Berlin.. Borussia Dortmund hat im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern München verloren. Nach 120 Minuten stand es 0:0-Unentschieden. Dann wurde es dramatisch.
Neun rotgekleidete Spieler stürmten in Richtung Tor und warfen sich zu einem Jubelknäuel übereinander. Borussia Dortmunds Torhüter Roman Bürki sackte in sich zusammen, bei anderen Spielern von Borussia Dortmund waren Tränen zu sehen - am hemmungslosesten aber weinte Pep Guardiola an der Seitenlinie: Gerade hatte Douglas Costa den entscheidenden Elfmeter für Bayern München im Tor untergebracht, 4:3 hieß es damit nach Elfmeterschießen für die Bayern - die zum 18. Mal den DFB-Pokal holten. Der BVB dagegen ging zum dritten Mal in Folge als Verlierer vom Platz, weil Sven Bender und Sokratis verschossen hatten - und auf Seiten der Bayern nur Joschua Kimmich.
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Schon zuvor hatten sich beide Mannschaften im Berliner Olympiastadion ein großes Drama geboten, laufen konnte kaum noch jemand nach diesen intensiven 120 Minuten. Insbesondere die BVB-Spieler waren auf dem Zahnfleisch unterwegs, lagen immer wieder mit Krämpfen auf dem Rasen. Schon nach 90 Minuten war die Erschöpfung mit Händen greifbar - doch mit letztem Willen, starker Defensivleistung und etwas Glück retteten sich die Schwarz-Gelben ins Elfmeterschießen.
Wie schon im Bundesligaduell Anfang März, als es nach 90 Minuten ebenfalls 0:0 gestanden hatte, setzte Trainer Thomas Tuchel auf eine Dreierkette aus Sokratis, Sven Bender und dem scheidenden Kapitän Mats Hummels - bei gegnerischem Ballbesitz vervollständigten die Außen Lukas Piszczek und Marcel Schmelzer sie zu einer Fünferkette.
Müller aus 25 Metern über das Tor
Gegen diese eher defensive Aufstellung kam der FC Bayern zunächst zu einem klaren spielerischen Übergewicht und den ersten Chancen: Thomas Müller schoss aus 25 Metern über das Tor (4.) und verfehlte auch nach einem Eckball von Douglas Costa per Kopf knapp (22.). Die Dortmunder dagegen machten ihre aussichtsreichsten Konterchancen durch technische Unzulänglichkeiten zunichte: Mal geriet Pierre-Emerick Aubameyangs Flanke zu hoch für den freistehenden Marco Reus (11.), mal versprang Reus der Ball in einer Überzahlsituation (12.).
Tuchel reagierte auf die bayerische Dominanz und stellte seine Mannschaft um: Bender rückte vor ins defensive Mittelfeld, Gonzalo Castro auf die Spielmacherposition. Der BVB agierte nun im 4-2-3-1 und konnte das Spiel so öfter in die Münchner Hälfte verlagern. Gefährlicher blieben aber die Bayern: Costa zug nach innen, schoss von der Strafraumgrenze, Roman Bürki ließ den Ball nach vorne prallen - und hatte Glück, dass Robert Lewandowski nicht mehr herankam (33.).
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Auf der anderen Seite nahm es Aubameyang nach einem langen Ball mit zwei Gegenspielern auf, verzog aus spitzem Winkel aber deutlich (34.). Die beste BVB-Gelegenheit hatte Bender - nach Kopfballablage von Piszczek traf er aber den Ball nicht richtig, Manuel Neuer im Bayern-Tor konnte problemlos zugreifen (43.). Zuvor hatte Franck Ribéry Glück, als er an der Außenlinie mit Castro aneinandergeriet, diesem ins Gesicht langte - und nur Gelb sah (39.). Rot wäre zumindest denkbar gewesen. Trotz 63 Prozent Ballbesitz und 6:2 Torschüssen für die Münchener ging es mit 0:0 in die Pause.
Im zweiten Durchgang näherten sich die Dortmunder dem Tor zuerst an, Hummels’ Kopfball nach Reus-Freistoß flog aber deutlich über drüber (50.). Deutlich knapper wurde es zwei Minuten später: Ribéry schoss von der linken Seite und von Lewandowskis ausgestrecktem Bein trudelte der Ball am langen Pfosten vorbei (52.).
Der Druck der Bayern wurde immer größer, vor allem Schmelzer hatte auf der linken Abwehrseite immer mal wieder Probleme mit dem aufgedrehten Costa. Doch der BVB konterte gefährlich: Reus dribbelte sich von links durch die gesamte Bayern-Abwehr, legte ab auf Aubameyang - der aber schoss aus elf Metern drüber (57).
Auf der anderen Seite schickte Lewandowski Müller, der von Hummels noch entscheidend gebremst wurde. Dennoch konnte Müller zurück auf seinen Sturmpartner geben, doch der schoss völlig frei aus 12 Metern über das Tor (64.). Bayern drückte, Dortmund wankte - fiel aber nicht. Auch nicht als Ribéry von links nach innen zog und sein Schuss gefährlich abgefälscht wurde - weil Bürki reaktionsschnell zur Ecke klärte (75.).
Aubameyang mit der großen Chance
Dortmund musste zweimal verletzungsbedingt wechseln: Erik Durm kam für Schmelzer, Matthias Ginter für Hummels - und der BVB stellte in der Abwehr wieder um auf eine Dreierkette. Durm sorgte mit seiner Dynamik ein ums andere Mal über die linke Seite für Entlastung - der entscheidende Angriff aber wäre um ein Haar über rechts gekommen: Sokratis schickte Piszczek, der bediente den vollkommen allein gelassenen Aubameyang im Zentrum - und der schoss über das Tor (85.).
So ging es in die Verlängerung, in der die Bayern weiter dominierten: Ribéry spielte nach Doppelpass Lewandowski frei, doch Durm grätschte im letzten Moment in dessen Schuss (93.). Wenig später lag der Linksverteidiger mit schmerzverzehrtem Gesicht auf dem Rasen, Costa war ihm mit voller Wucht auf den Knöchel gestiegen, was ungeahndet blieb. Doch Durm konnte weitermachen. Das Spielgeschehen spielte sich fast nur noch in der Dortmunder Hälfte ab, doch erneut hatte der BVB die Chance auf den Lucky Punch. Doch Mkhitaryan verzog nach einem Fehler von Jerome Boateng (103.).
Tuchel zog seinen letzten Joker, brachte Shinji Kagawa für Castro. Und Bayern-Trainer Guardioala wechselte erstmals, Kingsley Coman kam für Ribéry. Dortmund reagierte nur noch, war körperlich am Ende - rettete sich aber ins Elfmeterschießen. Für die Bayern trafen Vidal, Lewandowski, Müller und Costa, für den BVB nur Kagawa, Aubameyang und Reus - damit fand das Duell am Ende seinen glücklichen, aber verdienten Sieger.
Der BVB-Ticker zum Nachlesen: