Düsseldorf. . DEG-Stürmer Michael Davies hat sich Rechtsbeistand geholt und wehrt sich gegen die Vorwürfe der Vereinsführung. Nun könnte ein Rechtsstreit drohen.
Die Schläger werden lautstark gegen die Bande und die Plexiglasumrandung gehauen. Die Stimmung bei der DEG stimmt. Als Coach Christof Kreutzer und seine Assistent Tobias Abstreiter am Donnerstagvormittag beim Training eine Übungseinheit kurzzeitig zur genaueren Besprechung unterbrechen, werden die Eishockeycracks ungeduldig und kratzen mit den Kufen. Der Schock der positiven Dopingprobe ihres Teamkollegen Michael Davies ist zwar präsent, schlägt den Puckjägern aber nicht aufs Gemüt. „Es wäre fatal, wenn wir uns jetzt den Spaß verderben lassen würden. So etwas passiert. Irgendetwas ist halt immer“, sagt Kapitän Daniel Kreutzer.
Dennoch schwebt das offene Verfahren wie eine grauer Schleier über dem Eis. „Natürlich ist man schockiert und man würde gern wissen, wie es weitergeht und was passiert ist. Der Schock mischt sich mit Ungewissheit“, erklärt Routinier Niki Mondt. Zumal die Mannschaft wie die Medien über das Internet beziehungsweise eine Stellungnahme der DEL am Mittwochnachmittag davon erfuhr, dass Michael Davies von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) suspendiert wurde, weil eine Wettkampfkontrolle vom 23. November bei dem 27-jährigen Stürmer ein von der Norm abweichendes Analyseergebnis ergeben hatte.
Davies soll seine Medikation frühzeitig mitgeteilt haben
„Entgegen klarer Absprachen zwischen Klub, medizinischer Abteilung und Spieler, hat sich Michael Davies offenbar nicht an eindeutige ärztliche Anweisungen und NADA-Richtlinien gehalten“, ließ DEG-Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus vermelden. Zudem wurde der Stürmer auch sofort vom Trainingsbetrieb ausgeschlossen.
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Nun nimmt der Fall jedoch noch einmal eine drastische Wende. Michael Davies hat sich Rechtsbeistand genommen und wehrt sich gegen die Vorwürfe. Florian Hilbert, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Medizinrecht, fordert eine Richtigstellung: „Es muss darauf hingewiesen werden, dass, entgegen den Angaben der Geschäftsführung der DEG, von Seiten des Spielers keinerlei Absprachen gebrochen wurden. Zutreffend ist vielmehr, dass der Spieler bereits zwei Tage nach seiner Ankunft in Deutschland, das heißt am 17. Juli 2014, mit Dr. Löbbert eine Besprechung hatte und diesem mitgeteilt hat, dass er seit seinem 14. Lebensjahr ein bestimmtes Präparat zu sich nimmt.“
Aussagen der DEG-Geschäftsführung laut Davies unzutreffend
Anschließend soll dem Spieler laut Rechtsanwalt Hilbert von Seiten der Vereinsärzte mitgeteilt worden sein, dass man sich zum einen darum kümmern würde, dass er dieses weiter einnehmen könne. Zum anderen soll im August von Seiten der Vereinsverantwortlichen mitgeteilt worden sein, dass die von Davies verwendete Medikation von Seiten der NADA zugelassen wäre und eine Einnahme kein Problem darstellen würde. Dies könne anhand von Email-Protokollen mit dem Vereinsarzt belegt werden.
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„Die Aussagen des Herrn Rotthaus sind für meinen Mandanten so nicht hinnehmbar und stellen für dessen berufliche Zukunft eine tatsächliche Gefahr dar. Festzuhalten ist einerseits, dass sowohl die Vereinsärzte als auch die Vereinsführung zu jederzeit über die Einnahme des Präparates in Kenntnis gesetzt waren. Andererseits, dass dieses zum Zeitpunkt der Dopingkontrolle durch ein Präparat ersetzt war, welches vom Vereinsarzt verordnet wurde. Die Behauptung der Geschäftsführung um Herrn Rotthaus, der Spieler habe absprachewidrig ein verbotenes Präparat zu sich genommen, ist haltlos und unzutreffend“, betont Florian Hilbert in einem Schreiben, das der NRZ vorliegt.
