Düsseldorf. Bei der Düsseldorfer EG herrscht nach dem Derbysieg gegen die Kölner Haie Euphorie. Trotzdem muss Trainer Harold Kreis an Defiziten arbeiten.
Es blieb im prächtig gefüllten Rather Dome fast unbemerkt, dass sich die DEG in der Tabelle der Deutschen Eishockey-Liga wieder auf Platz zwei vorgeschoben hatte. Für die Fans in Rot und Gelb zählte erst einmal nur der emotionale Moment. Der Moment des Derbysieges. Die Minuten der ausgelassenen Feier nach einem späten Siegtor. Der Jubel mit ihrer Mannschaft, die von Leon Niederberger im silbrigen Glitzer-Jackett noch einmal aufs Eis-Oval geführt wurde. Es zählte schlicht das Gefühl der abendlichen Euphorie nach einem 4:3 über die Kölner Haie.
Die Glücksgefühle der gut 12 500 Eishockeyfreunde teilte auch Cheftrainer Harold Kreis. Allerdings eher innerlich. Aus dem Derby-Sieg, dem 101. im 220. Duell mit den Domstädtern, mag der Deutsch-Kanadier nach vier knappen Niederlagen in Serie eher einen Push für seine Spieler ableiten als eine Genugtuung, es dem Nachbarn mal gezeigt zu haben. Kreis setzt eher auf neue positive Energie, die bis zur ersten Länderspielpause nach dem 10. November helfen soll, den DEL-Spitzenplatz zu festigen.
Kreis arbeitet an Defiziten
An den Defiziten im DEG-Spiel wird weiter gearbeitet. Etwa am etwas unrunden Überzahlspiel, das sicher noch druckvoller werden sollte im Laufe der Saison. Dazu sucht Trainer Kreis immer noch jemanden, der die schwache Bully-Bilanz verbessert. Laufbereitschaft und Bissigkeit sind indes weiter Düsseldorfer Stärken. „Wir haben uns auch nach dem Gegentor zum 2:3, der sicher ein kleiner Tiefschlag war, wieder auf die Vorderbeine gestellt. Das ist auch eine Qualität“, hebt Trainer Kreis hervor.
Dass ausgerechnet der ehemalige Kölner Philip Gogulla am Freitagabend nicht (mehr) so im Fokus wie befürchtet, empfand Kreis wahrlich nicht als Nachteil. „Irgendwann ist es dann auch nur ein Eishockeyspiel. Und der Ausgang wurde für uns entschieden. Das allein zählt“, versicherte Ex-Nationalspieler Gogulla, der ohne Treffer blieb.
Der 31-Jährige gönnte es ohne Umschweife anderen Kollegen, die sich vor 12 500 Zeugen nach vorn gespielt hatten. Leon Niederberger etwa, der an der Seite des Norwegers Ken-Andre Olimb und des Schweden Kalle Ridderwall ein vorzügliches Spiel als Außenstürmer hinlegte. So gesehen war es keine Überraschung, dass Niederberger am Ende das Siegerjackett zur Schau stellen durfte.
Descheneau entscheidet das Derby
Diese interne Ehre hätte Jaedon Descheneau auch gut zu Gesicht gestanden. Der 23-jährige Kanadier hatte das rheinische Derby mit seinem Solo-Treffer zwei Minuten vor dem Ende entschieden. Nicht erst seit Freitag drängt sich der Eindruck auf, dass DEG-Sportdirektor Niki Mondt mit der Verpflichtung des nur 1,75 Meter großen, aber überaus trickreichen Linksaußen einen Überraschungscoup gelandet hat. Mit fünf Toren und neun Vorlagen setzte sich Descheneau vor dem Sonntagabendspiel in Straubing an die Spitze der rot-gelben Scorer-Wertung.
Damit war nicht unbedingt zu rechnen. In der NLB, der zweiten Schweizer Liga, hatte der Neu-Düsseldorfer die vergangene Saison verbracht. Also mehr oder weniger im europäischen Eishockey-Nirgendwo. Schon als Angreifer beim HC Thurgau gab Descheneau zu, sein Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft zu haben. Immerhin hatten ihn im Frühjahr 2014 die St. Louis Blues für die NHL gedraftet. In der Western Hockey League (WHL), eine der drei Top-Juniorenligen Kanadas, hatte der Angreifer für Kootenay Ice in drei seiner fünf Saisons zuvor stark gescort.
Leon Draisaitl, Deutschlands teuerster Eishockeyspieler mit einer Jahresgage von rund acht Millionen Euro bei den Edmonton Oilers, war in der Saison 2014/15 einer von Descheneaus Gegnern im Dress der Kelowna Rockets. Draisaitls Weg wurde danach ein überaus erfolgreicher, Descheneaus dagegen eher ein ungewöhnlicher. Der DEG sollte es trotzdem nur recht sein.