Essen. Gladbachs Matthias Ginter ist seit dem vergangenen Jahr Vater. Wie lebt es sich als Profi mit dieser Verantwortung? Ein Interview.
Matthias Ginter verteidigt im Gladbach-Trikot, er gilt als Stütze der deutschen Nationalmannschaft. Seit 2020 ist er zudem Vater. Wie lebt es sich als Profi und Papa? Ein Gespräch.
Herr Ginter, wie ist es, als Profi Vater zu sein?
Matthias Ginter: Es ist sehr, sehr schön. Unabhängig vom Fußball freue ich mich, die Momente mit der Familie zu genießen. Das ist etwas Schönes, etwas Tolles, weil gefühlt jeden Tag etwas Neues passiert.
Wie war der Moment der Geburt?
Auch interessant
Matthias Ginter: Die Geburt unseres Sohnes war zufälligerweise an meinem Geburtstag. Eigentlich hatten wir für die Geburt alles in Mönchengladbach vorbereitet, wegen meines Geburtstags waren wir an diesem Tag aber in Freiburg zu Besuch bei meiner Familie. Und plötzlich ging es los. Als wir in der Uni Klinik Freiburg zur Kontrolle waren, hieß es dann, dass er bald kommt. Er wollte anscheinend Freiburger werden. (lacht) Als es dann so weit war, war es ein sehr, sehr schönes Gefühl.
Wann haben Sie wieder Fußball gespielt?
Matthias Ginter: Die Geburt war an einem Sonntag. Am nächsten Tag war ohnehin trainingsfrei. Mir hat der Trainer dann auch noch am darauffolgenden Dienstag freigegeben. Mittwochs bin ich dann wieder nach Mönchengladbach gefahren – und Samstag war schon das nächste Spiel. Das war meine kurze Elternzeit.
War das hart?
Matthias Ginter: Es war zunächst schon hart, weil mein Sohn und meine Frau nicht vor Ort waren. Sie sind in Freiburg geblieben. Das war schwierig. Es ist mir schwergefallen, ohne sie loszufahren. Aber durch den Fußball war ich abgelenkt. In Gedanken war ich natürlich in jeder freien Minute bei der Familie.
Haben Sie darüber nachgedacht, in Elternzeit zu gehen?
Matthias Ginter: Nein, darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich würde allerdings keinen Fußballer verurteilen, der das für sich in Anspruch nimmt. Vater zu werden ist wohl das Schönste, was man erleben kann. Wenn man sich da anschließend mehr Zeit nehmen möchte, dann sollte es, meiner Meinung nach, selbstverständlich sein, dass auch ein Fußballprofi länger bei seiner Familie bleiben kann. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dies in Zukunft mal der Fall sein wird.
Wie viel Zeit bleibt als Profi für die Familie?
Matthias Ginter: Insbesondere wenn wir viele Englische Wochen haben oder ich bei der Nationalmannschaft bin und mehrere Tage oder Wochen unterwegs bin, ist es für meine Frau sehr stressig. Sie ist dann mehr oder weniger alleinerziehend. Ich versuche dann, jede Sekunde zu genießen, in der ich zu Hause bin. Aber es gibt natürlich andere Berufe, die noch weitaus zeitintensiver sind. Deswegen glaube ich, dass man als Fußballer eigentlich trotzdem noch genug Zeit hat, sich um die Familie zu kümmern.
Ist Ihr Job als Vater leichter oder schwerer?
Matthias Ginter: Der Fußball hat in meinem Leben immer noch einen sehr hohen Stellenwert. Aber wenn ich nach Hause komme, ist es der Familie nicht wichtig, wie wir gespielt haben. Ich kann inzwischen zu Hause viel besser abschalten. Weil ich von meiner Familie nicht danach beurteilt werde, wie ich gespielt habe.
Wie haben Sie Schlaf gefunden?
Matthias Ginter: Was das nächtliche Aufstehen angeht, übernimmt meine Frau die zwei Nächte vor einem Spiel. Ich übernehme meistens die Nacht nach einem Spiel, weil ich dann eh nicht besonders gut schlafen kann. Vor allem in Englischen Wochen muss dann doch meistens meine Frau aufstehen. (lacht) Ansonsten wechseln wir uns ab.
Fürchten Sie, dass Ihr Sohn blöde Sprüche im Kindergarten oder der Schule aushalten muss, weil Sie berühmt sind?
Matthias Ginter: Das könnte vielleicht zu dem einen oder anderen Spruch führen. Grundsätzlich ist es, meiner Meinung nach, wichtig, damit offen umzugehen. Wenn es mal passieren sollte, muss man das kommunizieren. Meine Frau und ich legen aber grundsätzlich Wert darauf, dass unsere Kinder so normal wie möglich aufwachsen und so wenig wie möglich darauf reduziert werden, was ein Elternteil beruflich macht. Aber komplett abschalten kann man das wahrscheinlich nicht.