Bad Ragaz. Sebastien Haller soll beim BVB den Abgang von Stürmer-Star Erling Haaland kompensieren. Am Sonntag sprach er erstmals über seinen Wechsel.

Vermutlich hat Sebastien Haller die Frage schon erwartet, die kommen muss, als er sich am Sonntag in Bad Ragaz nach dem Mittagessen zu den Journalisten stellt. Der Wind lässt sein gelbes Muskelshirt flattern, die Sonne steht wie festzementiert am Himmel, im Hintergrund springen einige Hotelgäste in den Pool. Ob er Druck verspüre, Erling Haaland ersetzen zu müssen, wird Haller also gefragt. „Ich komme nicht als Nachfolger von jemandem hierhin“, antwortet der 28-Jährige. „Ich bin gekommen, weil sie meine Qualitäten brauchen.“

BVB zahlt 31 Millionen Euro plus Boni für Haller

Allerdings stimmt dies natürlich nur bedingt, denn hätte Erling Haaland nicht Borussia Dortmund in Richtung Manchester City verlassen, hätte sich der Verein nicht nach einem neuen Angreifer umschauen müssen. So aber bezahlte der Vizemeister für Haller 31 Millionen Euro plus mögliche Boni an Ajax Amsterdam – und dieser wird sich an den Vergleich mit seinem Vorgänger gewöhnen müssen, zu präsent war Haaland in den vergangenen Jahren, als dass er schnell wieder vergessen werden wird.

Nur: Kann Haller das entstandene Loch zuschütten?

„Er ist vielleicht nicht ganz so schnell wie Erling. Aber er bringt viel Körpergröße mit“, meint Kapitän Marco Reus. „Fußballerisch ist er ein guter Spieler und fühlt sich natürlich im Strafraum sehr wohl. Auch mit hohen Bällen. Von daher haben wir nicht allzu viele Waffen verloren.“ Schon jetzt plant Trainer Edin Terzic, das Offensivspiel der Dortmunder zu erweitern, auf mehr Flanken zu setzen, für die es jetzt einen Abnehmer gibt.

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„Ich möchte so viele Tore wie möglich schießen“, sagt Haller selbst. „Ich will die Mannschaft pushen, damit wir Titel gewinnen.“ Die Moral stimme, „alle wollen besser werden. Ich wurde gut empfangen. Sie kennen hier meine Qualitäten.“ 

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Diese Qualitäten hat vor einigen Jahren auch Fredi Bobic gesehen, als Sportdirektor von Eintracht Frankfurt holte er Haller 2017 zu Eintracht Frankfurt. Dieser bringe alles mit, was einen Top-Stürmer ausmache, hat Bobic, früher selbst Angreifer bei Borussia Dortmund, einmal dieser Redaktion erzählt. Und natürlich lassen sich noch weitere Personen aufstöbern, die den Aufstieg des jungen Franzosen verfolgten. Etwa Christian Peintinger, langjähriger Co-Trainer von Adi Hütter, zusammen kratzten sie 2019 mit Frankfurt am Europa-League-Finale.

Haller sei ein herausragender Profi, ein Arbeiter, ein Mentalitätsspieler, berichtet Peintinger am Telefon. Häufig habe er nach dem Training noch Flanken geschlagen, weil Haller zusätzlich an seinem Abschluss arbeiten wollte. „Auch menschlich hat er mich begeistert, er wirkt zwar auf dem Platz manchmal arrogant, doch er ist das genaue Gegenteil“, sagt Peintinger. Haller laufe viel, sei bereit, für die Mannschaft im Pressing zu schuften. „Man sollte ihn nicht nur auf sein Kopfballspiel reduzieren, er ist vielseitig, kann kombinieren. Ich bin überzeugt davon, dass er in Dortmund funktioniert.“

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Der BVB hat den Franzosen schon lange beobachtet, 2019 scheiterte ein Transfer nur an den Kosten. Haller machte sich stattdessen auf, ein neues Kapitel in der Premier League bei West Ham United zu schreiben, enttäuschte dort jedoch. Erst in Amsterdam kletterte er wieder auf ein höheres Niveau, in seinem Lebenslauf stehen jetzt unter anderem elf Tore in der vergangenen Champions-League-Saison. Allerdings haben sie ihm in den Niederlanden gleichzeitig vorgeworfen, nicht dauerhaft zu überzeugen, ihm wurde „Bequemlichkeit“ unterstellt. Diesem Bild widerspricht Christian Peintinger, für den Haller viel mehr einer sei, der zusätzliche Schichten einlege.

BVB: Profitiert Haller von Lewandowski-Wechsel?

Dazu passt zumindest die Antwort von Sebastien Haller auf die weitere Frage, die kommen muss an diesem Sonntag. Die nach Robert Lewandowski, der vom FC Bayern zum FC Barcelona wechselt, wodurch nach fünf Jahren in jedem Fall am Ende der kommenden Saison ein anderer Stürmer die Torschützenliste anführen wird. Hofft Haller, die Torjägerkanone hochzuhalten? „Ich beschwere mich nicht, dass Lewandowski weg ist“, sagt er und lacht. „Am Ende muss ich mir das aber selbst verdienen.“