Stuttgart.. Viele, viele Verletzungen begleiten den BVB in dieser Saison. In Stuttgart musste Trainer Marco Rose mehrfach auswechseln. Was sind die Gründe?
Die Jogginghose muss sich angefühlt haben wie ein nasses Handtuch, das in eine Badewanne gefallen ist, die Jacke genauso. Trotzdem ließ sich Marco Rose nicht davon abhalten, zu einigen Fans auf der Tribüne zu gehen. Der Regen prasselte vom dunklen Himmel in Stuttgart, das BVB-Spiel war längst abgepfiffen, während der Trainer von Borussia Dortmund ein wenig Nähe herstellte in einer Saison, in der viele schwarz-gelbe Anhängerinnen und Anhänger mit ihrer Mannschaft fremdeln.
BVB festigt beim VfB Stuttgart Rang zwei
Auch beim 2:0-Erfolg in Stuttgart zeichneten sich all die Widersprüche ab, die sich in diese grotesk anmutende Spielzeit quetschen. Die Borussia wurschtelte sich zu den drei Punkten, vieles misslang, einiges funktionierte, in Julian Brandt erzielte ein Profi beide Tore (12./71.), der eigentlich eine komplizierte Rückrunde erlebt und den die Verantwortlichen bei einem passenden Angebot abgeben würden. Hinzu kamen in den 90 Minuten erneut Verletzungen, schon vor der zweiten Halbzeit musste Marco Rose dreimal wechseln, trotzdem festigte der BVB durch die drei Punkte Rang zwei in der Bundesliga.
Lange wurde dem Verein die Fähigkeit abgesprochen, Spiele gegen abstiegsgefährdete Klubs auch mal etwas glücklich für sich zu entscheiden, dies fehle der Borussia, um Titel zu gewinnen, hieß es. Unter Rose hat die Mannschaft viele Erfolge in dieser Art und Weise erzwungen, dafür versagte sie häufig gegen Spitzenklubs, eine Woche zuvor wurde die Elf von RB Leipzig bei der 1:4-Niederlage gedemütigt. Am Freitagabend gelang es aber, einen weiteren Rückschlag zu vermeiden.
Viele hätten in Stuttgart schon Probleme gehabt, meinte Marco Rose, als er nach der Begegnung mit den eigenen Fans im Medienraum das Spiel einordnete, die nasse Jacke hatte der 45-Jährige bereits ausgezogen. „Wir haben das einfach sehr ordentlich gemacht. Wir haben gearbeitet, investiert, auch Glück gehabt.“ Ärgern würden ihn die Verletzungen. Vor allem der Ausfall von Giovanni Reyna sei „unglaublich bitter“. „Das ist ein so toller Junger, der das Potenzial hat, ein Weltklassespieler zu werden. Wir werden ihn unterstützen.“
Der 19-Jährige hat in dieser Spielzeit viele Probleme erlebt, in Stuttgart schmerzte sein Oberschenkel bereits kurz nach dem Abpfiff, Tränen füllten seine Augen. Kurz danach verdrehte sich Mahmoud Dahoud die Schulter, Mats Hummels griff sich wie Reyna an den Oberschenkel. Zudem musste Raphael Guerreiro in der 76. Minute vom Rasen, „weil es nicht mehr ging“, so Rose.
Puh. Reyna muss nach nichtmal zwei Minuten verletzt runter beim #BVB. Hat sich im Kampf um den Ball etwas vertreten. #VfBBVB
— Sebastian Weßling (@fluestertweets) April 8, 2022
BVB-Trainer Marco Rose: "Wir arbeiten dran"
In Dortmund rätseln sie schon länger über die Verletzungsanfälligkeit ihrer Profis. „Jeder macht sich einen Kopf, wir sind mehr als sensibilisiert“, sagte Marco Rose. Im Klub werde professionell gearbeitet. So einfach sei es nicht. „Wir gehen es an, wir arbeiten dran, aber man kann nicht immer reingucken.“
Auffällig sind die viele Muskelverletzung dennoch, die ein Zeichen von zu hoher Belastung sein können. Sebastian Kehl, ab dem Sommer ersetzt der ehemalige Kapitän Michael Zorc als Sportdirektor, plant deswegen, den Kader zu verändern. Der 42-Jährige sucht Spieler, die der hohen Belastung bei einem Verein wie dem BVB gewachsen sind, wenn alle drei Tage gearbeitet werden muss. „Es ist uns aufgezeigt worden, dass wir Nachholbedarf haben, was die Spielfähigkeit im Drei-Tages-Rhythmus angeht“, erklärte Trainer Rose vor dem Spiel in Stuttgart. Die Physis habe eine enorme Bedeutung erlangt. „Nur noch schön zu spielen, das wird nicht mehr funktionieren.“
Immerhin aber tummeln sich im Dortmunder Kader einige Künstler, die Spielen eine andere Wendung geben können. Gegen den VfB wurde Julian Brandt für Giovanni Reyna eingewechselt, der potenzielle Nationalspieler entschied das Spiel. „Fußball ist im Grunde gar nicht so kompliziert. Die beste Antwort, die du geben kannst, ist, Spiele zu gewinnen. Leider sind wir oft dazu gezwungen, solche Reaktionen zu zeigen. Das muss sich definitiv ändern“, erklärte der 25-Jährige.
BVB: Marco Rose lobt Julian Brandt und stellt Forderungen
Brandt habe ein richtig gutes Spiel gemacht, sagte Marco Rose. Trotzdem gebe es Dinge, die der Profi konsequenter machen müsse. „Wir werden aus ihm kein Zweikampfmonster mehr machen. Aber wir verlangen, dass alle bereit sind, sich wehzutun. Jule hat einen guten Schritt gemacht.“
Am kommenden Samstag gegen den VfL Wolfsburg bietet sich die Gelegenheit für einen weiteren Schritt. Dann kann die Mannschaft in dem Heimspiel daran werkeln, noch mehr Nähe zu den fremdelnden BVB-Fans aufzubauen.