Dortmund. Das Saison-Aus für Axel Witsel reißt ein Loch bei Borussia Dortmund. Ein Neueinkauf ist aber nicht geplant. Denn das Aufgebot ist groß genug.
Ein besonders fröhlicher Geburtstag dürfte es nicht werden, wenn Axel Witsel an diesem Dienstag 32 wird. Der Mittelfeldspieler hat eine lange Zwangspause vor sich, nachdem ihm am Samstag beim 3:1-Sieg von Borussia Dortmund bei RB Leipzig die Achillessehne riss. Schon am Montag wurde er in Antwerpen von Geert Declercq, dem Arzt der belgischen Nationalmannschaft, operiert.
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Der BVB-Profi bestätigte die erfolgreiche Operation via Instagram und Twitter. Er bedankte sich für die Genesungswünsche und den Zuspruch. Mit Hilfe seiner Freunde und seiner Familie werde er zurückkommen.
Thank you everyone for the messages of support
— Axel Witsel (@axelwitsel28) January 11, 2021
Today I had a successful operation and now I will be working hard to recover day by day and aim to return stronger than before
With the support of my friends and family I will be back pic.twitter.com/1WeFMsmtcE
Die durchschnittliche Pause bei einer solchen Verletzung liegt laut einer Studie des Fußballweltverbandes Fifa bei 169 Tagen, also rund sechs Monaten. Zwar gibt es Ausnahmen, es waren auch Spieler nach vier Monaten wieder fit. Doch die Aussichten sind äußerst gering, dass Witsel in dieser Saison noch einmal für den BVB auflaufen kann. Und auch die Europameisterschaft im Sommer dürfte der Belgier verpassen, wenngleich er noch Hoffnungen auf eine Teilnahme hat. „Axel ist ein Optimist, aber ein Wunder ist nötig“, sagte sein Vater Thierry Witsel der Zeitung „Het Laatste Nieuws“.
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Es ist die erste schwere Verletzung, die sich Axel Witsel in seiner langen Karriere auf dem Fußballplatz zugezogen hat. Und sie schmerzt auch den BVB. Denn der Mittelfeldspieler ist einer der Dortmunder Dauerbrenner, in der laufenden Saison kommt er auf 1596 Einsatzminuten – nur Mats Hummels (1984), Manuel Akanji (1745) und Giovanni Reyna (1636) haben mehr. Zwar häufte sich nach einer herausragenden ersten BVB-Saison 2018/19 die Kritik, zwar ließ Witsel oft Tempo und Dynamik vermissen. Aber mit seiner Ballsicherheit auch unter höchstem Druck und den präzisen Pässen war er stets ein wichtiger Stabilisator des Dortmunder Spiels – und unter dem neuen Trainer Edin Terzic auch mehr um direktes, vertikales Spiel nach vorne bemüht.
Es wird nicht leicht, Witsel zu ersetzen, einen zweiten Spielertypen wie ihn hat der BVB nicht im Kader. Ein Neueinkauf ist im Winter-Transferfenster dennoch nicht geplant, zu Corona-Zeiten ist auch in Dortmund das Geld knapp – und ein Spieler von Witsel-Format würde das Budget sprengen. Der BVB muss also auf jene Spieler bauen, die er schon im Kader hat.
BVB: Brandt und Dahoud müssen bleiben
Eine Schlüsselrolle wird dabei Thomas Delaney zufallen. Der Däne spielte zuletzt schon regelmäßig an Witsels Seite, stand in den drei jüngsten Spielen in der Startelf. Er ist dynamischer, aggressiver, zweikampfstärker als Witsel, allerdings fehlt ihm die Ballsicherheit des Belgiers. Erster Kandidat für den Nebenplatz ist Nationalspieler Emre Can, der schon in Leipzig eingewechselt wurde, als Witsel vom Platz musste. „Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht und sich nahtlos eingefügt“, lobte Terzic.
Can hat deutlich mehr Vorwärtsdrang als Witsel, scheut zudem keinen Zweikampf und keine Grätsche und passt damit gut in den neuen BVB-Stil, der die Grundtugenden des Fußballs, den Einsatz und den Kampf, betont. Allerdings fehlt es ihm gelegentlich an taktischer Disziplin, was die Anfälligkeit für Konter erhöht.
Ein ähnlicher Spielertyp ist Jude Bellingham, der in Leipzig wegen einer Fußverletzung fehlte, in dieser Woche aber ins Training einsteigen soll. Der 17-jährige Engländer erlebte einen furiosen Saisonstart, büßte seinen Stammplatz dann aber ein, weil er die in seinem Alter üblichen Leistungsschwankungen zeigte. Grundsätzlich aber hält man beim BVB große Stücke auf Bellingham.
BVB: Julian Brandt fehlt die Zweikampfhärte
Die geringsten Aussichten haben derzeit die wohl spielstärksten Alternativen: Julian Brandt, der sich in der laufenden Saison schwertut, machte einige seiner besten Spiele für Dortmund als zentraler Mittelfeldspieler neben Witsel. Allerdings fehlt es ihm an der Zweikampfhärte, die Terzic auf dieser Position unbedingt sehen will. Und Mahmoud Dahoud vereint zwar Dynamik, Bissigkeit und Spielkultur, ist aber in seinen Leistungen zu unstet – und daher von Einsätzen weiter weg denn je: Im neuen Jahr stand der Nationalspieler bislang nicht einmal im Kader. Er muss wie Brandt auf die bald beginnenden Englischen Wochen hoffen, wenn die Kräfte verteilt werden müssen, wenn wieder stärker rotiert wird.
Spekulationen über einen Transfer aber dürften sich für die beiden erst einmal erledigt haben: Nach Witsels Saison-Aus wird der BVB keinen zentralen Mittelfeldspieler abgeben wollen.