Köln. Uwe Krupp geht mit den Kölner Haien in seine erste Saison als Trainer einer Vereinsmannschaft. Am Freitag steht er zum Saisonauftakt der Deutschen Eishockey-Liga beim Heimspiel gegen Ingolstadt an der Bande.

Das Vormittagstraining ist vorbei, Uwe Krupp geht zum Kaffeeautomaten und holt sich einen Cappuccino. Bis zum Sommer war der 46-Jährige noch Bundestrainer, doch das ist vorbei. Am heutigen Freitag steht er zum Saisonauftakt der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beim Heimspiel gegen Ingolstadt erstmals als Trainer der Kölner Haie an der Bande.

Uwe Krupp über Nervosität und Emotionalität vor seinem ersten Auftritt mit den Haien in der Kölnarena:

„Die Frage nach der Emotionalität kommt anderthalb Jahre zu spät. Damals, als ich bei der WM mit der deutschen Mannschaft in Köln gespielt habe, ging mir das sehr nahe. Köln ist meine Heimatstadt, und in dieser Stadt habe ich auch mit dem Eishockey begonnen. Doch das war mit der WM abgehakt, am Freitag wird es kein Tränchen geben.“

Über das Verhältnis zu seinem Sohn Björn, der als Verteidiger im Kader der Haie steht:

„Die Sicht auf ihn als meinen Sohn kann ich mir als Trainer eines Profiteams nicht erlauben. Er ist ein junger, hungriger und fleißiger Spieler, der vor zwei Jahren einen Vertrag in der NHL bei den Minnesota Wild unterschrieben hat und zum größten Teil von dort bezahlt wird. Darüber hinaus hat er zufällig gute Kontakte nach Köln, mehr wird mir zu diesem Thema niemand entlocken können.“

Über die Klischees, die über ihn im Umlauf sind:

„Weil ich in den USA gelebt habe und Bundestrainer wurde, habe ich über mich gelesen, dass ich der „Eis-Klinsi“ sei. Genauso Blödsinn wie jetzt zu hören, ich sei der Eishockey-Klopp, nur weil ich versuche, mit jungen Spielern Erfolg zu haben. Weder weiß ich, wie Borussia Dortmund sein Team zusammenstellt, noch wie Jürgen Klopp arbeitet, und ich tobe während des Spiels auch nicht an der Seite herum.“

Über seine Spiel-Philosophie, die er als Trainer aufs Eis bringen möchte:

„Die passenden Worte dafür lauten: Schnell, gradlinig, emotional, viel Druck zum Tor. Für die Umsetzung suche ich Spieler, die fleißig und aufnahmebereit sind. Wenn du jemanden drei Tage im Training erlebt hast, weißt du, ob es passt oder eben nicht.“

Über den Unterschied zwischen Bundestrainer und Vereinstrainer:

„Als Bundestrainer bist du an Rotation interessiert. Möglichst viele Spieler testen, und die besten davon herausfiltern. Als Vereinstrainer habe ich mein Team, das in dieser Zusammensetzung auch mein Team bleiben wird. Daher muss ich im Verein eine mannschaftliche Geschlossenheit erreichen. Der zweite Unterschied ist die Emotionalität, die ich in den wenigen Tagen, in denen ich als Bundestrainer mit den Spielern arbeite, wecken muss. Als Vereinstrainer bauen sich Routinen auf, und auf die freue ich mich sogar.“

Über die Saisonziele der Kölner Haie:

„Ich kann nicht sagen, auf welchem Platz wir am Ende landen werden. Erstens würde ich mich damit doch sofort in eine Ecke stellen, und zweitens weiß ich es gar nicht. Auch als Spieler habe ich nie sehr weit in die Zukunft gedacht. Du weißt nie, was alles passiert. Ich denke jetzt an das erste Wochenende der DEL, und ich muss wirklich sehr genau überlegen, um zu sagen, gegen wen wir in der Woche darauf spielen. Eins nach dem anderen.“

Über die Konkurrenz und die Favoriten in der DEL:

„Um die anderen Teams habe ich mich kaum gekümmert, denn ich kann sowieso nicht kontrollieren, was sie machen und wen sie verpflichten. Die Eisbären Berlin werden vorne dabei sein, Mannheim, Ingolstadt und Iserlohn wohl auch. Auch die DEG hat immer ein gutes Team.“

Über den Flugzeugabsturz, bei dem vor einer Woche das Team des russischen Erstligisten Jaroslawl mit dem deutschen Nationalspieler Robert Dietrich umkam:

„Mein Telefon stand nicht still, jeder wollte meine Meinung dazu haben. Aber mir fehlen für diese erschütternde Tragödie die passenden Worte. Ich denke, es gibt diese Worte auch überhaupt nicht auf dieser Welt.“