Essen. . Basketball-Talent Dennis Schröder von den Phantoms Braunschweig winkt ein großer Vertrag in der nordamerikanischen Profiliga. Beim Draft spekulieren mehrere Klubs auf den 19-Jährigen. Dabei hätte der sich seine Karriere fast verbaut.
Bei den Phantoms Braunschweig haben sie zuletzt Plätze für Scouts aus der großen Basketball-Welt reserviert. Abgesandte der NBA-Klubs aus Portland, Detroit und Utah saßen bei Bundesliga-Spielen auf der Tribüne. Sie beobachteten einen schmächtigen Jungen mit flippiger Frisur und filigraner Ballbehandlung. Dennis Schröder heißt das Talent, für das die Scouts extra aus Übersee ausreisten.
Heute Abend steht der Aufbauspieler wieder im Fokus: Nicht im beschaulichen Braunschweig, sondern im turbulenten Brooklyn. Im New Yorker Stadtteil geht der NBA-Draft über die Bühne. Die 30 Klubs der nordamerikanischen Basketball-Profiliga wählen der Reihe nach aus einem Pool von Collegespielern und ausländischen Talenten aus. Immer in der Hoffnung, den Star von morgen zu verpflichten.
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Schröder wird gleich bei mehreren Klubs heiß gehandelt – Rekord-Champion Boston Celtics oder die Utah Jazz haben den 19-Jährigen oben auf ihrer Liste stehen. Erhält der Braunschweiger in der ersten Auswahlrunde schon einen Zuschlag, ist Schröder demnächst ein Millionen-Vertrag garantiert.
Dass zuletzt ein deutscher Spieler über den Draft sofort den Sprung in die NBA schaffte, ist bereits 15 Jahre her: Ein gewisser Dirk Nowitzki wurde einst auf der Talentbörse gehandelt und für gut befunden. Später mischte er die Liga auf, 2011 holte er mit den Dallas Mavericks den Titel.
Anruf bei Nowitzki
Kommt in diesen Tagen die Rede auf Schröder, fällt zwangsläufig der Name Nowitzki: Der Routinier verfolgt die Entwicklung seines Landsmannes genau, gab Schröder seine Telefonnummer und bot Hilfe an. „Einmal hat er mich schon angerufen“, erzählte Nowitzki vor einigen Tagen. Den Inhalt des Gespräches verschwieg er. Es ist aber kein Geheimnis, dass Schröder auch mit einem Engagement bei den Mavericks liebäugelt. „Es wäre unglaublich, wenn ich zu Dirk kommen würde“, sagte der Braunschweiger unmittelbar vor dem Draft.
Es käme dann zu einer Vereinigung zweier Nationalspieler, die unterschiedlich mit ihrem Talent umgingen: Während Dirk Nowitzki zielstrebig den von seinem Mentor Holger Gesschwidner entworfenen Karriereplan verfolgte, stand sich Schröder lange Zeit selber im Weg. Er durchlief die Auswahl-Nationalmannschaften, doch bald haftete ihm der Ruf eines Ego-Zockers an. In Braunschweig wurde er mal für ein Spiel suspendiert – Schröder hatte eine Trainingseinheit verschlafen.
13 Punkte im Schnitt
Doch in der vergangenen Saison berappelte sich der Aufbauspieler. Schröder wurde bei den Phantoms zur Schlüsselfigur im Abstiegskampf. Er warf fast 13 Punkte im Spiel, verbesserte seine Quote von der Dreierlinie und feilte permanent an seiner Defensivarbeit.
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Die Liga kürte ihn als „Most improved Player“, der Spieler, der die meisten Fortschritte gemacht hat. Womöglich hat sich der junge Basketballer an ein Versprechen erinnert, das er vor einigen Jahren abgab. Er werde sich um die Familie kümmern und eine große Karriere starten, sagte Dennis Schröder zu seinem Vater Axel – kurz bevor dieser einem Herzinfarkt erlag.
Mutter aus Gambia
Der Sohn musste nun Verantwortung übernehmen: Im „Afro Star“, dem Salon seiner gambischen Mutter, wo Dennis Schröder zeitweise als Herrenfriseur aushalf. Und auch auf dem Basketball-Feld, wo er den Mangel an Robustheit durch seine Schnelligkeit zu kompensieren versucht.
Für die Bundesliga reicht sein Talent. Ob sich Schröder auch in der NBA, dem Reich der Muskelpakete, durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Die Zahl der Spieler, denen vor dem ersten Sprungwurf eine große Karriere prophezeit wurde, ist lang. Viele von ihnen tingeln jetzt mit zweitklassigen Farmteams durch die Provinz. Schröders Vorteil: Er kann immer Dirk Nowitzki um Rat bitten.