München. Das 6:0 gegen Gladbach und Lewandowskis 39 Tore zeigen, dass Bayern Meister außer Konkurrenz ist. Der nächste Titel? Schon eingeplant.
Die Feierlichkeiten hatten sich schon um 17.23 Uhr überschaubar gestaltet, als sie beim FC Bayern vorm eigenen Spiel Gewissheit erlangten, zum neunten Mal in Serie und 31. Mal insgesamt Deutscher Meister geworden zu sein. Hansi Flick bekam es eher beiläufig im Trainerbüro mit, manche Spieler verfolgten die letzten Momente der Leipziger 2:3-Niederlage in Dortmund in der Kabine oder bei der Platzbegehung auf dem Handy. Nach einem kurzen Jubel gingen sie zum Aufwärmen für ihr 6:0 (4:0) gegen Borussia Mönchengladbach über, und auch danach kam die Party mit den obligatorischen T-Shirts und einem Tänzchen gewohnheitsmäßig daher.
Rummenigge stößt mit Flick noch in der Kabine an
„Ich habe mit Karl-Heinz Rummenigge angestoßen, er kam runter in meine Trainerkabine“, berichtete Flick von einer eher sachlichen Begehung seines siebten und letzten Titels in seiner bald endenden Amtszeit als Cheftrainer seit November 2019. Ob es in der Spielerkabine beim Meister-Bier hoch hergegangen sei, vermochte Flick nicht zu sagen: „Ich habe da nicht allzu viel mitbekommen.“ Und auch im Umfeld der Münchner Arena gerieten die Freudenbekundungen übersichtlich. Eine Ladung Fans in einem Auto, das immerhin opulent behangen war mit Schals, umkurvte das Stadion unter Gejohle. Eine Handvoll Anhänger wartete zudem auf die Ausfahrt der Mannschaft.
Gewiss hatten die überschaubaren Feierlichkeiten vor allem mit den Restriktionen durch die Pandemie zu tun und mit der zwangsläufig leeren Arena. Aber es war eben auch viel Routine dabei, beim neunten Meistertitel hintereinander. Das brachte auch Flick zum Ausdruck, als er von jenem Moment erzählte, in dem die Münchner Titelreihe zwischen 2013 und 2021 feststand.
„Klar hat sich kurz auch jeder einzelne sehr gefreut, dass wir Meister geworden sind“, sagte er, „aber trotzdem war der Fokus auf dem Spiel gegen Gladbach.“ Die folgende 6:0-Demontage der Borussia und Robert Lewandowskis nun 39 Saisontore kamen wie weitere Belege daher, dass die Bayern hierzulande längst Meister außer Konkurrenz sind. Dem Stürmer fehlt damit nur noch ein Tor, um Gerd Müllers Rekord aus der Saison 1971/72 einzustellen. Nach den Eindrücken vom Sonnabend sollte Lewandowski das mindestens gelingen in den verbleibenden Spielen beim SC Freiburg und gegen den FC Augsburg.
Weltfußballer Lewandowski fehlt nur noch ein Tor
Diesmal schoss der Weltfußballer drei Tore (2., 34. und 66./FE), darunter das 3:0 mit einem prächtigen Seitfallzieher. Zudem trafen Thomas Müller (23.), Kingsley Coman (44.) und Leroy Sané (86.). „Ein extrem würdiger Deutscher Meister“, lobte Rummenigge und empfahl dem DFB nebenbei nicht ganz uneigennützig: „Hansi wäre der perfekte Nationaltrainer.“
Dessen Meisterball hatte nun von einem Klassenunterschied erzählt, nicht nur fußballerisch. Das Spiel kam ja nicht nur wie ein Beleg daher, dass der FC Bayern längst in einer eigenen Liga unterwegs ist. Sondern auch, dass seinen Erfolgen zugrunde liegt, immer weiter nach dem Optimum zu streben. „Es geht nicht um Titel oder die Schale, es geht darum, jedes Spiel gewinnen zu wollen“, erklärte Thomas Müller, neben David Alaba nun zum zehnten Mal Meister und damit Rekordhalter: „Dieses Glücksgefühl des Gewinnens, des Besserzuseins, das gibt dir den Kick.“ Und dieser sei „das Geheimnis dieses Hungers, der noch da ist“.
Gestillt werden konnte dieser Hunger in dieser Saison allerdings vergleichsweise wenig nach dem maximal erfolgreichen Spieljahr 2020 mit sechs Titeln. Nun steht auch das Aus in der zweiten Pokal-Runde beim Zweitligisten Kiel und das Aus im Viertelfinale der Champions League gegen Paris Saint-Germain in der Bilanz.
Die verpassten Titel werden in der kommenden Saison wieder angestrebt. Dann mit Flicks Nachfolger Julian Nagelsmann, 33, der für bis zu 25 Millionen Euro Ablöse vom Tabellenzweiten Leipzig überläuft, zusammen mit Abwehrchef Dayot Upamecano, 22, für 42,5 Millionen Euro. RB dürfte damit vorerst als Konkurrent ausfallen.
Zehn Titel in Serie: Bayern würde Topklubs überholen
Der zehnte Ligatitel in Serie wird von den Bayern ohnehin längst eingeplant. Der kommende Vorstandschef Oliver Kahn gab dieses Ziel jedenfalls umgehend aus. Präsident Herbert Hainer hatte zuvor schon mehrfach darauf verwiesen, dass es zumindest ihnen beim FC Bayern nicht langweilig werde, jedes Jahr die Schale in Empfang zu nehmen.
Überholt wären 2022 mit dem Meistertitel Nummer zehn in Serie Juventus Turin und alle anderen Topklubs aus Europa. Gefühlt haben die Bayern ohnehin längst die Jagd auf den Weltrekord eröffnet. Diesen hält mit 15 Meistertiteln zwischen 1994 und 2009 der Tafea FC von der Inselgruppe Vanuatu. Der Südseestaat ist vor allem für die Urform des Bungee-Jumpings bekannt.