Dortmund.. Kevin Großkreutz glaubt an den Titel für Borussia Dortmund, den Pokal für den MSV – und an nichts für Schalke. Wir haben vor dem BVB-Spiel gegen den SC Freiburg am Sonntag mit dem Nationalspieler gesprochen.
Der Linksaußen kommt gerade vom Training. Die Frisur sitzt nicht. Aber das ist normal. Keine Schere darf sein Haar berühren. Erst wenn der BVB den Titel sicher hat, will er es kürzen lassen. Dann aber vielleicht sogar bis ran an den Schädel. Der 22-Jährige ist eben ein etwas anderer Profi. Linksaußen, klar, ein wenig verrückt. Aber auch: beseelter Dortmunder. Kevin Großkreutz spricht über seine Liebe, über Nuri Sahin, Manuel Neuer und „die Blauen“.
Werfen Sie einen Blick in die Kristallkugel, Herr Großkreutz. Wie steht der BVB da, im April in fünf Jahren?
Kevin Großkreutz: In fünf Jahren? Ich hoffe doch, noch so wie jetzt. So, dass wir den Fans geilen Fußball zeigen. Das ist das Wichtigste.
Und die Meisterschaft, das Champions-League-Halbfinale und das Pokalendspiel liegen vor der Tür?
Großkreutz: Könnte passieren. Aber, wie gesagt, das Wichtigste ist, dass die Fans zufrieden sind.
Und wo sehen Sie Kevin Großkreutz?
Großkreutz: Ich hoffe, er ist immer noch Stammspieler, immer noch bei der Borussia – und dass er sich weiterentwickelt hat.
Fast die ganze Mannschaft wird erst in fünf Jahren das Alter erreicht haben, das man das beste Fußballalter nennt. Ist das, was wir jetzt erleben, nur ein Anfang?
Großkreutz: Wir müssen erst einmal diese Saison rumkriegen. Und man weiß ja auch nicht, ob die Truppe in fünf Jahren überhaupt noch zusammen ist.
Es scheint aber eine enge Gemeinschaft zu geben.
Großkreutz: Ja, wir gehen viel zusammen weg. Das macht Riesenspaß.
Schauen Sie denn beim Ausgehen mit den anderen ein bisschen in die Zukunft?
Großkreutz: Natürlich. Wir haben ja eine geile Truppe. Und wir haben auch schon gesagt, dass wir zusammen bleiben wollen.
Sie sind aber ein ganz besonderer Fall. Ihr Trainer Jürgen Klopp geht davon aus, dass Sie auch sofort einen Zehn-Jahres-Vertrag unterschreiben würden.
Großkreutz: Ich habe bis 2014 unterschrieben. Aber wenn es so weiter läuft, will ich natürlich immer für den BVB spielen.
Wie wichtig ist Ihnen Identifikation mit dem Verein?
Großkreutz: Wenn man in Dortmund geboren wurde, lebt man für den BVB. Das weiß doch jeder, dass dann nur der BVB zählt.
Sie sind verliebt.
Großkreutz: Natürlich liebe ich diesen Verein. Ich bin mit vier Jahren das erste Mal ins Stadion gegangen. Ich habe viel mitgemacht. Vor allem, als die Borussia beinahe in die Insolvenz gegangen ist. Aber ich habe zum Verein gestanden.
Nuri Sahin ist auch schon lange Dortmunder. Können Sie verstehen, dass er eine Ausstiegsklausel im Vertrag hat und möglicherweise gerade darüber nachdenkt, den Klub zu verlassen?
Großkreutz: Das schreibt die Presse. Nuri hat dazu nichts gesagt. Er konzentriert sich auf die Meisterschaft. Das ist sein Ziel. Und wenn Real Madrid anfragt, dann denkt, glaube ich, jeder Spieler darüber nach, ob er wechseln sollte. Aber Nuri ist ein charakterlich überragender Mensch. Er wird schon die richtige Entscheidung fällen.
Und wenn Real-Trainer Jose Mourinho bei Ihnen anruft?
Großkreutz: Wir haben eine gute Mannschaft und spielen bald Champions League. Im Moment also: kein Bedarf.
Was würden Sie denn an Stelle von Manuel Neuer tun, am Ende der Saison? Er ist Schalker und ein Fan seines Klubs, genau wie Sie. Sollte er dem Herzen folgen und auf Schalke bleiben?
Großkreutz: Ich denke, er schaut auf die sportliche Entwicklung. Und weil die Bayern den Blauen voraus sind – oder auch Manchester United – und Manuel Neuer die Nummer eins der Torhüter in der Nationalmannschaft ist… – Aber er muss schon selbst entscheiden, ob er bleibt.
Wenn man den BVB so liebt wie Sie, dann steckt da immer diese Abneigung drin. Haben Sie Schalke gegen Inter Mailand angeschaut?
Großkreutz: Ich habe das Spiel von Real Madrid angeschaut.
Weil der andere Sender nicht funktioniert hat?
Großkreutz: Der Fernseher ist schon länger kaputt. Ich habe nur gehört, dass Inter nicht so gut war und Schalke viel Platz gelassen hat.
Sie gehören zu den wenigen Profis, bei denen man bemerkt, dass sie auch Fans sind. Spüren Sie das, wenn Sie mit Kollegen sprechen?
Großkreutz: Ich glaube, jeder in der Mannschaft weiß, dass ich von der Südtribüne komme. Ich bin halt ein Dortmunder. Und ich sage, was ich denke.
Aber Schalke gehört zum Ruhrgebiet…
Großkreutz: Die Blauen?
Ja, es gibt doch einen Zusammenhalt im Revier…
Großkreutz: Meinen Sie denn, die gönnen uns was?
Nehmen wir dieses Szenario: Dortmund wird Meister, Schalke gewinnt die Champions League, der MSV Duisburg den Pokal.
Großkreutz: Titel stimmt. Pokal stimmt. Und Barcelona gewinnt die Champions League.
Gut. Gehen wir statt der fünf Jahre fünf Wochen voraus…
Großkreutz: Ich hoffe, da haben wir die Schale in der Hand und können mit ganz Dortmund feiern. Aber bis dahin müssen wir weiter Vollgas geben.
Und wenn Sie die Schale nicht in der Hand hätten?
Großkreutz: Viele Fans sagen, selbst wenn wir die Schale nicht holen sollten, wären sie trotzdem zufrieden. Weil wir für den Verein alles geben. Weil wir für den Verein leben.