London. Der BVB verhandelt mit Chelsea um Renato Veiga. Welche Rolle er im Schattenteam der Engländer spielte und warum er eine Soforthilfe wäre.
Die Transferverhandlungen zwischen dem FC Chelsea und Borussia Dortmund um die Dienste des flexiblen Abwehrspielers Renato Veiga erinnern an die Gespräche der beiden Klubs vor einem Jahr. Damals lieh der BVB den Linksverteidiger Ian Maatsen für ein halbes Jahr von Chelsea aus. Der Niederländer spielte eine starke Rückrunde – sodass Aston Villa den mitunter in der Nachwuchsakademie der Londoner ausgebildeten Maatsen vor dieser Saison für 45 Millionen Euro fest unter Vertrag nahm. Den Dortmundern war damals wohl die Ablöse zu hoch.
Im Prinzip könnte ein Deal mit Veiga demselben Muster folgen. Der BVB ist sich mit dem Portugiesen einig und möchte auch ihn auf Leihbasis bis zum Saisonende anstellen. Allerdings zögert Chelsea nach deutschen und englischen Berichten mit der Zusage und soll die Freigabe diesmal an die Bedingung einer Kaufverpflichtung im Anschluss an das Leihende knüpfen. Chelseas Forderungen dürften dabei deutlich über jenen 14 Millionen Euro liegen, die man selbst im Sommer für den 21-Jährigen an den FC Basel entrichtet hatte. Die Borussia lehnt eine solch kostspielige Absichtserklärung zu diesem Zeitpunkt ab.
BVB-Transfer? Was hinter dem Zögern des FC Chelsea steckt
Ein möglicher Grund für den anhaltenden Poker könnte die Verletzungsmisere von Chelsea in der Abwehr sein. Der Klub muss für einige Monate auf den gesetzten Innenverteidiger Wesley Fofana verzichten, auch Benoit Badiashile fällt für einige Zeit als Vertreter aus. Dazu passt, dass Ligakonkurrent Crystal Palace soeben darauf verzichtete, den von Chelsea ausgeliehenen Zentralverteidiger Trevoh Chalobah in einem Pflichtspiel einzusetzen – wegen einer „vertraglichen Angelegenheit“, wie Palace-Trainer Oliver Glasner sagte. Chelsea erwägt offenbar eine Rückholaktion von Chalobah.
+++ Alle Transfernews und Gerüchte zum BVB hier in unserem Transferticker +++
Das alles scheint für den BVB insofern relevant zu sein, als dass die Kadersituation der Blues wohl Einfluss auf die Personalie Veiga hat. Sollte Chelsea sich entscheiden, die Abwehrprobleme mit einem eigenen Transfer in diesem Winter zu kompensieren, könnte der Verein auf potenzielle Veiga-Einnahmen im bis Ende Juni laufenden Geschäftsjahr angewiesen sein. Sonst drohen die Londoner wegen der eigenen vergangenen Großinvestitionen gegen die Finanzregularien der Premier League zu verstoßen. Den Verlust von Veiga könnte das Team von Trainer Enzo Maresca indes sportlich sicher kompensieren.
Wichtig für BVB: Veiga lief vor allem als Linksverteidiger auf
Nach seinem Wechsel aus Basel schaffte es Veiga nicht, sich als Stammspieler zu etablieren. In der Hinrunde kam er bloß zu sieben Einsätzen in der Premier League, nur einmal stand er dabei in der Startelf. In gewisser Weise gehört er jener Schattenmannschaft des Vereins an, die zur Schonung der viel belasteten Spitzenspieler in den nationalen und internationalen Pokalwettbewerben aufläuft. So absolvierte Veiga alle sechs Matches in der Conference League über die volle Distanz, ebenso im EFL- und FA-Cup. Am Samstag stand Veiga beim 5:0 im FA-Cup gegen den FC Morecambe auf dem Platz.
Die meisten Partien für Chelsea absolvierte Veiga als Linksverteidiger, für das Mittelfeld wurde er auch schon nominiert – obwohl er sich selbst in erster Linie als Innenverteidiger sieht. Dort wurde er bisher aber kaum aufgestellt, weil die Konkurrenz auf dieser Position bei Chelsea besonders ausgeprägt ist. Bei seinen Einsätzen überzeugte er jeweils mit Athletik und Zweikampfstärke. Immer wieder war genauso sein Offensivdrang zu sehen. Seine Leistungen brachten ihm im Oktober sogar das Debüt in Portugals Nationalmannschaft ein – als Innenverteidiger.
BVB-Wechsel käme Veiga gelegen: Chelsea hält Trümpfe in der Hand
Die drei Nations-League-Einsätze für Portugal dürften Veigas Wechselabsichten befeuert haben. Er will sich in der zentralen Abwehr international etablieren. Ein Transfer zum BVB würde ihm Spielzeit in dieser Rolle wohl garantieren – denn den Dortmundern fehlen gerade alle Innenverteidiger verletzt. Zur komplizierten Situation von Veiga verhält sich Chelseas Trainer bedeckt. Maresca verlautbarte nach dem Morecambe-Spiel lediglich kurz angebunden, er habe dem Spieler klargemacht, dass ihm seine Verwendung bei Chelsea die erstmalige Berufung zur Nationalelf eingebracht habe.
Bei der Entscheidung über Veigas Transferabsichten hält der FC Chelsea alle Optionen in der Hand. Der Spieler besitzt einen Langstreckenvertrag bis 2031 plus Option auf eine weitere Saison. Aufgrund seines Potenzials und der eher moderaten Ablöse stellt Veiga ein Asset für die Blues dar. Angesichts des BVB-Interesses muss Chelsea nun abwägen, inwieweit Veiga der eigenen Mannschaft in Zukunft helfen kann. Bei Maatsen entschied sich der Klub seinerzeit für einen Verkauf. Für ihn holte man damals Renato Veiga.