Hagen. . Am Freitag stellt sich die neue Führungsspitze von Phoenix Hagen in Bamberg bei der Ligatagung vor. Zuvor stellten sich Aufsichtsrats-Chef Sven Eklöh und Geschäftsführer Peter Brochhagen beim Redaktionsbesuch den Fragen zu aktueller Lage und Zielen.
- Vor Fahrt zur Ligatagung nach Bamberg stellte sich neue Phoenix-Führungsspitze Fragen der Redaktion.
- Mittelfristig will sich Basketball-Bundesligist stabil in Play-offs etablieren.
- Geschäftsführer Peter Brochhagen: Die Lichter werden nicht ausgehen, ganz sicher nicht
- Vor Fahrt zur Ligatagung nach Bamberg stellte sich neue Phoenix-Führungsspitze Fragen der Redaktion.
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- Geschäftsführer Peter Brochhagen: Die Lichter werden nicht ausgehen, ganz sicher nicht
Die Spieler von Phoenix Hagen genießen ihren Kurzurlaub, für die neue Führungsspitze gilt das nicht. Aufsichtsrats-Chef Sven Eklöh und Geschäftsführer Peter Brochhagen fahren Freitag nach Bamberg, um sich bei der Ligatagung im Rahmen des Allstar-Wochenendes vorzustellen. Zuvor stellten sich beide beim Redaktionsbesuch ausführlich den Fragen zu aktueller Lage und Zielen.
Die Lage bei Phoenix Hagen ist seit Jahren schwierig, das Amt des Aufsichtsrats-Chefs sicher nicht vergnügungsteuerpflichtig. Herr Eklöh, warum haben Sie es übernommen?
Sven Eklöh: Klar heißt das Vergnügen, natürlich ist das genau die Triebfeder, zu Phoenix ja zu sagen, Wir brauchen nach innen mehr betriebswirtschaftliche Sicht und nach außen diese Mega-Stimmung. Ich bin selber ein starker Fan, wenn auch nicht so heftig wie die oben auf dem Heuboden, deren Unterstützung immer wieder sensationell ist. Natürlich haben wir über die wirtschaftliche Situation des Vereins nachgedacht, die wir bis dato noch aufrollen. Aber natürlich hat der Fangedanke dazu geführt, da ja zu sagen. Da ich ohnehin in der Pause nach Hussel bin, kann ich so ein Ehrenamt wahrnehmen, auch Erdal Keser und Wolfgang Heyder haben wir ehrenamtlich gewonnen.
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Aber wir brauchen auch Leute, die das hauptamtlich machen, Verantwortung annehmen, Mitarbeiter führen können und betriebswirtschaftlich erfahren sind. Deshalb haben wir einen neuen Geschäftsführer gesucht, weil wir momentan zwei Gesellschaften haben. Mit der neuen Basketball Hagen GmbH&Co KG aA hat es letztes Jahr einen Re-Start gegeben, es wurden neue Gesellschafter animiert, das finanziell zu unterstützen. Aus dieser ganzen Historie ist jetzt die nächste Phase eingeläutet. Phase zwei bedeutet wirtschaftliche Unabhängigkeit. Nicht immer die Angst: Stehen wir die Saison durch, reicht das Geld, haben wir die richtigen Spieler eingekauft, müssen wir nochmal nachverpflichten. Dabei müssen wir über den Tellerrand Hagens hinausdenken, größer denken, nicht nur klein-klein, nicht nur an heute, sondern auch an morgen und übermorgen.
Unsere erste Aufgabe ist es jetzt, ganz schnell zu prüfen, was ist Status. Wie können wir die Saison, so positiv sie sportlich ist, optimal weiterführen. Und wie bereiten wir uns auf die nächsten Spielzeiten vor.
Erste Amtshandlung war der Wechsel des Geschäftsführers. Dass Christian Stockmann, der das Amt erst im Juli übernommen hat, das nur interimistisch tun sollte, war vorher nie kommuniziert worden. Warum war jetzt ein Wechsel notwendig?
Eklöh: Christian Stockmann hatte den klaren Auftrag, die alte GmbH strukturiert zu begleiten, ein Restrukturierungskonzept zu erarbeiten, das war begrenzt. Er hatte für uns nur den Zeitkorridor zwischen drei und sechs Monaten zur Verfügung, die wären am 31. Dezember um gewesen. Mein Auftrag war es, mit meinem Antreten im Aufsichtsrat jemanden zu suchen, der wirtschaftlich versiert ist, der uns mit der neuen Gesellschaft in die Zukunft führt. Dafür musste ich einen finden, dem ich vertrauen kann als Aufsichtsrats-Vorsitzender, da fiel die Wahl auf Peter Brochhagen. Stockmann bleibt Geschäftsführer der alten GmbH, das Restrukturierungskonzept bleibt seine Aufgabe.
Angesichts der vielen Gesellschafter macht es den Eindruck, als ob die Entscheidungsfindung schwieriger sei, als Sie es aus der Wirtschaft kennen. Ist da die benötigte Aufbruchstimmung zu erzeugen?
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Eklöh: Wir haben nicht nur Fans auf den Rängen,die ihre Meinung einbringen, das dürfen natürlich auch unsere Gesellschafter. Wir müssen Phoenix klare Strukturen geben, nicht nur in der Kommunikation. Gemeinsamkeit setze ich da voraus! Um in Bildern zu sprechen, das Phoenix-Feuer, das für uns brennen muss. Wenn das nicht brennt, dann haben wir ein Problem. Wenn da einer mit dem Feuerlöscher drangeht oder nur mit dem Wassereimer, da müssen wir sagen, halt dich besser zurück, zieh dich raus.
