Essen. Der FC Bayern verschenkt in Frankfurt Punkte. Letztlich kann nur ein Team München den Titel streitig machen. Der BVB ist es nicht. Ein Kommentar.

Es wurde in der vergangenen Saison wohlwollend darüber hinweggesehen, aber streng genommen war die Spielzeit eine langweilige. Bayer Leverkusen war mit seinen atemberaubenden Darbietungen viel zu schnell viel zu allein auf weiter Flur; dass es keinen echten Meisterschaftskampf seit dem 3:0-Sieg über den FC Bayern im Frühjahr mehr gab, juckte nur niemanden, weil diesmal ja nicht die Münchener unaufhaltsam Richtung Meisterschale marschiert waren.

BVB ist zu schwach für die Rolle eines Meisterschaftsanwärters

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Der Rekordmeister will in dieser Saison zurückschlagen, doch trotz bisher überzeugender Leistungen in der Bundesliga ist noch kein Sololauf in Sicht. Auch weil das Team wie beim 3:3 in Frankfurt nicht den Sieg über die Zeit brachte. Es verdichten sich allerdings die Anzeichen, dass bei konsequenter Umsetzung der Pläne von Vincent Kompany der in diesem Jahr von den Münchener Profifußballern verwaiste Rathausbalkon im kommenden Frühsommer wieder seiner inzwischen primären Bestimmung nachkommen könnte.

Serge Gnabry jubelt über seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 2:2 für Bayern München.
Serge Gnabry jubelt über seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 2:2 für Bayern München. © Getty Images | Alex Grimm

Was man in erster Linie Bayer Leverkusen ankreiden müsste, denn die Werkself ist die einzige Mannschaft der Liga, deren Qualität vergleichbar ist mit der des Rekordmeisters. Das müsste man auch in Dortmund so sehen, wo sich schwarz-gelbe Anhänger die unerklärliche Wankelmütigkeit ihres BVB ja ohnehin so zurechtlegen, dass der Kader eben gar nicht so gut sei, um als Titelanwärter zu gelten. Das mag helfen, eine 1:2-Pleite bei Union Berlin nach einer 7:1-Gala gegen Celtic Glasgow zu ertragen. Diese Haltung wirft aber im Umkehrschluss die Frage auf: Wenn die Fähigkeiten nicht als titelwürdig eingestuft werden, warum beziehen dann nur noch in München Spieler höhere Gehälter? Oder liegt es doch an mangelndem Durchsetzungsvermögen, zu inkonsequent abgerufener Leistungsbereitschaft?

Bayer Leverkusen: Alonso muss die Selbstverliebtheit der Werkself abstellen

Leverkusen also. Die Rheinländer lernen gerade, mit einer Situation umzugehen, die sie bei ihrem Siegeszug der letzten Saison erfolgreich vermieden: Nicht ausreichende Ergebnisse trüben das Gesamtbild. Klar, ein 1:1 beim FC Bayern und ein 2:2 gegen Holstein Kiel sind noch keine Niederlagen – zumindest das zweite Unentschieden fühlt sich aber so an, wenn die Ambitionen der Titelverteidigung gelten.

Ist Leverkusens Fußball noch immer herausragend? Aber sicher. Ist das Team von Xabi Alonso zu satt? Kann nicht sein. Verleitet das Vertrauen in sich zu Selbstverliebtheit und Nachlässigkeit? Schon eher. Ein verführerisches, aber auch ein gefährliches Gefühl, das der Trainer seinen Spielern schnell austreiben muss. Schließlich soll es in dieser Saison doch nicht wieder einen Alleingang zum Titel geben.