Hagen. . An unvergesslichen Momenten am Ischeland gab es für Phoenix Hagen 2013 angesichts des Einzugs in die Play-Offs keinen Mangel. Doch den hart erkämpften 81:75 (38:30)-Erfolg gegen Alba Berlin vom 16. Februar 2014 werteten die Klubverantwortlichen angesichts der schwierigen Begleitumstände sogar noch höher.
An unvergesslichen Momenten am Ischeland gab es für Phoenix Hagen 2013 nun wirklich keinen Mangel. Die Siegesserie gegen die Großen der Basketball-Bundesliga, der Einzug in die Play-Offs, der Heimtriumph dort gegen Meister Bamberg. Doch den hart erkämpften 81:75 (38:30)-Erfolg gegen Alba Berlin vom 16. Februar 2014 werteten die Klubverantwortlichen angesichts der schwierigen Begleitumstände sogar noch höher. „Das kann man mit gar nichts vergleichen“, sagte Geschäftsführer Oliver Herkelmann kurz nach der Schlusssirene, „es ist fast der beste Sieg, den wir hier jemals gelandet haben.“ Und Coach Ingo Freyer - früher bei Alba aktiv - bekannte: „Ich genieße es Jahr für Jahr, dass wir Berlin schlagen - das ist immer ein besonderer Augenblick.“
Gerade, wenn er so unerwartet kommt. Denn der Personalengpass bei Phoenix hatte sich vor und während des Gastspiels der zuvor zehnmal in Folge in der Liga unbesiegten Berliner noch verschärft. Neben Dino Gregory (Trauerfall), Nikita Khartchenkov (Viruserkrankung) und dem für Regionalligist Iserlohn spielenden Fabian Bleck war auch Niklas Geske, der im Training auf die Hand gestürzt war, nicht einsatzfähig. Dann knickte auch noch Moritz Krume, gerade erst von einem Bänderriss genesen, nach starken fünf Einsatzminuten wieder um und musste tief enttäuscht vom Parkett geleitet werden (16.Minute). „Er hat bombig gespielt“, lobte Freyer später und fürchtet: „Jetzt wird es mit dem Training wieder schwer, zehn Leute werden wir da nicht haben.“
Auch interessant
Die standen dem Phoenix-Coach gegen die erlesen besetzten Berliner auch nicht zur Verfügung, doch die Siebener-Rotation erledigte den scheinbar unerfüllbaren Job „Alba-Killer“ beeindruckend. Den besseren Start hatte zwar Alba, doch nach dem 0:6 (3. Minute) kamen die körperlich und beim Rebound unterlegenen Hagener ins Spiel. David Bells erster von am Ende fünf Dreiern (6.) bedeutete den 10:10-Ausgleich, jetzt war es eine Partie auf Augenhöhe. Und besser noch, nach der ersten Viertelpause setzte sich Phoenix vor staunenden 3145 Zuschauern sogar etwas ab. Fünf Minuten dauerte es, ehe Berlin der erste Korb gelang, bis dahin waren die Gastgeber um den stark verbesserten Ole Wendt schon auf 29:20 enteilt. Und sie blieben vorn, weil die Berliner gegen die aggressiv verteidigenden Hagener nur schwach von außen trafen und zu selten den Weg unter den Korb suchten. Als Bernd Kruel nach Anspiel von Mark Dorris den Pokalsieger mit einem Alley-hoop zum 38:28 (19.) demütigte, bat Alba-Coach Sasa Obradovic entnervt zur Auszeit.
„Für sie war das eine gute Lektion"
Nach dem Seitenwechsel schien der hohe Favorit seiner Rolle gerecht zu werden. In nur zwei Minuten gingen David Logan und Co. beim 38:39 in Führung. Doch die kurze Phoenix-Schwächeperiode war schnell wieder vorbei. Offensiv trafen die Gastgeber jetzt wieder bessere Entscheidungen, auch wenn Henry Dugat im Abschluss glücklos war, defensiv agierten sie ohnehin aufopferungsvoll mit unglaublicher Intensität und provozierten 21 Berliner Ballverluste. Beim 58:58 (33.) glich Clifford Hammonds - neben Logan der einzig verlässlich scorende Alba-Akteur - letztmals aus, dann kam die große Zeit des Larry Gordon. Zwei Dreier läuteten seinen unwiderstehlichen 19-Punkte-Endspurt ein, beim 69:60 (37.) und dem Foul-Aus für Reggie Redding glaubten die Hagener in der brodelnden Arena erstmals wirklich an den Überraschungs-Coup. Und als Alba beim 73:71 vor der Schlussminute doch noch einmal bedrohlich herankam, setzte wieder Gordon die entscheidenden Fastbreak-Nadelstiche gegen die Gäste. Und sorgte dafür, dass die Stimmung auf den Rängen Playoff-Qualität erreichte.
„Einige meiner Spieler sind mit dieser Atmosphäre nicht zurechtgekommen“, bedauerte Alba-Trainer Obradovic, „für sie war das eine gute Lektion, aus der sie hoffentlich lernen.“ Dass die „fantastische Stimmung“ die arg dezimierten Gastgeber dagegen getragen habe, bestätigte Phoenix-Akteur Ole Wendt. Sein Team hätte an diesem Abend auch für Mannschaftskollege Dino Gregory gespielt, der am Mittwoch seinen Vater beerdigt: „Daraus haben wir Kraft gezogen“, sagte Wendt: „Wir haben viel Charakter im Team. Und den Willen und Hunger, auch unter solchen Umständen zu gewinnen.“