass der neue Bundestrainer Anpassungen vornehmen wird. Koelliker, der zwölf Jahre lang Ralph Kruegers Assistent bei der Schweizer Nationalmannschaft war, ist ein besonnener Mann. Allerdings hat Koelliker nur einen Vertrag bis Juni 2012. Und auch wenn es der Verband offiziell bestreitet, so hoffen die Funktionäre doch darauf, dass Krueger im nächsten Jahr nach seinem Vertragsende beim NHL-Klub Edmonton Oilers nach Europa zurückkehrt – und deutscher Bundestrainer wird.