Dortmund.. Roman Bürki trifft mit Borussia Dortmund zum ersten Mal auf seinen Ex-Klub SC Freiburg. Mittlerweile ist er vollends beim Ruhrgebietsklub angekommen.
Die Tränen von damals sind getrocknet. Sie waren Roman Bürki in die Augen gestiegen, als der Abstieg des SC Freiburg aus der Bundesliga besiegelt war. Der Abschied aus der Beletage des deutschen Fußballs war auch sein persönlicher: Der Torwart wechselte für etwa vier Millionen Euro zu Borussia Dortmund. Etwas mehr als ein Jahr liegt der Tag der Tränen erst zurück und doch wirkt er so unendlich weit weg, weil sich in der Zwischenzeit so viel getan hat. Freiburg ist zurück in Liga eins und gastiert am Freitagabend beim BVB. Es ist das erste Wiedersehen Bürkis mit seinem alten Klub. Und ein bisschen auch mit seinem alten Ich. Denn der, der er war, als er nach Dortmund kam, ist er nicht mehr. Nach einem schweren ersten Jahr ist er jetzt, was er schon längst sein wollte: Dortmunds Nummer 1. Dortmunds unbestrittene Nummer 1.
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Das dokumentierte der 25-Jährige jüngst beim Spiel in Wolfsburg, das der BVB zwar mit 5:1 gewann, dessen überragender Akteur aber eben der Dortmunder Torwart war. Mit zum Teil irrwitzigen Paraden gewann er Schwarz-Gelb diese Partie, als sie zu kippen drohte. Das war ja einer der Vorwürfe gewesen, denen er sich im vergangenen Jahr ausgesetzt sah. Bürki war so etwas wie die halbe Nummer 1: Er spielte in der Bundesliga und im DFB-Pokal, der nach mehr als einem Jahrzehnt zur Klublegende gewordene Roman Weidenfeller war der Mann für die Europa League. Während der internationale Roman, 36 Jahre alt, aber noch immer ehrgeizig, starke Spiele ablieferte, rückte der nationale Roman immer wieder in den Fokus der Kritik. Mal leistete er sich ein missglücktes Dribbling, das zu einem Gegentor führte, mal bekamen seine behandschuhten Hände einen Ball nicht zu fassen, der zu fassen gewesen wäre. Mal waren es nur kleinere Unsicherheiten oder einfach nur die Tatsache, dass er es wieder nicht geschafft hatte, einer vielleicht mal schwächelnden Vordermannschaft mit ein paar Reflexen zu einem glücklichen Sieg zu verhelfen. Von Spitzentorhütern verlangt man so etwas, sogar mit einigem Recht. Bürki haderte mit sich, zweifelte aber nie grundlegend. Die Ablösung von Roman Weidenfeller habe bei Bürki zu einer Drucksituation geführt, „die wir ihm nicht gemacht haben“, sagt Dortmunds Trainer Thomas Tuchel heute: „Aber durch den Umgang damit hat er an Persönlichkeit gewonnen“.
Bürki gibt seinen Vorderleuten Mut zum Risiko
Schon in der Rückrunde der vergangenen Saison stabilisierte der Schlussmann seine Leistungen aber, zur neuen Saison scheint er einen weiteren Leistungssprung gemacht zu haben. „Ich fühle mich sicher viel besser als letztes Jahr, da hatte ich meine Schwierigkeiten“, räumt Bürki ein, „ich habe alles jetzt besser kennen gelernt, bringe mich ein und sage im Training, was ich brauche, wo ich mich noch nicht so sicher fühle.“ Das wirkt. In den bisherigen Saisonspielen strahlte die Nummer 2 des Schweizer Nationalteams größte Souveränität und Verlässlichkeit aus. Ein Fixpunkt im neuen Dortmunder Wonnensystem, in dem vieles in Bewegung ist. Die Abwehr ist neu formiert, die Offensive neu besetzt und die Ausrichtung verändert.
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Gezielt kauften die Macher junge, schnelle Offensivkünstler, die dichtbetonierte Abwehrreihen aufreißen können. Unbekümmert folgen sie bei ihren manchmal wilden Ausflügen ihrer Intuition, selten einem Plan oder strengeren Regeln. Im Misserfolgsfall kann das Räume für den Gegner und Gefahr für das eigene Tor bedeuten. Zu wissen, dass da hinten ein Schlussmann die entscheidende Linie kunstfertig verteidigt, gibt Bürkis Vorderleuten Mut zum Risiko. Er ist derzeit die Versicherung der Gesetzlosen. So soll es bleiben. Thomas Tuchel hegt keinen Zweifel. „Ich bin so glücklich über die Entwicklung von Roman explizit seit der Vorbereitung“, sagt der Trainer. Die Zweifel, ob er spiele oder nicht, und wenn ja, warum eigentlich, seien weg.
Tuchel machte Bürki zum Mann für die Premium-Wettbewerbe
Auch in dieser Saison teilt der Trainer die Arbeit auf, Weidenfeller steht im DFB-Pokal im Tor, Bürki aber in den spielreichen Premium-Wettbewerben Bundesliga und vor allem Champions League. Dort ist am kommenden Dienstag mit Real Madrid einer der größtmöglichen Gegner der Kontrahent. Man sagt ja, dass man mit den Aufgaben wächst. Die Königsklasse ist die größte Aufgabe. „Er ist im Sommer mit der Ausstrahlung eines großen Selbstvertrauens zu uns zurückgekommen“, lobt Thomas Tuchel seinen Schlussmann, „das macht ein paar Prozentpunkte aus, die man manchmal gar nicht beschreiben kann. Es war, als habe er nicht mehr das Gefühl, der Torwart von Freiburg zu sein, der jetzt beim BVB ist, sondern Dortmunds klare Nummer 1.“
Mit anderen Worten: die Zeit der Tränen soll endgültig vorbei sein.