Hagen. . Jasper Günther hat das Spielmacher-Gen seiner Familie geerbt. Vater, Mutter und Brüder spielten hochklassig Basketball. Jetzt legt der 16-Jährige nach.

Das Spielmacher-Gen ist in dieser Familie ausgeprägt wie wohl nirgendwo sonst. Vater Dietmar Günther wirbelte in den 1980ern durch die Bundesliga, auch Mutter Martina spielte hochklassig. Und das Talent als kleine, aber schnelle Ballverteiler haben alle drei Söhne geerbt. Nach Philip (30), der die ersten Jahre von Phoenix Hagen mit prägte, und Per (27), der in Ulm zur nationalen Basketball-Größe reifte, hat es jetzt auch der 16-jährige Jasper Günther ins Jugend-Nationalteam geschafft. Mit der U16-Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) startet der Jüngste aus dem Günther-Clan am Donnerstag im litauischen Kaunas in die Europameisterschaft. Und staunt selbst noch ein bisschen darüber: „Hätte mir das einer am Anfang des Jahres gesagt, ich hätte es nicht geglaubt.“

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Am Sonntag mittag zurück aus Tiflis, tags darauf gleich wieder nach Frankfurt, dann in den Flieger nach Kaunas. Aus dem Osten ist Jasper Günther am Wochenende nur kurz nach Westfalen zurückgekehrt, in seinem ersten Sommer mit dem Jugend-Nationalteam lernt der 16-Jährige die Reisestrapazen eines Auswahlspielers gleich kennen. Vom European Youth Olympic Festival in der georgischen Hauptstadt ist der junge Hagener auch gar nicht erst nach Boelerheide zurückgekehrt, sondern hat nur kurz bei Bruder Philip in Münster übernachtet, ehe es wieder Richtung Litauen ging. Am Donnerstag tritt Deutschlands U16-Auswahl dort erstmals an, England ist der erste Vorrundengegner. Auch gegen Russland und die Türkei spielt die Mannschaft von Bundestrainer Harald Stein, das Viertelfinale ist das Ziel. „Und wenn man da gewinnt, ist man für die U17-Weltmeisterschaft qualifiziert“, weiß Jasper Günther.

Jasper Günther: "Und plötzlich war ich dabei"

Dass diese Termine für ihn interessant werden, war bei seinem Erstkontakt mit der DBB-Talentsichtung vor anderthalb Jahren nicht abzusehen. Beim Bundesjugendlager in Heidelberg schaffte der Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasium es nicht, sich für den 40-köpfigen Kader für die U15 zu empfehlen. „Da habe ich aber auch nicht wirklich gut gespielt“, erinnert sich Jasper Günther. Zu Saisonbeginn stand der Spielmacher der Phoenix Hagen Youngsters deshalb auch nicht im Fokus der Bundestrainer, erst mit starken Leistungen in der Jugend-Bundesliga (JBBL) änderte sich das. Erst recht, als Günther maßgeblich am erstmaligen Einzug der Hagener Talente in die deutsche Endrunde beteiligt war. Auch wenn die Youngsters im Halbfinale am Ischeland gegen Ludwigsburg scheiterten, hinterließ der 1,76 m große Aufbauspieler nicht nur als bester Werfer nachhaltigen Eindruck. „Beim Top4-Turnier konnte man sich zeigen und ziemlich gute Werbung für sich machen“, weiß Günther, „und plötzlich war ich dabei.“

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Im Frühjahr beim ersten Turnier der neu gebildeten U16 in der Türkei wurde der Hagener noch nicht berücksichtigt, nach der JBBL-Saison gehörte er dann zu Steins Kader und gab sein Länderspiel-Debüt. „Das kam schon ziemlich überraschend“, räumt der 16-Jährige ein, während Vater Dietmar Günther betont: „Jasper hat sich kontinuierlich gesteigert und immer daran geglaubt, dass er eine Chance hat.“ Die nutzte der Sohn im Juni und Juli bei Länderspielreisen nach Serbien, Tschechien und Georgien nachhaltig. Als Back-up im Aufbau hinter Nelson Weidemann (Alba Berlin), mit dem er sich bereits im erfolgreichen JBBL-Viertelfinale drei heiße Duelle geliefert hatte, sicherte er sich den Platz im EM-Kader. „Meine Rolle ist es, den Guard des anderen Teams unter Druck zu setzen und den Ball schnell zu machen“, beschreibt Jasper Günther.

Beim Basketball gelandet und geblieben

Also ganz in der Tempo-Tradition der Günthers. „Wir sind alle klein und schnell“, weiß der Familien-Jüngste, der in der nächsten Saison schon Regionalliga-Spielzeit bei der BG Hagen erhalten soll. Ganz wie Philip und Per, die ganz jung Aufbau-Verantwortung in Senioren-Teams trugen. Zu beiden, auch wenn sie schon lange nicht mehr in Hagen wohnen, hält Jasper Günther regelmäßig Kontakt, holt sich Tipps. Aber er betont auch: „Ich will meinen eigenen Weg gehen.“ Dass er diesen in der Korbjagd beschreitet, war übrigens trotz familiärer Vorbelastung nicht selbstverständlich. „Am Anfang habe ich ganz viele Sportarten ausprobiert, Fechten und Tennis zum Beispiel“, sagt er: „Aber irgendwann war es dann soweit und ich bin doch beim Basketball gelandet. Und geblieben.“ Wie auch anders in dieser Familie.