Dortmund. Am Freitag spielt Dortmund in Gladbach - und damit gegen Trainer Marco Rose, den der BVB im Sommer gerne holen würde. Dafür gibt es gute Gründe.
Die Antwort war erwartbar, Marco Rose hatte sie so oder so ähnlich schon oft gegeben in den vergangenen Tagen und Wochen: „Ich bleibe dabei, ich möchte mich nicht zu Spekulationen äußern“, meinte der Trainer von Borussia Mönchengladbach zur Frage nach seiner Zukunft. Gestellt wird diese dennoch immer wieder, und in diesen Tagen besonders oft. Denn heute Abend empfangen Rose und die Gladbacher Borussia Dortmund (20.30 Uhr/ZDF und DAZN) – jenen Klub also, der Rose gerne für die kommende Saison als Trainer gewinnen würde.
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Auch in Dortmund wird zu dieser Personalie geschwiegen. Aus Respekt vor Gladbach und anderen Vereinen wolle er sich nicht mehr zur Trainerfrage äußern, so hat es Sportdirektor Michael Zorc schon mehrmals wissen lassen.
Marco Rose macht in Dortmund Eindruck
Nach Informationen dieser Redaktion aber ist die Verbindung zwischen Rose und Dortmund weit mehr als nur eine Spekulation. Rose ist die Wunschlösung für den kommenden Sommer, das Interesse ist längst auch hinterlegt beim Trainer und seinem Klub. Es hat in Dortmund Eindruck hinterlassen, wie schnell der gebürtige Leipziger nach seinem Amtsantritt vor anderthalb Jahren der Mannschaft eine eigene Handschrift verpasst hat, wie er ihr dynamischen, aggressiven, aktiven Offensivfußball eingeimpft hat. Jene Spielweise, die man auch beim BVB so gerne sehen würde.
Auch das Charisma und das lässige öffentliche Auftreten sind Pluspunkte für Rose, in dem Gladbach-Profi Jonas Hofmann Parallelen zu seinem Ex-Trainer Jürgen Klopp erkennt. Stärkere Komplimente sind in Dortmund kaum vorstellbar.
Julian Nagelsmann ist für den BVB nicht zu haben
Man interessierte sich beim BVB zwar immer auch für Julian Nagelsmann, doch der strebt inzwischen nach Höherem. Wenn er RB Leipzig verlassen sollte, dann zu einem europäischen Spitzenklub. Bei Rose ist das anders, bei ihm sehen die BVB-Verantwortlichen gute Chancen, ihm ein Engagement in Dortmund schmackhaft zu machen. Und es soll auch schon Signale gegeben haben, dass der 44-Jährige alles andere als abgeneigt ist.
Auch in Gladbach registriert man mit zunehmender Nervosität, was Rose zu dem Thema sagt – oder besser: nicht sagt. Denn ein Bekenntnis zu Gladbach über den Sommer hinaus, das das Thema mit einem Schlag beenden würde, ist ihm noch nicht über die Lippen gekommen.
Marco Rose ist ein begehrter Trainer
Dass man ihn gerne behalten würde, ist unstrittig. „Marco Rose ist ein Top-Trainer“, sagte Sportdirektor Max Eberl kürzlich dem Kicker. „Das macht ihn natürlich auch für andere Vereine interessant – und ich meine damit die Top-Vereine. Leider, wenn man es aus unserer Sicht betrachtet.“ Der Vertrag läuft zwar bis 2022, wäre aber kein unüberwindbares Hindernis.
Rose ist begehrt und muss sich nun entscheiden: Auf der einen Seite das unaufgeregte Gladbacher Umfeld und die Chance, langfristig etwas aufzubauen – gemeinsam mit Eberl, einem der besten Kaderplaner der Liga. Und auf der anderen Seite die noch immer höhere Strahlkraft der Dortmunder Borussia, die mit ihrer Finanzkraft auch eine größere Aussicht auf Titel verspricht.
Eine Niederlage darf sich der BVB nicht erlauben
Auch das macht das Spiel am Freitag so brisant: Rose kann nun selbst beeinflussen, wie attraktiv der Arbeitsplatz Dortmund im Sommer sein wird. Das 1:1 gegen Mainz 05 und die 1:2-Niederlage bei Bayer Leverkusen haben den BVB in der Tabelle wieder abrutschen lassen. Bei einer Niederlage in Gladbach fiele man heraus aus den Champions-League-Rängen, schlimmstenfalls droht der Sturz auf Rang acht. Das Minimalziel Champions-League-Qualifikation ist in ernster Gefahr.
Es braucht also einen Sieg gegen den Verfolger – und ein besseres Auftreten als zuletzt. In Leverkusen war die Mannschaft durch das frühe 0:1 völlig aus dem Tritt geraten, Trainer Edin Terzic hatte Mentalität und Körpersprache danach ungewohnt klar kritisiert. Gegen allzu scharfe Kritik aber wehrten sich die Dortmunder am Mittwoch. „Eine Frechheit“ nannte Zorc die Frage eines Journalisten, ob die seit Jahren wankelmütige Mannschaft mittlerweile ein hoffnungsloser Fall sei.
Großer Respekt vor Gladbach
Dennoch ist der Druck nun groß – und der Respekt vor den Gladbachern auch: „Sie haben vielleicht das eine oder andere Unentschieden zu viel“, sagt Terzic. „Man sieht aber an den beiden Heimsiegen gegen RB Leipzig und Bayern München, wozu die Mannschaft in der Lage ist. Dazu kommt das positive Abschneiden in der Champions League in einer sehr schweren Gruppe.“
Rose hat bewiesen, dass seine Ideen auch gegen die ganz Großen funktionieren – und das macht ihn für den BVB so interessant.