Leipzig. Der BVB hat in Leipzig ein Ausrufezeichen gesetzt. Die Verletzung von Witsel trübt die große Freude über den stärksten Auftritt seit langer Zeit.
Die gute Laune bei Borussia Dortmund war am Sonntagnachmittag schlagartig dahin. Da erhielten die BVB-Verantwortlichen aus dem Klinikum Westfalen die Ergebnisse der Untersuchung von Axel Witsel: Bei dem Belgier war tags zuvor beim 3:1 (0:0) bei RB Leipzig ohne Einwirkung eines Gegenspielers die Achillessehne gerissen, was wohl das Saisonaus für ihn bedeutet. Auch die Europameisterschaft im Sommer dürfte Witsel verpassen. Der Mittelfeld-Stratege ist unumstritten beim BVB, bestritt in der laufenden Saison 22 von 24 Pflichtspielen. Auch der neue Trainer Edin Terzic schätzt die Ballsicherheit und die Erfahrung des 31-Jährigen.
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Die Nachricht war also ein herber Dämpfer nach dem verdienten Sieg beim Bundesligazweiten, als der BVB nach der Halbzeitpause den besten Fußball seit langer Zeit gezeigt hatte – was Sportdirektor Michael Zorc zwar freute, aber keineswegs in Euphorie versetzte: „Man muss das Spiel differenziert betrachten“, sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion. „In der ersten Halbzeit haben wir eine exzellente Defensivleistung gezeigt, aber offensiv bis etwa zur 35. Minute wenig zustande gebracht.“
BVB Total nach der Pause
Im zweiten Durchgang aber bot sich ein ganz anderes Bild, da spielte fast nur noch Dortmund. „Da sind wir dann richtig aufgeblüht, haben hervorragend gespielt, schnell und flüssig kombiniert, Akzente gesetzt und dann auch mehr als verdient gewonnen“, schwärmte Zorc.
Es gab viel Positives: die starke Defensivleistung mit einem überragenden Abwehrchef Mats Hummels, die den Leipzigern nur einen Pfostenschuss (67.) und die späte Ergebniskosmetik durch Alexander Sörloth (90.) gestattete. Den Auftritt Erling Haalands, der das erste Tor durch Jadon Sancho (55.) einleitete und die weiteren Treffer (71., 84.) selbst schoss. 25 Tore in den ersten 25 Bundesligaspielen hat noch keiner geschafft – Uwe Seeler kam dem einst auf 23 Treffer. Dazu Sancho, der in der Hinrunde seiner Form oft hinterherlief, nun aber ein Tor machte und eins vorbereitete. Oder Marco Reus, der zweite Problemfall, der zwei Treffer auflegte. Der verkleinerte Rückstand auf die Tabellenspitze von drei Punkten auf Leipzig und fünf auf den FC Bayern.
Terzic lehrt BVB das Kämpfen
Am meisten aber freute es die Dortmunder, dass sie die Freude am Kämpfen entdeckt hatten. „Wenn jeder Einzelne mehr macht, wenn beispielsweise Erling Haaland immer die zusätzlichen zehn Meter im Pressing macht, erobert er zwar nicht sofort den Ball – aber er macht es seinen Mitspielern leichter“, lobte Zorc. „Und davon profitiert er dann letztlich auch als Stürmer.“
Beispielhaft fiel das 1:0: Haaland wich auf die rechte Seite aus, setzte sich wuchtig durch und bediente Reus, der per Hacke auf Sancho weiterleitete – in diesem Treffer steckte neben fußballerischer Klasse eine Menge Willen. Dass er der Mannschaft den Wert harter Arbeit vermittelt hat, das darf als bislang wichtigste Leistung von Trainer Terzic gelten. „Wenn die gewohnte Leichtigkeit und Magie fehlen, ist es logisch, dass wir im Training nicht anfangen, Tore mit der Hacke oder per Fallrückzieher zu machen“, erklärte der 38-Jährige. „Da arbeiten wir erst einmal an den einfachen Dingen, da geht es um Intensität.“
BVB hat gelernt, vorsichtig zu sein
Wenn dann noch spielerische Klasse hinzukommt, ergibt sich eine hochgefährliche Kombination für jeden Gegner. „Wir werden nicht immer so eine herausragende zweite Halbzeit spielen können, aber die Herangehensweise ist der Maßstab für die Zukunft“, meinte Zorc.
Aber man hat gelernt, vorsichtig zu sein in Dortmund. Allzu oft hat sich die Mannschaft ja in Spitzenspielen schon zu Höchstleistungen aufgeschwungen, um dann gegen die kleinen Gegner die nötige Seriosität vermissen zu lassen. Schon am Samstag (15.30 Uhr/ Sky) bei Schlusslicht Mainz 05 kann die Mannschaft zeigen, wie weit sie wirklich ist – und zwar ohne Witsel.