Düsseldorf. DEG-Cheftrainer Christof Kreutzer spricht über seine erste DEL-Saison und die Chancen seiner Mannschaft im Viertelfinale gegen die Hamburg Freezers.
Herr Kreutzer, herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz bei der DEL-Trainerwahl und einer starken Hauptrunde mit Platz fünf. Im Vorhinein gab jedoch einige Kritik an ihrer Ernennung, wie sind Sie damit umgegangen?
Christof Kreutzer: Ich denke, das ist normal, dass einige mit Skepsis daran gehen. Da habe ich Verständnis für. Wenn natürlich im Vorhinein Aussagen kommen wie der kann das gar nicht oder seid ihr verrückt den da hinzustellen, das hat mich schon geärgert. Es ist schade, dass man deutschen Trainern nicht immer die Chance gibt. Daher freut es mich umso mehr und ich bin dankbar dafür, dass unsere Gesellschafter mir die Chance gegeben haben. Und die Skeptiker haben bei mir noch mehr den Ehrgeiz geweckt, es zu schaffen – um das Vertrauen zurückzugeben, zu zeigen, dass wir das auch können. Und dann auch noch einer aus dem eigenen Stall.
Am Anfang der Saison gab es jedoch einige hohe Niederlagen. Sind da vielleicht doch auch mal Zweifel aufgekommen?
Kreutzer: Man muss viele Sachen immer hinterfragen und auch selbstkritisch sein, dass ist keine Frage. Das habe ich auch gemacht, aber gezweifelt habe ich nicht. Wenn man zu so einem frühen Zeitpunkt schon an sich selbst zweifeln würde, wäre es schwierig, dass die Mannschaft dass dann nicht auch merkt. Zu dem Zeitpunkt waren mit Stephan Daschner und Kurt Davis auch schon zwei sehr wichtige Verteidiger verletzt. Da haben, wie man nun im Saisonverlauf gesehen hat, zwei Eckpfeiler gefehlt, die sehr wichtig sind. Dann lief einiges in der Defensive noch nicht rund und die Spieler, die in den vergangenen zwei Spielzeiten dabei waren, mussten das auch alles erst einmal verarbeiten und lernen, dass wir konkurrenzfähig sind.
Gab es für Sie einen Schlüsselmoment während der Hauptrunde?
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Kreutzer: Einen, der den Schalter umgelegt hat, würde ich nicht sagen. Wir haben einfach immer mehr Selbstbewusstsein bekommen, weil wir einfach auch Mannschaften geschlagen haben, die von Anfang an höher gehandelt wurden. Was wichtig war, dass man aus den Niederlagen gestärkt rausgeht. Manchmal sind diese viel mehr wert als ein Sieg. Das 0:7 in Wolfsburg war sicherlich sehr hoch, aber wenn du das Spiel vielleicht knapp gewinnst oder sogar mit 4:0, denkt man alles ist gut und im Laufe der Saison wird man schnell unruhig wenn man auf einmal verliert. Wir haben vielleicht immer genau zur rechten Zeit einen Schuss vor den Bug bekommen. Lieber eine deutliche Niederlage, als mehrere knappe.
Ihr Team musste während der Saison immer wieder verletzungsbedingte Rückschläge hinnehmen. Wie hat die Mannschaft diese so gut verkraftet. Hat die Situation noch mehr zusammengeschweißt?
Kreutzer: Auf einer Seite sicher, auf der anderen Seite hatten wir zum Glück die Möglichkeit, noch einmal Spieler zu holen. Wobei zum Beispiel ein Tim Conboy natürlich ein herber Verlust ist und das war nicht einfach, aber die Mannschaft hat bewiesen, und wir hatten ja während der Saison wirklich viele Ausfälle, dass es im Team stimmt. Da halten alle zusammen und jeder ist bereit für den anderen einen Schritt mehr zu machen.
Im Rückblick auf ihre erste Hauptrunde als DEL-Cheftrainer – ist alles so verlaufen, wie gedacht?
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Kreutzer: Überraschungen gibt es immer wieder. Dass wir natürlich Fünfter werden, hätte ich mir in den kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Es sind natürlich immer wieder Dinge auf einen zugekommen, mit denen man nicht rechnet. Manchmal denkt man, wo sind die Stunden geblieben? Aber mir hat es zu jederzeit Spaß gemacht. Ich habe mit Tobias Abstreiter einen super Trainerkollegen, der mir viel zur Hand geht und wo es wirklich harmoniert. Das ist sehr, sehr wichtig. Wenn das funktioniert, dann funktionieren viele Dinge.
Auch die Fans sind wieder mehr mit dem Team zusammengewachsen. Wie nehmen Sie das wahr?
Kreutzer: Das ist ungemein wichtig. Wir sollten nicht mehr von ehemaligen Zeiten reden. Die waren super schön und es war auch alles ganz klasse an der Brehmstraße. Bei der letzten Meisterschaft 1996 war das aber alles schon abflachend, das sage ich ganz ehrlich. Davor war jeder, der dabei war, stolz ein DEG-Fan zu sein. Dieses Gefühl hatte ich vor unseren schlechten zwei Jahren nicht mehr. Dieses Jahr ist es wieder zurück, wir sind auf dem Weg, wieder zueinander zu finden. Der Stamm, der uns in den schlechten zwei Jahren erhalten geblieben ist, hat uns ja auch immer unterstützt und es honoriert, wie wir gekämpft haben.
Wie wichtig ist dieses wiedergewonnene Gefühl vor den Play offs?
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Kreutzer: Bei dem großen Schritt, den wir jetzt gemacht haben, brauchen wir unsere Fans noch viel mehr. Die Stimmung jetzt ist wirklich fantastisch. Der Gegner, egal wer da kommt, muss sagen: Da ist die Hölle los, da verstehst du dein eigenes Wort nicht mehr, da hast du nichts zu lachen – da hast du eigentlich gar nichts zu gewinnen. Hamburg zum Beispiel hat jetzt Heimvorteil, die müssen denken: Düsseldorf ist kein Zuckerschlecken, das ist fast aussichtslos! Da brauchen wir gar nicht hinzufahren, da ist nix zu holen. Das fängt bei den Fans an und wir müssen unseren Teil auch dazu beitragen.
Die Play offs, das Viertelfinale, sind erreicht. Was ist nun noch möglich?
Kreutzer: Prinzipiell haben wir mit dem fünften Platz schon mehr erreicht, als wir uns vorgenommen haben. Von allen Teams, die noch dabei sind, haben wir durch die starke Hauptrunde den wenigsten Druck, das ist sicherlich ein kleiner Teil der uns helfen kann. Wenn ich in den Play offs bin, die Chance auf den Titel habe, dann muss ich sie auch nutzen! Denn ich weiß nie, wann ich die nächste Chance bekomme. Wir setzen alles daran, eine Runde weiter zu kommen. Wer in den Play offs ist, darf auch vom Titel träumen!