Freiburg/Dortmund. Der BVB patzt beim 1:2 in Freiburg erneut gegen einen vermeintlich kleineren Gegner. Die Chefs verweisen auf die komplizierte Ausgangslage.
Wäre die Bundesliga eine Theateraufführung, würde man wohl die Ideenlosigkeit beklagen, wenn Borussia Dortmund die Bühne betritt. Auf Spektakel folgt Trübsal, ein ewiges Vor und Zurück, wenn der BVB erneut gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner stolpert.
Am Samstag rutschte die Borussia beim SC Freiburg aus, verlor 1:2 (0:1). Vincenzo Grifo (6.) und Roland Sallai (53.) trafen ins richtige, Yannik Keitel ins falsche Tor (59.). Und schon früh stellt sich unter dem neuen Trainer Marco Rose die Frage, ob dieser Rückschlag mit den Patzern der vergangenen Jahre vergleichbar ist.
Zwei Anrufe am Tag danach, in beiden Telefonaten mahnen die Verantwortlichen im Gespräch mit dieser Redaktion, voreilige Schlüsse zu ziehen. „Ich wusste von vornherein, dass der August kompliziert werden würde“, sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc. „Ich halte es für komplett falsch, die Dinge, die uns in der Vergangenheit zum Vorwurf gemacht wurden, mit dem gestrigen Spiel zu vergleichen“, erklärt Sebastian Kehl, Leiter der Dortmunder Lizenzspielerabteilung.
Drei BVB-Spiele, sieben Gegentore
Trotzdem weckte der 5:2-Ligastart gegen Frankfurt Meister-Sehnsüchte, die Niederlage im Supercup gegen den FC Bayern (1:3) dämpfte die Erwartungen. Durch den Rückschlag in Freiburg zerbröselt die Anfangseuphorie unter Rose. Gründe lassen sich hierfür einige aufzählen. Die Vorbereitung holperte, weil viele Nationalspieler erst spät aus ihrem Urlaub zurückkehrten. Die Coronafälle von Thomas Meunier und Julian Brandt schüttelten den Klub zusätzlich durch. Und seine Viererkette musste Rose auch in Freiburg zusammenpuzzeln.
Die Folge: In den vergangenen drei Pflichtspielen musste Dortmunds Torhüter Gregor Kobel (sein Konkurrent Roman Bürki wartet weiter auf Angebote) den Ball siebenmal aus dem eigenen Netz holen. Durch die zwei Gegentore am Samstag half es der Borussia nicht, dass sie die Statistiken dominierte. 70 Prozent Ballbesitz, 19:8-Torschüsse, 10:0-Ecken, aber null Punkte. Freiburgs Trainer Christian Streich räumte ein, „Glück“ gebraucht zu haben.
„Momentan schlagen wir uns nur selbst“, beklagte Julian Brandt. „Wir haben uns zu selten durchgespielt, weil wir uns zu wenig bewegt haben“, kritisierte Marco Reus. „Wir können den Gegner nicht zum Toreschießen einladen“, schimpfte Manuel Akanji.
Vor dem ersten Gegentor verursachte Felix Passlack einen unnötigen Freistoß, den Grifo wunderbar in die linke Ecke streichelte. Vor dem zweiten vertändelte Jude Bellingham den Ball, wonach Freiburg einen spektakulären Konter auf den Platz zauberte. Das Eigentor, das Passlack und Bellingham nach ihren Fehlern erzwangen, reichte nicht, um die Partie noch einmal zu drehen.
BVB spielt Freitag gegen die TSG Hoffenheim
Man müsse auf diesem Niveau die Fehlerquote minimieren, sagt Zorc. „Außerdem hat mir bei den Standardsituationen die Gier gefehlt, sich mit Kopf reinzuhauen. Die Flanken waren gut.“
Hoffnung macht, dass sich der Kader wieder auffüllt und die verletzten oder erkrankten Profis zurückkehren. Mats Hummels, Emre Can, Raphael Guerreiro und Julian Brandt wurden alle eingewechselt. Bis Freitag, wenn der BVB gegen die TSG Hoffenheim (20.30 Uhr/DAZN und live in unserem Ticker) wieder in Dortmund die Bühne betritt, können sie an ihrer Form werkeln, allzu große Sprünge sind in den wenigen Tagen jedoch nicht zu erwarten.
Daher müsse man sich durch diese Phase durchschlängeln, meint Sebastian Kehl. Nach der Hoffenheim-Partie folgt die Länderspielpause. „Ich glaube fest daran, dass wir danach auf einem neuen, besseren Level sind.“
Und Marco Rose? Der bekommt bereits zu spüren, dass jeder BVB-Ausrutscher einer zu viel ist und die Kritik schnell lauter dröhnen kann. „Es ändert sich nichts an den Ansprüchen“, entgegnete er. Und „unser Anspruch ist es, dass wir das kommende Spiel gewinnen wollen.“ Also gegen Hoffenheim, die nächste Aufführung.