Essen. Bundestrainer Marco Sturm atmet erst einmal durch. Bei der Eishockey-WM in Dänemark Anfang Mai kann er auf die NHL-Stars Leon Draisaitl und Dennis Seidenberg bauen.
Die ernüchternde 1:4-Testniederlage gegen die Slowakei war noch keine Stunde alt, da saß Marco Sturm bereits an seiner Abflug-Lounge im Dresdner Flughafen. Der Bundestrainer errechnete das Ergebnis des Eishockey-Spieltags noch einmal neu, günstiger. “Zwei Zusagen, eine Absage”, so beantwortete der Landshuter das Resultat der deutschen NHL-Frage aus seinen Handy-Nachrichten und Telefonaten. Ohne Verstärkung aus der National Hockey League, der stärksten Liga der Eishockey-Welt, keine Fortsetzung des olympischen Silber-Märchens bei der Weltmeisterschaft ab 4. Mai in Herning/Dänemark. Das weiß Sturm als 1006-maliger NHL-Angreifer nur zu genau.
Die gute Nachricht: 68-Millionen-Dollar-Stürmer Leon Draisaitl verstärkt die Nationalmannschaft bereits ab Dienstag, wenn im Ostberliner Wellblechpalast, dem alten Spielort der Eisbären, die dritte Vorbereitungswoche startet.
Dem 22-jährigen Kölner von den Edmonton Oilers kann niemand im DEB-Aufgebot spielerisch das Wasser reichen. Das stellte Draisaitl vor allem bei der Heim-WM im Mai 2017, aber auch bei der Olympia-Qualifikation im September 2016 in Riga/Lettland unter Beweis.
Auch Verteidiger-Routinier Dennis Seidenberg (36/New York Islanders), 2011 mit den Boston Bruins NHL-Sieger und vor einem Jahr bester Abwehrspieler des WM-Turniers, ist wieder am Start. Torhüter Thomas Greiss (ebenfalls New York Islanders) hat indes verletzungsbedingt abgesagt. Letzteres ist verkraftbar. “Wir haben viele gute Torhüter, ähnlich wie im Fußball”, versichert Silber-Gewinner Timo Pielmeier. Der Ingolstädter macht damit natürlich auch Werbung in eigener Sache.
Draisaitls Präsenz vorn und Seidenbergs Erfahrung hinten sind für Bundestrainer Marco Sturm gewichtige Faktoren. Er muss mit Patrick Reimer, Christian Ehrhoff, Marcel Goc (alle zurückgetreten) und auch Marcus Kink (verletzt) vier Olympia-Häuptlinge ersetzen.
Der junge zweite Anzug passt dazu noch nicht. “Die Testspiele gegen Russland und die Slowakei waren lehrreich. Bei uns stimmen die Laufwege noch nicht”, stellte beispielsweise Marc Michaelis selbstkritisch fest. Den laufstarken Mannheimer beobachtete Bundestrainer Sturm beim US-Collegeteam Minnesota State. Ähnlich wie bei Frederik Tiffels vor einem Jahr verspricht sich Sturm von Michaelis “eine Überraschung, die niemand auf dem Zettel hat”.
In den WM-Tests gegen Frankreich am Donnerstag (19.15 Uhr) in Wolfsburg und am Samstag (17.45 Uhr/jeweils Sport1) in Berlin wird auch Markus Eisenschmid seine Chance bekommen. Der ehemalige Kaufbeurer, der einen NHL-Vertrag bei den Montreal Canadiens bis Saisonende besitzt, aber für Rocket de Laval in der zweitklassigen American Hockey League (AHL) spielt, stammt wie Draisaitl, Tiffels und Michaelis aus dem Jahrgang 1995. Im aktuellen DEB-Aufgebot ist nur der Düsseldorfer Angreifer Maximilian Kammerer (21) jünger als das genannte Quartett.