Berlin. Deutschlands Eishockey-Star Leon Draisaitl ist zur WM-Vorbereitung beim Eishockeyteam eingetroffen. Trainer Sturm warnt vor zu hohen Erwartungen.

Jeden Morgen liegt er schon um vier Uhr wach im Bett. Der Jetlag beschäftigt Leon Draisaitl noch immer, obwohl er bereits seit ein paar Tagen zurück ist aus dem kanadischen Edmonton. In Berlin wirkt er am Dienstagnachmittag aber trotzdem recht ausgeschlafen vor dem ersten Training der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Die Freude, wieder auf das Eis zu gehen, vertreibt die leichte Müdigkeit.

Neben Draisaitl sitzt Bundestrainer Marco Sturm, ihm ist die Erleichterung darüber anzusehen, dass der junge Stürmer zu seinem Team gehört. Viel hat sich verändert in den vergangenen zwei Monaten. Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) wird plötzlich mit anderen Augen gesehen, seit sie im Februar in Südkorea sensationell Olympiasilber gewann. „Der Druck ist jetzt größer als normal“, sagt Sturm. Bislang fuhr er mit seinen Spielern mit moderaten Erwartungen zu Weltmeisterschaften, vor den Titelkämpfen in Dänemark (4. bis 20. Mai) sieht zumindest die öffentliche Wahrnehmung anders aus. Jetzt gehen Helden auf Reisen.

Statt Olympia Spiele in der NHL

Davon wollen sich Sturm und die Mannschaft allerdings nicht beeinflussen lassen. „Es ist zu früh zu sagen, was unser Ziel ist. Man sollte damit vorsichtig sein“, erzählt Draisaitl. Er selbst konnte in Pyeongchang nicht mitwirken, die nordamerikanische NHL, die beste Liga der Welt, verbot ihren Profis die Teilnahme. „Das ist ärgerlich, nicht dabei gewesen zu sein“, sagt Draisaitl. Aber ehrlicherweise wäre für Deutschland ein solcher Überraschungserfolg nie möglich gewesen, hätten alle Teams ihre NHL-Stars eingesetzt. Insofern ist seine Olympia-Absenz für ihn verkraftbar. Ruhm kann man sich auch in der NHL erarbeiten.

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Draisaitl tut genau das, ist dort längst ein Star, unterschrieb bei den Oilers im vergangenen Sommer einen Vertrag über acht Jahre und 68 Millionen Dollar. Weil sein Klub die Play-offs verpasste, spielt er nun die WM. „Die Nationalmannschaft ist ein sehr familiäres Gebilde, das macht immer Spaß“, sagt der 22-Jährige. Er wird jetzt zur zentralen Figur.

Durch Rücktritte und Verletzungen fehlen mindestens neun Silberhelden für das Turnier, den Beginn der Vorbereitung bestritt Sturm mit einer sehr jungen Mannschaft und sehr durchwachsenen Resultaten. Die leicht veränderte DEB-Auswahl testet nun am Donnerstag in Wolfsburg (19.15 Uhr/Sport1) und am Samstag in Berlin (17.45 Uhr/ Sport1) gegen Frankreich.

Ob der gebürtige Kölner Draisaitl dabei zum Einsatz kommt, ließ Sturm offen. Dafür betonte er, wie wichtig die frühe Anwesenheit des Angreifers sei. „Einen solchen Spieler wie Leon allein im Training auf dem Eis zu haben, kann einiges bewirken“, sagt Sturm und stellt dessen Entwicklung als wichtigen Faktor für das Nationalteam heraus: „Er ist noch mal auf einem anderen Level.“ Mit Hilfe von NHL-Profi Dennis Seidenberg (New York Islanders) und eventuell Spielern, die in den NHL-Play-offs sowie nach dem DEL-Finale zwischen München und Berlin frei werden, will Sturm das Fehlen einiger Olympiahelden auffangen. Die Konkurrenz nimmt jetzt zu.