Zur Vielstimmigkeit gehört auch, dass im Umfeld und in sozialen Medien immer wieder von vermeintlichen Liquiditätsproblemen oder Insolvenzgefahr die Rede ist. Wie ist die tatsächliche Lage?
Peter Brochhagen: Ich habe auch gehört, dass am 15. angeblich die Lichter ausgehen. Wenn mich einer fragt: Die Lichter werden nicht ausgehen, ganz sicher nicht. Ich habe zur Übernahme der Geschäftsführung ja gesagt - und kannte die Zahlen nicht. Heute bin ich natürlich viel tiefer drin und würde wieder ja sagen. Wir wollen eine klare Faktenlage haben, um das Maßnahmenpaket zu definieren. Ich bin aber sicher, dass wir unsere Zielstellung erreichen. Das ein oder andere Gespräch ist ja geführt und bestätigt uns, auf dem richtigen Weg zu sein.
Mit welcher Zielsetzung – kurz- wie mittelfristig – treten Sie denn das Amt an?
Brochhagen: Im operativen Geschäft müssen wir sehen, wo sind wir, was nachgearbeitet werden muss. Parallel muss eine Vision entwickelt werden. Ich bin Ur-Hagener und finde, dass die Stadt noch nie so attraktiv war wie heute, aber kommt das bei den Menschen an? Das gilt auch für Phoenix. Wir haben eine unheimliche Emotionalität in der Stadt und ich bin sicher, dass wir es schaffen, diese in einen weiteren Kreis nach draußen zu führen. Dortmund etwa ist ein Riesenmarkt, den wir gar nicht im Fokus haben. Ich habe eine Vision, die geht bis 2020, im Aufsichtsrat habe ich das schon grob angerissen. Mit Ingo Freyer habe ich zusammengesessen, bei ihm sehe ich hohe Professionalität, die man ins Konzept integrieren muss. Mittelfristig kann die Zielsetzung ja nur sein, stabil in den Playoffs zu sein. Und das nicht nur als Achter, um dann gegen den Stärksten aus der Hinrunde schon im dritten Spiel auszuscheiden.
Die letzte Playoff-Teilnahme hat wirtschaftliche Probleme verursacht. Wäre man jetzt besser vorbereitet?
Eklöh: Jetzt sind wir besser vorbereitet, die Verträge sind von unseren Vorgängern angepasst worden. Wir korrigieren falls notwendig kurzfristig und natürlich brauchen wir jede finanzielle Unterstützung und eine klare Sponsorenansprache. Wir freuen uns auf die Play-offs, wenn es denn klappen sollte.
Für viel Aufmerksamkeit hat die Berufung von Wolfgang Heyder und Erdal Keser in den Aufsichtsrat gesorgt. Was ist ihre Rolle?
Eklöh: Die immer noch vorhandene Basketball-Sehnsucht von Wolfgang Heyder ist in unserem Gesellschafter-Kreis entdeckt worden, zwei Gesellschafter haben erste Gespräche geführt. Als Geschäftsführer könnten wir ihn uns nicht leisten, das geht nur in beratender Funktion. Darauf hatte er Lust, er sieht Hagen als Exot, als gallisches Dorf mit unheimlichem Potenzial. Wir freuen uns auf seine Erfahrung, seine Erlebnisse mit Bamberg. Bamberg ist den gleichen Weg gegangen von einer kleinen Turnhalle, größer und größer geworden, bis zu einer Riesen-Halle für 7000 Zuschauer mit acht Logen. Und einem Budget im nächsten Jahr von mehr als 20 Millionen, das ist fast das Zehnfache von uns.
Bei Erdal Keser, den ich seit der Grundschule kenne, geht es um ihn als Botschafter, als Netzwerker im Profisport. Im Basketball sind viele türkische Sponsoren engagiert, mit Unternehmen wie Beko in der Bundesliga oder der Turkish Airlines in der Euroleague. Ich glaube, dass Erdal uns da unheimlich helfen kann, Verbindungen knüpfen und Türen öffnen kann.
Mit Heyder haben Sie jemanden ins Boot geholt, der weiß, wie man zu einer großen Mehrzweckhalle kommt, die in Hagen seit langem immer wieder Thema ist. Gibt es da aktuelle Planungen?
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Eklöh: Keine Planungen, aber die Sehnsucht ist natürlich immer da. Denn wir kennen ja unsere beschränkte Ticketkapazität von 3145 Zuschauern, die Entwicklung verhindert, und wissen, dass wir uns mit einer größeren Halle ganz anders aufstellen könnten. Wenn die Halle, die zur Verfügung steht, nicht reicht, muss man über Alternativen nachdenken. Und so frech stimulieren, dass auch andere darüber nachdenken. Es ist ein gemeinschaftliches Thema für die Region, das Phoenix nicht allein lösen kann. Die Handballer denken darüber nach, die Stadt muss darüber nachdenken und dabei sein. Aber wir müssen jetzt erstmal unsere kurzfristigen Hausaufgaben machen, bevor wir uns in Träumen verlaufen.
Wann steht das Konzept für die Zukunft?
Brochhagen: Wir haben einen Arbeitstitel: Phoenix macht Sinn. Im März muss es spätestens losgehen, da geht es mit Sponsoren und Spielern um die neue Saison und die Lizenzierung steht an. Bis dahin brauchen wir ein tragfähiges, belastbares Konzept, auf das wir alle einschwören wollen. Wir haben gerade das dritte Viertel erreicht, um den Vergleich zum Spiel gegen Braunschweig zu ziehen. Wir sind nicht mehr bei den 15 Punkten Rückstand, wir sind bei acht. Gucken wir mal, wie es nach dem dritten und nach dem vierten Viertel steht. Was die Mannschaft zeigt, um einen Rückstand aufzuholen, das müssen wir auch zeigen. Und wir haben die Qualitäten.