Mönchengladbach. Florian Neuhaus überzeugte bei seinem Startelf-Comeback. Nach dem 1:1 gegen Frankfurt gibt es aber neue Wechsel-Gerüchte um den Gladbach-Profi.
Die Rückennummer 10 ist bei Borussia Mönchengladbach eine Zahl mit schillernder Historie. Dort gehörte sie einst Günter Netzer, dem großen Regisseur und Freigeist, der mit den Fohlen einen Mythos schuf. Im Sommer 2023 erhielt Florian Neuhaus, der seit 2018 für Gladbach spielt, das Trikot mit der 10, verbunden mit einer Verlängerung seines Vertrages bis 2027 zu verbesserten finanziellen Konditionen. Dieser Schritt war einerseits Ausdruck der Wertschätzung, möglicherweise aber auch ein Ballast für Neuhaus. Jedenfalls saß der Mittelfeldspieler unter Trainer Gerardo Seoane fortan oft auf der Bank, wurde in dieser Saison auch immer seltener eingewechselt.
Umso überraschender kam nun sein erster Startelf-Einsatz in dieser Spielzeit. Beim 1:1 (1:1) im Bundesliga-Topspiel gegen Eintracht Frankfurt durfte er 90 Minuten absolvieren. Der 27-Jährige war in die Anfangsformation gerückt, weil Philipp Sander wegen eines Infekts kurzfristig passen musste und Rocco Reitz nach einer Zeh-Operation weiterhin fehlt. Neuhaus legte mit einer guten Leistung ein gelungenes Comeback hin. „Er hat die Chance genutzt, sich in den Dienst der Mannschaft gestellt, keine Wege gescheut, viele Sachen auf den Platz gebracht“, lobte Seoane. „Wenn man bedenkt, dass er in den letzten Wochen weniger gespielt hat, dann hat er es heute clever gelöst.“
Vorlage für Gladbach-Torjäger Kleindienst
Neuhaus bereitete mit einer präzisen Flanke nicht nur den Führungstreffer des Torjägers Tim Kleindienst vor (26. Minute), sondern überzeugte im defensiven Mittelfeld auch mit Zweikampfstärke und Kreativität – vor allem in der ersten halben Stunde, als die Gastgeber das Spiel dominierten. Bemerkenswert: Er war aus der Startelf auch der einzige Profi, der mit Gladbach bereits international gespielt hat. 2020/21 nahm Neuhaus mit den Fohlen an der Champions League teil, damals verblüffte er zum Beispiel im Gruppenspiel bei Inter Mailand (2:2) mit einem herausragenden Zauberpass als Torvorlage für Jonas Hofmann. Gegen Frankfurt ließ er derartige Qualität wieder mit einem vertikalen Zuspiel auf Robin Hack aufblitzen, der zwar traf, aber im Abseits stand.
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Neuhaus weckte somit zumindest indirekt auch Erinnerungen an Europa, das ja in der Tabelle für die Gladbacher aktuell nur zwei Punkte entfernt ist. „Flo hat uns gezeigt, dass er da ist, wenn er gebraucht wird. Mit seiner Vorlage und seinen spielerischen Elementen hat er uns sehr geholfen und deswegen war er heute ein sehr wichtiger Spieler“, sagte Gladbach-Kapitän Julian Weigl. Auch Sport-Geschäftsführer Roland Virkus gefiel Neuhaus‘ Auftritt: „Er hat ein gutes Spiel gemacht. Aber das wundert mich nicht, ich weiß, was er kann.“
Besiktas Istanbul soll Leihe mit Kaufoption anstreben
Der zehnmalige Nationalspieler bekam allerdings in dieser Saison kaum die Gelegenheit, sich zu zeigen. Bis zur Partie gegen den Tabellendritten aus Hessen, der durch Hugo Ekitiké zum Ausgleich kam (31.), konnte Neuhaus lediglich 87 Spielminuten vorweisen. In diesem Winter hatte es bereits Spekulationen um einen möglichen Wechsel zum VfL Bochum oder FC Augsburg gegeben, am Samstagabend nun ploppte ein neues Gerücht auf. Besiktas Istanbul soll eine Leihe mit Kaufoption anstreben, in der Türkei schließt das Transferfenster erst am Dienstag. Ein Abgang in diesem Winter scheint also noch möglich. „Ich kommentiere solche Gerüchte nicht“, sagte Seoane.
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Der Schweizer Fußballlehrer blickte stattdessen auf die personelle Situation in der Mannschaft. Neuhaus sei „dem Konkurrenzkampf ausgesetzt. Wir haben viele gute Mittelfeldspieler. Jeder Spieler bekommt während der Woche mit Leistungen eine Möglichkeit.“ Seoane hatte Neuhaus im Mai 2024 sogar öffentlich angezählt, weil er entgegen der Absprache einen Elfmeter geschossen hatte, den er allerdings auch verwandelte. Nun hielt der 46-Jährige nach dem Spiel gegen Frankfurt fest: „Flo hat einen Schritt nach vorne gemacht.“ Wenn Neuhaus in Gladbach bleibt, darf er darauf hoffen, auch im Spiel bei Union Berlin am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) wieder von Beginn an spielen zu dürfen. Gute Argumente dafür hat der Mann mit der 10 auf dem Rücken nun vorgelegt.