Dortmund. Nach dem Aus der Super League gerät die Reform der Champions League in die Kritik. BVB-Sportdirektor Zorc verweist auf die Rolle der Spieler.
In Michael Zorcs Brust schlagen zwei Herzen, das ist dem Sportdirektor von Borussia Dortmund deutlich anzumerken, als das Gespräch auf die Champions League kommt. Es geht einen Tag vorm Bundesliga-Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) nicht um die Chancen des BVB, sich für den Wettbewerb zu qualifizieren - die wesentlich an dieser Partie hängen.
Nein, es geht um grundsätzlicheres. Seit die Super League, die Abspaltung von zwölf europäischen Topklubs, in dieser Woche spektakulär implodiert ist, richten sich die Blicke wieder auf die Reform der Champions League. Die nämlich wurde auf Betreiben der Großklubs am Montag noch einmal aufgebläht: 36 statt 32 Klubs nehmen ab 2024 teil, zehn Partien wird jeder in der Vorrunde austragen. Der ohnehin schon sehr volle Spielplan wird noch ein wenig voller.
Und die Kritik wächst. "Denkt niemand an uns Spieler?", fragte etwa Nationalspieler Ilkay Gündogan auf Twitter. "Das neue Champions-League-Format ist nur das kleinere Übel."
BVB-Boss Zorc wünscht sich Zurückhaltung bei Vertragsgesprächen
Zorc, der das Aus der Super League unter der Woche in deutlichen Worten begrüßt hatte, gibt sich am Freitag wesentlich differenzierter. "Diese Reform stellt einen Kompromiss dar, wie wir ihn in vielen Lebensbereichen machen müssen", sagte der BVB-Sportdirektor. "Aus rein sportlicher Sicht bin ich kein Fan davon."
Und dann setzt er noch eine kleine Spitze, nicht speziell gegen Gündogan, das betont Zorc ausdrücklich - aber doch gegen all die Spieler und Trainer, die über zu hohe Belastung klagen und mehr Zurückhaltung bei der Zahl der Spiele fordern. "Da möchte ich aus Vereinssicht anfügen: Diese Zurückhaltung würde ich dann gerne auch in Vertragsgesprächen mit deren Beratern sehen", sagt Zorc. "Denn warum macht man das? Es geht natürlich darum, weitere Einnahmequellen zu generieren." Und ein Großteil dieses Geldes fließt derzeit und wohl auch in Zukunft an Spieler und deren Berater.
Auch der BVB muss Einnahmen erzielen
Und deswegen kann sich auch der BVB neuen Einnahmequellen nicht einfach so verschließen, deswegen war auch die Super League eine Herausforderung für die Entscheidungsträger in Dortmund. Sie wussten zwar, dass die Fans ein solches Konstrukt ablehnen, dass es nur schwerlich zu vereinbaren wäre mit der gewachsenen Fußballkultur in Deutschland, die vor allem im Ruhrgebiet hochgehalten wird.
Andererseits wussten sie auch, dass sie die Chance auf wahnwitzige Einnahmen, allein auf Antrittsgelder im dreistelligen Millionenbereich, nicht einfach wegwischen dürfen. Daraus hätten für einen börsennotierten Klub diverse Probleme erwachsen können - zumal dann, wenn Europas Elite sich dank der Super League immer weiter entfernt. Deswegen gab es öffentlich zunächst keine glasklare Aussage, dass der BVB sich keinesfalls an einem solchen Projekt beteiligen würde, obwohl die Entscheidung nach Informationen dieser Redaktion intern schnell so fiel. Erst als das Projekt in sich zusammenfiel, ließen die Dortmunder auch öffentlich durchblicken, dass sie sich daran nicht beteiligen wollten.