DEG betont, man habe sich stets korrekt verhalten
„Eine konkrete Mitteilung seitens des Vereins, wonach der Spieler das verwendete Präparat nicht mehr einnehmen dürfe, erfolgte erstmalig am 2.Dezember 2014 durch Dr. Löbbert. Tatsächlich wurde das Präparat schon zuvor von Seiten des Spielers abgesetzt. Der positive Befund wurde bei einer Wettkampfkontrolle vom 23. November 2014 festgestellt. Zu diesem Zeitpunkt ging der Spieler berechtigterweise davon aus, dass, in Absprache mit den Vereinsärzten, die von ihm eingenommene Medikation in jeder Hinsicht zulässig ist.“
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DEG-Geschäftsführer Jochen Rotthaus bestätigte am Donnerstagabend auf NRZ-Nachfrage zwar, dass Dr. Löbbert neben Dr. Ulf Blecker und Dr. Alois Teuber zum Kreis der Teamärzte gehört. Von einem Rechtsbeistand Michael Davies' in Form von Anwalt Florian Hilbert sei er jedoch nicht informiert. Nur eine Stunde später flatterte jedoch eine Mail der DEG ins Postfach: „Die DEG Eishockey GmbH nimmt die heutigen Aussagen des Spielers Michael Davies zu den Umständen seiner Suspendierung durch die NADA mit Unverständnis zur Kenntnis. Der Club hat dem Spieler gegenüber jegliche Sorgfaltspflicht gewahrt, was auch die zeitweilige Herausnahme aus dem Spielbetrieb am 14. und 16. November unterstreicht.“ Im Rahmen einer bald stattfindenden Pressekonferenz will der Verein nun seinerseits entsprechende Unterlagen vorlegen, die belegen sollen, dass der Klub sich in dieser Angelegenheit korrekt verhalten hat. Die Fragezeichen werden somit immer größer.
Kreutzer: Es ist schwer, Davies zu ersetzen
Eine Menge Gepäck, welches das DEG-Team gestern mit auf die Reise nach Ingolstadt nahm, wo am Freitagabend (19.30 Uhr/bei uns im Live-Ticker) das 26. Saisonspiel auf dem Programm steht. „Davies hat jetzt sieben Tage Zeit, um Einspruch einzulegen und die B-Probe öffnen zu lassen. Wir müssen als Team nun zusammenrücken, um diese Position zu kompensieren“, betont Kapitän Daniel Kreutzer. Was allerdings kein leichtes Unterfangen wird, ist der US-Boy doch mit acht Toren und 21 Vorlagen punktbester DEG-Crack und war an 39,73 Prozent aller 73 rot-gelben Treffer beteiligt. „Jammern bringt uns jetzt aber auch nichts. Nun muss halt wieder ein junger Spieler in die Bresche springen. Das ist auch wieder eine Chance“, sagt Daniel Keutzer weiter.
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Gegen die Donau-Panther wird nun Daniel Fischbuch in den zweiten Sturm zu Travis Turnbull und Alexander Preibisch stoßen, ihn ersetzt im vierten Angriff DNL-Crack Tobias Brazda. „Natürlich ist es schwer, Davies zu ersetzen. aber es ist nicht so, dass wir dann nicht mehr spielen können oder nicht mehr gut genug sind. Das traue ich meinem Team alle Mal zu“, so Coach Christof Kreutzer. Und in den ersten zwei Spielen ohne den US-Boy in dessen erster Dopingrunde sammelten die Teamkollegen beim 1:2 nach Verlängerung gegen München und beim 4:1 in Schwenningen immerhin vier Punkte.