Mönchengladbach. Nach einem 0:2 trennte sich Gladbach von Wolfsburg mit 2:2. Borussias vermeintliches Siegtor zählte nicht. Trainer Adi Hütter lobte sein Team.
Für einen Moment schien der Jubel im Borussia-Park am Samstagnachmittag keine Grenzen zu kennen. Matthias Ginter kniete auf dem Rasen, schrie seine Freude heraus, seine Gladbacher Mitspieler kamen herangestürmt, um mit ihm in der 90. Minute seinen vermeintlichen Treffer zu feiern, der das 3:2 gegen den VfL Wolfsburg nach einem 0:2-Rückstand bedeutet hätte. Per Videobeweis wurde das Tor allerdings dann aufgrund eines vorangegangenen Fouls wieder aberkannt. Ein packendes, turbulentes Duell zwischen zwei Teams, die um den Klassenerhalt kämpfen, endete letztlich 2:2 (1:2).
„Wir haben ein attraktives Bundesliga-Spiel zweier Mannschaften gesehen, die aufgrund ihrer Klasse nicht dort stehen sollten, wo sie stehen“, sagte Gladbachs Trainer Adi Hütter: „Was meine Mannschaft auf dem Platz gezeigt hat und wie sie sich diesen Punkt verdient hat, macht mir Mut und Hoffnung. Der Punkt war sehr wichtig für uns.“
Zwei Tage vor dem Spiel war Gladbach noch in tiefe Trauer gestürzt, weil Jungprofi Jordi Bongard, ein 20 Jahre alter Abwehrspieler aus dem U23-Team, bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Die Gladbacher und Wolfsburger liefen deshalb mit Trauerflor auf, sie stellten sich gemeinsam am Mittelkreis zur Schweigeminute für Bongard auf. Die Borussen hielten dabei sein Trikot mit der Nummer 44 hoch.
Gladbach-Trainer Hütter: „Riesenkompliment an die Mannschaft“
„Es ist eine absolute Tragödie. Wenn man selber Familienvater ist, weiß man, was das bedeutet“, sagte Hütter. „Wir haben das Training am Donnerstag sausen lassen, weil die Mannschaft dazu nicht in der Lage war. Ich möchte der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, wie sie das weggesteckt hat.“
Den Gladbacher Punkt vor 10.000 Zuschauern rettete Breel Embolo (82.), nachdem die Wolfsburger schon durch die Treffer von Jonas Wind (6.) und Sebastiaan Bornauw (33.) mit 2:0 in Führung lagen. Den Anschlusstreffer zum 1:2 erzielte Marcus Thuram (42.), der bei seiner ersten Berufung in die Startelf in diesem Jahr sein erstes Saisontor markierte (42.). Er war auch später an einer Szene beteiligt, die Gladbach letztlich in Überzahl brachte.
Lacroix sieht Rote Karte
Bei einem Duell mit Maxence Lacroix spielte der Wolfsburger Verteidiger den Ball absichtlich mit der Hand, Thuram hätte freie Bahn zum Tor gehabt. Schiedsrichter Tobias Reichel schaute sich die Szene noch einmal auf dem Bildschirm an – und zeigte Lacroix die Rote Karte (70.). Eine Entscheidung, die VfL-Trainer Florian Kohfeldt nicht nachvollziehen konnte: „Über das Handspiel müssen wir nicht reden, aber Thuram zieht mit beiden Armen und somit ist es vorher ein Foul. Wenn er nur das Handspiel sieht, kann er sie geben, aber er muss auch das Foul vorher bewerten“, argumentierte Kohfeldt.
Zuvor hatte es eine weitere strittige Szene gegeben. Der eingewechselte Manu Koné war im Strafraum gegen den früheren Gladbacher Max Kruse eingestiegen, traf ihn dabei am Knöchel (66.). Kruse fiel erst kurz später bei einem Haken, Reichel ließ weiterspielen, der Videoassistent griff nicht ein. „Ich weiß nicht, was die da im Keller machen“, schimpfte der Wolfsburger Stürmer hinterher. „Es war ein klarer Elfmeter“, meinte Kohfeldt.
Schwächen in Borussias Defensive
Seine Mannschaft hatte in der ersten Halbzeit zwar nur rund ein Drittel Ballbesitz verzeichnet, aber von den Schwächen in der Gladbacher Abwehr profitiert. So ließ Ginter beim ersten VfL-Treffer nach einer Hereingabe von Ridle Baku seinen Gegenspieler Wind entwischen. Und Ginter, der Gladbach im Sommer ablösefrei verlassen wird, konnte auch nicht verhindern, dass Bornauw nach einem Eckstoß von Maximilian Philipp per Kopf traf.
Gladbachs Jonas Hofmann stellte fest: „Wir müssen in den letzten Wochen einige Tore erzielen, um Spiele zu gewinnen. Unser Ansatz muss sein, mit unserer Qualität auch mal ein 1:0 zu erreichen und nicht immer drei oder vier Tore schießen zu müssen. Wir müssen weiterarbeiten und defensiv besser stehen, damit wir über die Defensive auch mal Spiele gewinnen können. Offensiv haben wir gute Qualitäten.“
Wolfsburg-Torwart Casteels ragt heraus
In der Offensive überzeugte einmal mehr Alassane Pléa, der für beide Tore der Gastgeber die Vorlage lieferte. Oftmals mit seiner Beteiligung kombinierte Hütters Mannschaft sechs Tage nach dem 0:6 bei Borussia Dortmund immer wieder recht ansehnlich nach vorne. „Gladbach ist eine gute Mannschaft, die nicht da steht, wo sie hingehört“, sagte VfL-Torwart Koen Casteels, der mit starken Paraden am Samstag herausragte. Kohfeldt befand: „Nach dem Spielverlauf war es ein verdienter, guter und wichtiger Punkt.“
Die Wolfsburger haben mit nun 28 Punkten weiterhin einen Zähler mehr als Gladbach auf dem Konto. Die Borussen liegen vorerst fünf Punkte vor dem Relegationsrang, der Tabellen-16. FC Augsburg könnte den Vorsprung allerdings an diesem Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) im Spiel gegen den BVB wieder schrumpfen lassen. Die Tabellensituation bleibt auch für Gladbach weiterhin angespannt.