Herzogenaurach. Borussia Dortmunds Kapitän findet auf Nachfrage Abschiedsworte für Edin Terzic. Nun will er aber erstmal den Fokus auf die DFB-Elf legen.
Zunächst telefonierten Emre Can und Julian Nagelsmann aneinander vorbei. Da rief der Bundestrainer an, um den Profi von Borussia Dortmund zu informieren, dass er ihn gerne nachträglich in den Kader für die Heim-EM berufen würde. Can verpasste den Anruf, sah aber, dass Nagelsmann eine WhatsApp-Nachricht hinterlassen hatte, er solle doch bitte schnell zurückrufen. Was Can auch tat, doch diesmal nahm Nagelsmann nicht ab – nur um dann ein paar Sekunden später zurückzurufen.
So erzählte der Mittelfeldspieler am Sonntag in Herzogenaurach auf der Pressekonferenz der Nationalmannschaft in etwa 30 Minuten seine besondere Geschichte. Mal war Can, 30, dabei emotional. Nach dem auf bittere Art verlorenen Champions-League-Finale gegen Real Madrid habe er Zeit gebraucht, um „wieder zu 100 Prozent lachen zu können“. Ein „extrem harter Schlag“ sei diese 0:2-Niederlage gewesen. Mal war Can auch leicht verwirrt. Als er den Geburtstag seiner Frau durcheinanderwarf, oder als er nach der Zimmerbelegung in seinem Bungalow gefragt worden ist. „Den Andrich habe ich schon gesehen“, glaubte Can.
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Ein „extrem harter Schlag“ sei diese 0:2-Niederlage gewesen. Mal war Can auch leicht verwirrt. Als er den Geburtstag seiner Frau durcheinanderwarf, oder als er nach der Zimmerbelegung in seinem Bungalow gefragt worden ist. „Den Andrich habe ich schon gesehen“, sagte Can.
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Durchgängig aber unterhaltsam war es mit dem Dortmunder zwei Tage nach dem 5:1-Auftakterfolg seiner Mannschaft, den er mit einem wohlüberlegten Schlenzer zum Endstand veredelte. Und das, obwohl er zunächst ja gar nicht im EM-Aufgebot stand. Das gelang er beim zweiten Anlauf wie das Telefonat mit Nagelsmann, weil der Bundestrainer Ersatz für den erkrankten Aleksandar Pavlovic finden musste. Turnier, statt Urlaub in Spanien. „Ich hoffe, das war erst der Anfang“, sagte Can. Gut, dass sich Spieler und Trainer doch noch erreicht hatten.
Wer hätte das nach diesen kuriosen 15 Monaten gedacht? Der defensive Mittelfeldabräumer habe selbst „null Prozent“ damit gerechnet, noch auf den EM-Zug zu springen. „Ich habe aber direkt gesagt, ich bin bereit, obwohl ich zehn Tage nichts gemacht habe“, so Can. Nur viel gegessen habe er, wie er selbst lächelnd gestand.
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DFB-Elf: Vor 15 Monaten war Emre Can noch der Hoffnungsträger
Dabei begann die Post-WM-Phase so vielversprechend für Can. Im März 2023 wurde er unter Hansi Flick zum Hoffnungsträger auf der Sechser-Position, im September gegen Frankreich unter Rudi Völler bestätigte er den Eindruck. „Für mich persönlich lief es ganz gut“, erinnerte sich Can.
Nagelsmann jedoch berücksichtige ihn dann nicht, weil dieser im Klub nicht mehr so überzeugte wie noch im ersten Halbjahr 2023. Mit dem letzten guten Eindruck aus der Liga und dem Königsklassen-Finale reichte es aber, Nagelsmann zu überzeugen, der noch nach einem zweikampfstarken Mann fürs Zentrum fahndete. Und der offensichtlich auch torgefährlich ist, wie Can am Mittwoch gegen Ungarn erneut nachweisen will. Seine verrückte Geschichte soll weitergehen.
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BVB: Emre Can musste immer wieder Kritik aushalten
„Ich weiß, wie es in der Außenwelt so dargestellt wird, dass ich es nicht immer verdiene, dabei zu sein“, so Can. „Ich lese ja auch manchmal bei Instagram. Wenn so große Trainer bei der Nationalmannschaft mich immer wieder einladen, zeigt das aber schon, dass man Qualität hat.“
Zweifel in der Öffentlichkeit beruhten auch auf höchstschwankenden Leistungen beim BVB. „Persönlich war der Start in diese Saison nicht so einfach“, meinte Can. Der jüngst zurückgetretene Edin Terzic hatte ihn im Sommer zum Kapitän befördert. „Ich habe mir selbst viel Druck gemacht, aber ich reife jeden Tag.“
Das will Can nun bei der EM beweisen, ehe es wieder zurück ins Ruhrgebiet geht. Dort erwartete ihn in Nuri Sahin ein neuer Chef, zu dem er ein enges Verhältnis pflegt. „Für Nuri freut es mich sehr. Ich glaube, er ist ein unfassbar guter Trainer und wird uns auf jeden Fall weiterhelfen“, meinte Can, der sich noch einmal bei Terzic bedanken wollte: „Ich habe ihm viel zu verdanken, es war eine sehr schöne Zeit mit ihm.“
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