Düsseldorf. . Bereits als Jugendlicher wurde der Neuzugang der DEG von vielen Trainern als „zu klein“ abgestempelt. Nach gerade einmal vier Monaten in Deutschland ist Michael Davies der beste Scorer der Liga. Den Weg nach Düsseldorf fand der US-Amerikaer auch wegen Travis Turnbull, seinen dicksten Kumpel.

Es ist eine Geschichte über wahre Freundschaft und über Vorurteile, die Michael Davies mit über den großen Teich gebracht hat. Für den amerikanischen Neuzugang der DEG ist Düsseldorf seine erste Station außerhalb der Staaten. Da trifft es sich für den 27-Jährigen natürlich günstig, dass mit Teamkollege Travis Turnbull sein bester Kumpel bei seinem neuen Eishockeyklub spielt. Davies und Turnbull – es ist eine ganz besondere Männerfreundschaft, die bereits seit über zwei Jahrzehnten Bestand hat.

„Ich war sechs Jahre alt, als ich Travis das erste Mal getroffen habe“, erinnert sich Davies, „wir sind beide in Chesterfield aufgewachsen, unsere Familien lebten nur eine Meile voneinander entfernt.“ Natürlich lernten sich beide beim Hockey kennen, genauer gesagt beim Rollerhockey. Turnbulls Vater Perry, der auf über 600 NHL-Spiele für die St. Louis Blues, die Montreal Canadians und die Winnipeg Jets zurückblicken kann, trainierte die beiden Jungs. „Perry besitzt eine Rollerhockeybahn, wo wir fast jeden Tag geübt haben“, so Davies. Später ging es in St. Louis aufs Eis, wo sie in der United States Hockey League (USHL) spielten. Erst auf dem College trennten sich ihre Wege. Die Freundschaft hält bis heute.

Trauzeuge für den DEG-Kollegen

„Travis ist der loyalste Freund, den man sich nur wünschen kann. Er ist mein Bruder, ich liebe ihn“, sagt Davies, „für meine Familie ist er wie ein zweiter Sohn. Seine Familie ist für mich zu einer zweiten Familie geworden!“ Wenn Davies im kommenden Jahr am 11. Juli seine Verlobte Stephanie in deren Heimat Minnesota heiraten wird, steht Turnbull als Trauzeuge an seiner Seite. Davies hofft augenzwinkernd, dass sich sein Kumpel dann etwas zusammenreißen wird. „Travis hat die Angewohnheit, jedes Lied zu ruinieren. Sobald irgendwo Musik gespielt wird, egal ob in der Kabine oder im Auto, textet er das Lied auf seinen Namen um und singt davon, wie toll er Eishockey spielen kann. Das ist grauenhaft!“

Dass die beiden Kumpel auch auf dem Eis harmonisieren, wurde bereits in der Saisonvorbereitung deutlich. Gerade einmal 17 Sekunden standen sie bei einem Testspiel der DEG in Duisburg erstmals als Profis gemeinsam auf dem Eis, als Davies einen Treffer für Turnbull auflegte.

„Das war ein guter Schnellstart“, grinst Davies, „Travis ist ein Shooter, ich hingegen mag das Passspiel. Wir ergänzen uns gut, müssen aber noch an Kleinigkeiten arbeiten. Wenn es bei einem von uns beiden mal nicht so läuft, zieht ihn der andere mit hoch. Wir pushen uns gegenseitig.“

"DIe Mannschaft hat ein unglaubliches Potenzial"

Es ist wenig überraschend, dass es Kumpel Turnbull war, der Davies einen Wechsel in die Landeshauptstadt schmackhaft machte. „Wenn man keine Chance hat in der NHL zu spielen, muss man das Beste aus seinen Möglichkeiten machen“, sagt Davies. „Ich wollte immer mal nach Europa, raus aus Amerika und etwas von der Welt sehen. Travis hat mir oft von der DEG vorgeschwärmt. Natürlich war ich anfangs etwas skeptisch zu einem Klub zu wechseln, der in den vergangenen beiden Jahren Tabellenletzter war. Die Mannschaft hat aber ein unglaubliches Potenzial. Wir haben zuletzt beim Sieg in Hamburg unser wahres Gesicht gezeigt. Das Team ist bereit für den nächsten Schritt. Warum sollten wir bei unseren Saisonzielen nicht über Platz sechs oder die Meisterschaft reden. Die Stadt und die Fans hätten es verdient!“

Michael Davies hat sich im Laufe seiner Karriere ein gesundes Selbstbewusstsein zugelegt. „Too small“, „zu klein“ – mit diesem Vorurteil wurd der 1,73 Meter große Angreifer bereits in jungen Jahren von vielen Trainern immer wieder als „untauglich“ abgestempelt.„Im Nachhinein“, sagt Davies, „bin ich diesen Leuten sehr, sehr dankbar. Jedes Mal, wenn ich das Eis betrete, denke ich an diesen Spruch und es motiviert mich unheimlich!“

Ob seine Kritiker von damals wohl seinen Start in Europa verfolgt haben? Nach gerade einmal vier Monaten in Deutschland und 18 Saisonspielen ist der vermeintlich „zu kleine“ Mann mit sechs Toren und 18 Vorlagen derzeit der beste Scorer in der Deutschen Eishockey-Liga.