Düsseldorf.. Verteidiger Conboy will im Halbfinale gegen seinen Ex-Klub Ingolstadt spätestens im sechsten Spiel wieder mitmischen. „Sollte ich mit der DEG Meister werden, spiele ich für die Fans auf dem Eis Gitarre, versprochen“, sagt der 33-jährige Amerikaner.
Der Kerl muss doch bekloppt sein! Natürlich würde man diesen ersten Gedanken einem Mann wie Tim Conboy so direkt niemals ins Gesicht sagen. Der Amerikaner vom Typ „Ich brauche für den Reifenwechsel keinen Wagenheber“, Kampfgewicht 105 Kilo, beschwerte sich schon kurz nach seinem Wechsel von Amerika nach Ingolstadt darüber, dass sich in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) kein gegnerischer Spieler mit ihm prügeln will. Den Grund dafür kann man sich leicht ausmalen, siehe oben.
Warum aber wechselt ein Mann wie Conboy, der bei drei Klubs in der nordamerikanischen Profi-Liga unter Vertrag stand, 62 Spiele in der stärksten Liga der Welt absolvierte, und mit der Meisterschaft mit dem ERC Ingolstadt jüngst seinen sportlichen Höhepunkt in Europa feierte, ausgerechnet zur DEG, in den letzten beiden Jahren jeweils abgeschlagener Tabellenletzter? „Ich habe eine neue Herausforderung gesucht“, sagt Conboy. Kurz und trocken. In diesen Tagen bekommt er einmal mehr zu spüren, dass diese Entscheidung alles andere als bekloppt war.
„Das schönste Geschenk“
Am vergangenen Sonntag stand seine neue Mannschaft mit dem Rücken zur Wand. Nachdem die kaum wiederzuerkennende DEG als Tabellenfünfter durch die Hauptrunde gestürmt war, drohte im sechsten Viertelfinal-Spiel einer nervenaufreibenden Play-off-Serie gegen die Hamburg Freezers das Aus. Spätestens jetzt waren Typen wie Conboy gefragt. Einziges Problem: Seit Anfang November ist er zum Zuschauen verdammt. Gegen einen Kreuzbandriss ist auch er chancenlos. Während seine Teamkollegen auf dem Eis ein siebtes Spiel gegen Hamburg erzwingen, sitzt er an seinem 33. Geburtstag auf der Tribüne: „Die Jungs haben mir mit dem Sieg das schönste Geschenk gemacht!“
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Der Eishockey-Traum in der Landeshauptstadt lebt weiter. Die leidenschaftlich kämpfende DEG gewinnt auch Spiel sieben und zieht ins Halbfinale ein. Dort wartet ab heute Meister ERC Ingolstadt, Conboys Ex-Team. Zwar wird er heute noch nicht zum Einsatz kommen. Die Bilder, die sich beim gestrigen Training der DEG abspielten, dürften bei den Bayern dennoch nicht gerade Begeisterung hervorrufen. Conboy sprintet, Conboy schuftet, Conboy schiebt Sonderschichten. Und er hat eine Nachricht an sein Ex-Team: „Wenn alles gut geht, bin ich spätestens im sechsten Spiel wieder einsatzfähig!“
"Tim ist keine Geheimwaffe, Tim ist eine Waffe!"
Wenn es für den Außenseiter in der Best-of-seven-Serie denn soweit kommt. Der Amerikaner hat daran keinen Zweifel. Nur einen Monat nach seinem Kreuzbandriss verkündete er, schon bald wieder auf dem Eis stehen zu können. Nicht wenige dachten damals: Der Kerl muss doch bekloppt sein. Ist er nicht!
Dabei gibt es noch einen anderen Tim Conboy. Abseits des Eises ist der 33-Jährige eine sympathische Frohnatur und ein liebenswerter Familienvater. „Sollte ich mit der DEG Meister werden, spiele ich für die Fans auf dem Eis Gitarre, versprochen“, so Conboy. DEG-Cheftrainer Christof Kreutzer schätzt ebenso die sportliche Komponente, die im Play-off-Halbfinale vielleicht den Ausschlag geben könnte: „Tim ist keine Geheimwaffe, Tim ist eine Waffe!“